Den Stoff, aus dem die wahren Rennsport-Träume sind, hat sich der Motorsportclub (MSC) als einzigartiges Erfolgsrezept längst patentieren lassen - nachahmen schier unmöglich.
Von Andreas Wagner
Bernd Albert (Laubach/Nidda) zirkelt das rote Gespann der Lokalmatadoren des MSC Rund um Schotten durch die Postkurve und baut auf die Balancekünste seines Co-Piloten Jann Philipp Wagner. Fotos: Lehmberg
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SCHOTTEN - Den Stoff, aus dem die wahren Rennsport-Träume sind, hat sich der Motorsportclub (MSC) als einzigartiges Erfolgsrezept längst patentieren lassen - nachahmen schier unmöglich: Die nunmehr 31. Auflage des Internationalen ADAC/VFV Schotten Classic Grand-Prix hat sich erneut das Prädikat besonders wertvoll mehr als verdient und ist wieder zur größten Rennsportveranstaltung Hessens mutiert. Kein Wunder, 8000 Zuschauer säumten trotz teilweise widriger Witterungsbedingungen den Kurs.
Wenn am Fuße des Vulkans seit mehr als drei Dekaden am dritten August-Wochenende ein zweitägiges Donnergrollen der historischen Motorräder die Vogelsberg-Idylle ins Mekka der Liebhaber der fast schon antike, chromblinkenden Kostbarkeiten macht, dann beweisen 330 Starter ihr Können und streben nach Punkten für die Deutsche Historische Meisterschaft. Doch in Schotten gehen die Uhren anders: Nicht der Waghalsige, der als Erster die schwarz-weiß karierte Flagge sieht, ist auch der Held, der stolz den Lorbeerkranz trägt. Nein - Gleichmäßigkeit ist angesagt. Nahezu identische Rundenzeiten sind das Maß aller Dinge. Getreu dem alten Motto, konstant auf der letzten Rille durch die engen Kurven zirkeln, ist auch gleichmäßig, drehen die Protagonisten mächtig an den Gasgriffen. Der staunenden Schar hinter den Strohballen ist es kaum ergründlich, wer die Hatz auf dem 1,4 Kilometer langen Rundkurs anführt, aber das ist tausendfach egal, denn der Schwerpunkt liegt auf Bewunderung, Kurzweil und den heiß ersehnten Benzin-Gesprächen.
Zu den absoluten Publikumslieblingen gehören Bernd Albert und Jann Philipp Wagner. Das Duo vom MSC Schotten versprüht eine Riesenportion Lokalkolorit und ist auf dem Weg den Titel in der Gespannklasse N zu verteidigen. Seit sechs Jahren sind der 24-jährige Jann Philipp, Sohn des MSC-Vorsitzenden Wolfgang Wagner-Sachs, und sein 72-jähriger Mentor aus Laubach kongeniale Partner, denn sage und schreibe fünfmal sind sie schon zu Deutschen Meistern gekürt worden. Das silberne BMW-Gespann ist anno 1964 gebaut worden und als schnelle R50/2 ein echter Hingucker. Bernd Albert charakterisiert seinen jungen Balancekünstler im Boot als Riesentalent. In der hubraumstärkeren Klasse Z zieht Albert mit seiner neuesten Errungenschaft ein knallrotes Trumpfass. "Wir gehen mit unserer neuen 1000er-BMW R100 RS an den Start, die schneller ist als die Vorgängerin und vor allem ein perfektes Fahrwerk hat" schwärmt der Fahrzeugtechnik-Ingenieur. In der Tat kommt das Unikat aus der Münchner Edelschmiede Haller, lässt dem hoch aufgeschossenen Jann Philipp als Schmiermaxe mehr Bewegungsfreiheit.
Himmelblau wie der Lack des vollverkleideten Boliden, so positiv ist auch im Stimmung im Fahrerlager beim Team Pfeifer/Pfeifer mit dem Alleinstellungsmerkmal der besonderen Art: Bruder Mark und dessen Schwester Anne bilden die Gespannbesatzung im Sonderlauf. Mit dem ultrahoch drehenden Zweitakter von Eigentümer Dieter Koch (Mörfelden) ist das Schottener Familien-Unternehmen seit 2014 im Grand-Prix-Zirkus dabei. "Wir wollen den Spaßpokal verteidigen", gibt die 51-jährige Anne flachsend zu Protokoll, aber "wir haben echt schon den Fairness-Pokal für unser auftreten bekommen", fügt der 45-jährige Mark an. Vor fünf Jahren im Trainingslager in Südfrankreich wurden die Grand-Grix-Grundlagen gelegt, Anne musste als erfahrene Gespann-Co-Piloten vom Rechts- auf den Links-Ausleger umsatteln. In Schotten ist Anne Pfeifer nicht nur auf ihr gutes Abschneiden fokussiert. Sie drückt dem Duo Albert/Wagner kräftig die Daumen, denn schließlich ihr Sohn Jan-Philipp ja bekanntlich heißer Anwärter auf die Deutsche Historische Meisterschaft.