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Struff verpasst Überraschung

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Schwächelt nur am Ende des fünften Satzes: Jan-Lennard Struff zeigt gegen Shootingstar Carlos Alcaraz tolles Rasentennis in Wimbledon. © IMAGO

Angelique Kerber dominiert zum Wimbledon- Auftakt. Jan-Lennard Struff bringt Shootingstar Carlos Alcaraz an den Rand einer Niederlage - und Oscar Otte gewinnt das deutsche Duell.

Angelique Kerber und Oscar Otte im Schnelldurchgang, dazu zwei erfolgreiche Premieren und ein Tenniskrimi: Hätte Jan-Lennard Struff seine Führung im Vierstunden-Match gegen das spanische Ausnahmetalent Carlos Alcaraz tatsächlich ins Ziel gebracht - es wäre ein nahezu perfekter Auftakt für das deutsche Tennis in die 135. Auflage der Championships in Wimbledon gewesen.

Der gelang der größten deutschen Hoffnung - zumindest im ersten Satz: Den gewann Kerber gegen die Französin Kristina Mladenovic, immerhin neunmalige Grand-Slam-Siegerin im Doppel und Mixed, nach nur 17 Minuten mit 6:0. Für das 7:5 im zweiten Durchgang brauchte sie etwas länger, insgesamt reichte ihr gegen die teilweise völlig indisponierte Mladenovic eine solide Leistung zum Einzug in die zweite Runde.

»Im ersten Satz habe ich vom ersten Punkt an gut gespielt, im zweiten kam Kiki zurück und hat ihr bestes Tennis gezeigt. Ich habe einfach versucht, ruhig zu bleiben«, sagte Kerber. Auf dem Weg zu neuen Erfolgen bei ihrem Lieblings-Grand-Slam werden höhere Hürden warten - am Mittwoch heißt die Gegnerin Magda Linette (Polen). Doch Kerber hat bewiesen, dass mit ihr auf Rasen stets zu rechnen ist. 2018 holte sie den Titel im All England Club, im vergangenen Jahr erreichte sie zum vierten Mal das Halbfinale.

Dort will Oscar Otte (28) auch irgendwann einmal hin, sein steiler Aufstieg hat ihn bereits in die Setzliste geführt. Ohne den verletzten Olympiasieger Alexander Zverev ist der Kölner in Wimbledon die deutsche Nummer eins - und wurde dieser Rolle kurz vor Einbruch der Dunkelheit gerecht: Otte deklassierte seinen Kumpel Peter Gojowczyk beim 6:1, 6:2, 6:1.

Auch Maximilian Marterer (27) und Jule Niemeier (22) gelang der Start. Beide gewannen ihr erstes Match beim ältesten Tennisturnier der Welt, für Niemeier, die irgendwann mit Kerbers großen Fußspuren zurechtkommen muss und von 2017 bis 2021 für den TC Bad Vilbel spielte, war das 6:1, 6:4 über Wang Xiyu (China) der erste Grand-Slam-Sieg überhaupt. »Ich fühle mich wohl auf Rasen, das passt zu meinem Spiel«, sagte Niemeier: »Hier dabei zu sein, ist ein besonderes Gefühl. Die Stimmung ist sehr royal.« Marterer war nach dem 4:6, 7:5, 6:4, 7:5 über den Slowenen Aljaz Bedene zufrieden. »Das fühlt sich unglaublich an«, sagte der Qualifikant, der einst schon auf Platz 45 der Weltrangliste stand und durch Verletzungen zurückgeworfen wurde.

Ein gebrochener Zeh bremste Jan-Lennard Struff in diesem Jahr aus, beinahe hätte er die Leidenszeit mit einem überraschenden Sieg beendet. Gegen Alcaraz führte Struff mit 2:1 Sätzen, doch der 19-Jährige befreite sich mit all seinem Talent aus jeder brenzligen Situation. Struff kämpfte verbissen - und unterlag 6:4, 5:7, 6:4, 6:7 (3:7), 4:6.

»Es war bitter. Ich habe ein gutes Match gespielt, das Level war gut. Bei 3:0 im Tiebreak hatte ich eine gute Chance. Wie er den reinspielt - das war Wahnsinn, das hat das Match komplett gedreht«, sagte Struff: »Am Ende haben Kleinigkeiten entschieden.«

Titelverteidiger Novak Djokovic ist dagegen mit mehr Mühe als erwartet gestartet. Der sechsmalige Champion aus Serbien gewann unter dem geschlossenen Dach des Centre Courts gegen den Südkoreaner Kwon Soonwoo nach 2:27 Stunden 6:3, 3:6, 6:3, 6:4.

»Er hat richtig stark gespielt. Ohne Vorbereitungsmatches fühlt man sich weniger selbstbewusst, als man es gerne hätte«, sagte Djokovic: »Ich musste einen Weg finden, Kontrolle über die Punkte zu gewinnen. Mein Aufschlag hat geholfen. Hätte er den Breakball im dritten Satz verwandelt, hätte es anders laufen können.«

Indes hat der frühere Wimbledonfinalist und US-Open-Champion Marin Cilic seinen Start kurzfristig abgesagt. Der Kroate, der zuletzt bei den French Open in Paris mit dem Einzug ins Halbfinale überraschte, fällt erkrankt aus.

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