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Zurück aus Kanada

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Klara Engel (am Ball) legt sich seit Januar wieder für Gedern/Nidda ins Zeug. © Achim Senzel

Klara Engel überzeugt in der Abwehr des Drittligisten HSG Gedern/Nidda.

Gedern/Nidda (flo). Um ein Haar hätte es am vergangenen Sonntag ein unverhofftes Geburtstagsgeschenk für Klara Engel gegeben. Dazu fehlte bei der 20:21-Auswärtsniederlage der Drittliga-Handballerinnen der HSG Gedern/Nidda beim Spitzenreiter HSG Bensheim/Auerbach wahrlich nicht viel. Pleite hin oder her: Die 23 Jahre alte Kreisläuferin hat bewiesen, dass sie nach ihrem Kanada-Aufenthalt wieder voll da ist. Und dementsprechend mit den Wetterauerinnen nach zuletzt zwei Auswärtsniederlagen am Samstag (18 Uhr, Gymnasiumhalle Nidda) zu Hause gegen die formstarke SG Kappelwindeck/Steinbach in die Erfolgsspur zurückkehren will.

Über fast vier Monate hinweg war Engels Heimat nicht Hörnsheim im Mittelhessischen, sondern Halifax an der Ostküste Kanadas. Nordatlantik statt Kleebach, Großstadt statt Dorf. »Es war eine richtig coole Erfahrung, ich habe es auf jeden Fall nicht bereut«, erzählt Engel, die diese Gelegenheit durch ein Stipendium erhalten hatte und ein Semester an der Saint Mary’s University in Halifax verbrachte. An der Gießener Justus-Liebig-Universität studiert Engel Biologie und Englisch auf Lehramt, in Kanada besuchte sie primär englische Literaturkurse. »Die Bio-Module muss ich natürlich nachholen. Es wird sich zeigen, ob ich das parallel zu den anderen Modulen machen kann oder ein Semester dranhängen muss. Aber das wäre auch nicht schlimm«, sagt Engel, die plant, ihr Studium entweder Ende 2024 oder Anfang 2025 zu beenden und dann ins Referendariat überzugehen.

»Die Erfahrungen aus der Zeit in Kanada bleiben auf jeden Fall für immer«, weiß sie - und macht klar, dass ihr das nach der Fläche zweitgrößte Land der Welt in bester Erinnerung bleiben wird. »Die Kanadier sind total nett und zuvorkommend, das war echt krass, wie sie mit einem umgegangen sind.«

HSG-Heimspiele per Livestream geschaut

Die freien Tage nutzte Engel gemeinsam mit Kommilitonen regelmäßig dazu, das Land zu erkunden. Die Provinz Nova Scotia, deren Hauptstadt Halifax ist, per Auto, Québec, Montreal oder die kanadische Hauptstadt Ottawa mit dem Flugzeug. Denn: »Das Land ist riesig. Man fliegt länger von Halifax an die Westküste nach Vancouver als von Halifax nach Frankfurt. Die Straßen sind außerdem teilweise nicht so ausgebaut, Zugverbindungen gibt es nur wenige. Daher sind wir meistens geflogen.«

Das Ereignis, das am meisten hängen blieb, war jedoch eines in Auto-Reichweite. »Da hatten wir im Wald eine abgelegene Hütte mit eigenem See. Wir konnten auf einer Plattform auf den See raus, sind Kanu gefahren, haben den Sonnenuntergang geschaut, Lagerfeuer gemacht und hatten dort kein Internet. Das war richtig cool«, strahlt Engel.

Die in Kanada aber erst einmal erklären musste, welche Sportart sie ausübt. »Mit dem Handball«, lacht sie, »wussten viele gar nichts anzufangen.« Also blieb auch der Mittelhessin nichts anderes übrig, als andere Sportarten auszuprobieren - wie Volleyball, Fußball oder Bouldern. Und natürlich durfte auch Kanadas beliebteste Sportart Eishockey nicht fehlen - zumindest nicht als Zuschauerin. »Wir haben oft bei den Uni-Mannschaften, den Saint Mary’s Huskies, oder den Profis, den Halifax Mooseheads, zugeschaut.«

Bei alledem hatte Engel ihre HSG Gedern/Nidda aber stets im Blick. »Die meisten Heimspiele habe ich per Livestream geschaut. Auch sonst war ich via Facetime immer mal dabei oder wir haben telefoniert und geschrieben. Im Geiste war ich also nie so weit weg.« Seit dem Vorbereitungsstart Anfang Januar ist sie auch physisch wieder dabei. Und findet sich zusehends wieder hinein in den Handball-Alltag. »Am Anfang war es in Sachen Bewegungsabläufe, Schultern und Knie schon erst einmal gewöhnungsbedürftig, aber zuletzt hat es sich wieder sehr gut angefühlt.«

Die Einsatzminuten jedenfalls steigen von Spiel zu Spiel. Sowohl gegen Mainz II (19:21) als auch in Bensheim trug Engel im Abwehr-Innenblock dazu bei, ein Bollwerk zu errichten. Meist mit Hanna Rösner an ihrer Seite. »Wir verstehen uns privat sehr gut, ich glaube schon, dass sich das auch auf der Platte zeigt. Wir kommunizieren sehr viel, sowohl untereinander als auch mit den Torleuten.« Das Resultat kann sich sehen lassen. »Wir haben mit Mainz und Bensheim zwei der angriffsstärksten Mannschaften jeweils bei 21 Toren gehalten. Das ist nicht vielen gelungen.« Der HSG soll das auch gegen Kappelwindeck/Steinbach Stabilität verleihen. Damit es zumindest mit einem nachträglichen Geburtstagsgeschenk für Klara Engel klappt.

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