Willkommene Taktgeberin

Gedern/Nidda (flo). Spielfreie Zeit ist noch längst keine handballfreie Zeit. Zumindest nicht für Christian Breiler. Am Wochenende schaute sich der Trainer des Frauen-Drittligisten HSG Gedern/Nidda in der Kölner Arena an, wie sich die Rhein-Neckar Löwen den DHB-Pokal sicherten. Handball der Extraklasse also. Attraktiven, erfolgreichen, ja, besseren Handball als in der Rückrunde der abgelaufenen Saison will Breiler in der nächsten Spielzeit auch mit seiner Mannschaft spielen.
Und hat dafür nun ein weiteres Puzzleteil vollständig zurück an die Nidda gelotst: Spielmacherin Hannah Niebergall, die bereits in den letzten Spielen ausgeholfen hatte, läuft in der Saison 2023/24 wieder für die HSG-Handballerinnen auf.
Kommt sie zurück? Oder doch nicht? Diese Frage waberte in den letzten Monaten stetig bei den Wetterauerinnen herum. Allerspätestens seitdem Niebergall ab Januar wieder beim Breiler-Team mittrainierte - wenn auch nur in reduziertem Umfang. Bis Ende Februar dauerte es, ehe die 24-Jährige wieder auf dem Parkett stand: Beim 21:21-Remis in Nieder-Roden gab Niebergall ihr Comeback, beim Saisonfinale gegen Wittlich (24:26) wirkte sie ebenfalls mit. Was zwangsläufig die nächste Frage, wie es darüber hinaus weitergehen würde, aufwarf.
Nun also steht fest: Die Mittelfrau, die sich im Sommer 2022 für eine Pause entschieden hatte und es einmal ohne das Handballspielen versuchen wollte, bleibt an Bord - nicht wie zuletzt als Aushilfe in der Not, sondern sozusagen wieder als Vollzeitkraft. »Hannah will Handball spielen, hat wieder die Lust und die Motivation und sie will das bei uns machen, worüber wir uns riesig freuen. Wir sind glücklich, dass sie wieder da ist«, betont HSG-Coach Breiler, der aus der Zeit von 2016 bis 2022 freilich weiß, was er an seiner langjährigen Taktgeberin hat.
»Ich habe ja seit Jahresbeginn wieder regelmäßig mittrainiert und einfach wieder Blut geleckt. Ich habe im halben Jahr davor schon gemerkt, dass es mir gefehlt hat«, sagt Niebergall. »Ich bin aber der Meinung, dass man Dinge nicht nur halb, sondern hundertprozentig machen sollte. Ich wollte nicht nur hier und da mal, nicht nur auf Abruf dabei sein, sondern dann schon regelmäßig«, erklärt sie, weshalb es nicht mehr bei der Aushilfsrolle bleibt. All dies freilich unter dem Vorbehalt, »dass noch nicht ganz klar ist, wie es vom Beruflichen her genau passt«, so Niebergall.
Denn neben ihrem Wirtschaftsingenieurwesen-Studium an der Technischen Hochschule Mittelhessen in Friedberg - ab Sommer schreibt die Licherin ihre Masterthesis - arbeitet sie dort auch mit einer Halbtagsstelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin. »Dabei ist es nicht so, dass ich nur in der Lehre tätig bin, sondern ich bin eben auch viel international unterwegs, weil mein Chef Koordinator eines der Netzwerke, zu denen die THM gehört, ist«, erklärt Niebergall, die deshalb etwa im Februar mehrere Tage in Estland verbrachte.
Und wie steht’s um die Konkurrenzsituation? Schließlich gibt es mit Eva Schneider eine weitere Mittelfrau, dazu kommt die mit einem Doppelspielrecht ausgestattete A-Jugendliche Amy Blümel. »Hannah ist eine Spielerin, die uns noch mehr Möglichkeiten gibt und die Qualität sowohl im Training als auch im Spiel anhebt«, sagt Breiler. »Wir haben nächste Saison alle Positionen doppelt besetzt, daraus müssen wir Qualität ziehen. Es muss nicht eine Spielerin 60 Minuten spielen, sondern wir können uns gegenseitig auf ein höheres Niveau bringen. Für Eva ist es eine Entlastung, da die Verantwortung nicht mehr alleine bei ihr liegt, zudem verfügt Hannah über Erfahrung, wo Eva sich das eine oder andere abschauen kann.« Ohnehin: »Beide können auch mal zusammenspielen, um hohes Tempo zu machen, weil Hannah auch auf Halb spielen kann.«
Unbestreitbar jedenfalls ist: Mit den beiden Rückkehrerinnen Niebergall sowie Jana Haas, die bekanntlich von der HSG Bensheim/Auerbach kommt, hat die HSG Gedern/Nidda zwei starke Neuverpflichtungen realisiert und ihrer Mannschaft einiges an Substanz zugeführt. Gute Aussichten also, nächste Saison attraktiven, erfolgreichen Handball zu spielen.