Vorsprung aus Händen gegeben

Nidda/Bühl (flo). Da fehlte nicht viel zum vierten Saisonsieg: Trotz einer Drei-Tore-Führung 140 Sekunden vor Schluss nehmen die Drittliga-Handballerinnen der HSG Gedern/Nidda nur einen Punkt aus Baden-Württemberg mit. Bei der SG Kappelwindeck/Steinbach mussten sich die Wetterauerinnen mit einem 32:32 (15:14)-Unentschieden begnügen.
SG Kappelwindeck/Steinbach - HSG Gedern/Nidda 32:32 (15:14). »Vorher«, schmunzelte Christian Breiler, als er am Tag danach bei einer ausgiebigen Runde an der frischen Luft die Geschehnisse des vorangegangenen Abends rekapitulierte, »hätte ich diesen Punkt sofort unterschrieben.« Aber hinterher? Mit drei Toren hatte seine Mannschaft bereits geführt, Kirsten Schindler hatte bei verbleibenden 140 Sekunden zum 32:29-Vorsprung eingeworfen. Dann wurde es turbulent.
Mit der siebten Feldspielerin verkürzte Kappelwindeck/Steinbach auf 30:32 (59.). Statt danach Zeit von der Uhr zu nehmen, versuchten die Gäste, von der Mittellinie einen schnellen Treffer ins noch nicht wieder besetzte Tor zu erzielen - ohne Erfolg. 48 Sekunden vor Ende verkürzten die Baden-Badenerinnen dann per Siebenmeter auf 31:32, Rica Wäscher hatte sich davor überdies eine Zeitstrafe eingehandelt. Diesmal ließ es die HSG ruhiger angehen, zu ruhig für die Schiedsrichterinnen, die zehn Sekunden vor Schluss Zeitspiel pfiffen. »Das ist Ermessenssache, aber gewachsen waren die Schiedsrichterinnen dem Spiel nicht«, teilte HSG-Trainer Breiler diese Einschätzung nicht. Schnurstracks also ging es in die andere Richtung, waren die Gäste noch keineswegs wieder sortiert und feuerte SG-Außen Fitore Aliu aus neun Metern einigermaßen ungehindert einen Hüftwurf ab. Der schlug ein - zeitgleich mit der Schlusssirene. 32:32.
»Da müssen wir vorher versuchen, die Spielerin festzumachen«, befand Breiler. Aber vor allem: »Davor hätten wir es einfach cleverer ausspielen müssen.«
Wie schon bei den knappen Siegen gegen die HSG St. Leon/Reilingen (24:23) und den 1. FSV Mainz 05 II (25:24) fehlte in der Crunchtime die nötige Ruhe. »Wir können nicht davon ausgehen, jedes Spiel mit einem Tor zu gewinnen. Wir haben eine junge Mannschaft, die diese Erfahrung machen muss, um solche Spiele besser über die Zeit zu bekommen.«
Deshalb wollte der 45-Jährige auch mit etwas Abstand nicht über den späten Ausgleich grollen: »Auch wenn das Zustandekommen ärgerlich war, kann ich mit dem Punkt absolut leben. Vor allem im Gesamtkontext, dass wir nun 7:3 Punkte haben.«
Freilich, gewissermaßen passte die Punkteteilung ohnehin zu dieser maximal ausgeglichenen Begegnung. Wie auch ganze acht Führungswechsel dokumentieren. Da hatten es zwei Mannschaften miteinander zu tun, die beide das schnelle Spiel nach vorne präferieren, die beide stets für die eine oder andere Schwankung gut sind, die beide den jeweiligen Widersacher in der eigenen Defensivabteilung nicht zu kontrollieren vermochten.
Die Gäste aus dem Oberhessischen etwa kamen immer wieder über die zehn Mal erfolgreiche Sabine Kaiser - erst auf Linksaußen, dann auf Halblinks eingesetzt - zu Treffern, waren aber auch über Kreisläuferin Leonie Hutin (5 Tore) gefährlich. Defensiv aber war der SG-Rückraum mit der routinierten Ex-Bundesligaspielerin Desire Kolasinac (12/1) und U16-Nationalspielerin Marleen Kern (7) nicht aufzuhalten. Kein Wunder also, dass dieses Duell stets auf Augenhöhe verlief. Als die HSG Gedern/Nidda aus einem 26:27-Rückstand (51.) mit einem 4:0-Lauf eine 30:27-Führung (55.) machte, betrug die Differenz erstmals drei Tore. Diesen Abstand wahrte die HSG bis zum 32:29 (58.). Um den mühsam erarbeiteten Vorsprung dann doch noch aus den Händen zu geben.
Am nächsten Samstag ist das Breiler-Team dann wieder in eigener Halle gefordert. Zu Gast ist die HSG Rodgau Nieder-Roden, die im Vorjahr beide Aufeinandertreffen für sich entschied.
»Da haben wir aus der letzten Saison noch etwas gutzumachen«, stellte der HSG-Trainer klar.
SG Kappelwindeck/Steinbach: Rahner, Z. Bürger; Bertele (2), Klöpfer, Klingler (2/1), Aliu (4), Kolasinac (12/1), Kern (7), Hildebrand, Jülg, L. Bürger, Vierling (1), Lorenz (2), Schipper (2), Riedel.
HSG Gedern/Nidda: Petek (1. - 60.), Heß; Patz, Pfaff (4), Hutin (5), Kaiser (10), Wäscher (2), Schneider (1), Niebergall, Schindler (7/2), Krauß, Droll (3), Schäfer.
Schiedsrichterinnen: Falter/Feldmann (Birkenau/Fürth) - Zuschauer: 150 - Zeitstrafen: 8:4 Minuten (Bertele, Klingler, Kolasinac, Lorenz - Wäscher/2) - Siebenmeter: 3/2:2/2 - Spielfilm: 5:4 (10.), 9:11 (22.), 15:14 (30.), 20:20 (40.), 26:26 (50.), 29:32 (58.), 32:32 (60.).