Von Abstiegskampf, Verstärkungen und Pionierarbeit

Die Rhein-Main Patriots gehen am Wochenende in die zweite Hälfte der Hauptrunde in der Skaterhockey-Bundesliga. Im Interview zieht der Sportliche Leiter Patric Pfannmüller ein Fazit und blickt voraus.
Ein Drei-Punkte-Abzug, Platz zehn, ein Abstiegsrang, nach der Hälfte der Hauptrunde in der Skaterhockey-Bundesliga, Ausfälle von Leistungsträgern. Vor dem Start in die zweite Saisonhälfte mit den Spielen in Berlin (Samstag, 19 Uhr) und in Bissendorf (Sonntag, 16 Uhr) spricht Patric Pfannmüller, der Sportliche Leiter von Aufsteiger Rhein-Main Patriots, über die richtungsweisenden Wochen im Kampf um den Klassenerhalt, die Ausrichtung der Deutschen Inlinehockey-Meisterschaften im Juni und Kooperation mit dem Eishockey-Nachwuchsverein Rote Teufel Bad Nauheim.
Patric Pfannmüller, Ihr Klub war mit viel Euphorie in die Bundesliga zurückgekehrt, steht nach neun von 18 Spielen aber auf einem Abstiegsplatz. Wie bewerten Sie die Lage im Kampf um den Ligaverbleib?
Mit dem Tabellenplatz können wir nicht zufrieden sein. Das ist klar. Man muss in der Bewertung aber auch auf den Spielplan schauen. Wir haben gegen drei Top-Mannschaften bereits Hin- und Rückspiel absolviert, also sechs Spiele bestritten, in denen wir als Aufsteiger in der Außenseiterrolle waren. Jetzt kommen die Spiele gegen Klubs auf Augenhöhe, und da war es wichtig, dass uns zuletzt in Iserlohn der erste Dreier gelungen ist. Dazu wurden uns drei Zähler aberkannt. Mit diesen Punkten würden zwar den gleichen Tabellenplatz belegen, könnten aber etwas entspannter in die kommenden Spiele gehen. Dennoch: Mit Blick auf das Restprogramm sehe ich die Chancen auf den Klassenerhalt als absolut realistisch an.
Intern ist der Ärger über den Abzug von drei Zählern nach dem Nichtantritt in Kaarst noch groß.
Ja. Eine Spielwertung gegen uns und eine Geldstrafe - okay, das wäre im Rahmen. Aber einen Punktabzug halte ich für völlig überzogen. Und natürlich ist das für einen Aufsteiger eine Hypothek. Wir haben uns mit Blick auf unsere damalige Situation mit Corona-Fällen frühzeitig um eine Spielverlegung bemüht. Das hat der Gastgeber mit Verweis auf fehlende Ausweichtermine abgelehnt; und das im März, wo eine Saison bis September andauert. Das erscheint seltsam. Zudem: In gleicher Weise wurde Essen sanktioniert. Die Moskitos waren zu ihrem Spiel einfach nicht angetreten, Heimmannschaft und Gastgeber hatten unseres Wissens nach vergeblich gewartet. In meinen Augen ist es nicht richtig, beide Fälle gleich zu behandeln.
Zuletzt haben Eishockey-Profi Max Faber und Amandus Röttcher, ein Inlinehockey-Nationalspieler aus Namibia, die Patriots unterstützt. Wie planen Sie mit diesen beiden Spielern für die kommenden Aufgaben?
Der Juni und der Juli sind für uns auf Grund der Gegner die richtungsweisenden Monate. Und in dieser Zeit können wir auf beide Spieler zurückgreifen. Als Eishockey-Profi steht Faber natürlich nur für einen begrenten Zeitraum zur Verfügung; ebenso Amandus Röttcher. Er hat Verwandte in der Region, hat im Vorjahr bei uns mittrainiert. Er kommt aus dem Inlinehockey, steht in Italien unter Vertrag. Dort wird die Saison jedoch über die Wintermonate gespielt, so dass er uns aktuell unterstützen kann. Er bringt als WM-Teilnehmer internationale Erfahrung mit, wobei das Spiel mit dem Ball eine gewisse Umstellung erfordert.
Mit Marcel Patejdl und Alexander Blum fehlen zwei Leistungsträger. Sind solche Ausfälle denn überhaupt zu kompensieren?
In unserer Region gibt es nunmal nur sehr wenige Spieler, die schon einmal auf diesem sportlichen Level gespielt haben. Insofern tut jeder Ausfall entsprechend weh und ist nicht so leicht extern aufzufangen. Wir haben sicher eine Reihe junger, talentierter Spieler im Kader, die nach einem Aufstieg in die Bundesliga aber Routine und Erfahrung an ihrer Seite benötigen, um sich schneller entwickeln zu können. Da ist ein Mann wie Max Faber eine brutale Bereicherung. Er hat in der Vergangenheit bereits in Iserlohn Skaterhockey gespielt, er bringt Ruhe und Qualität mit. Amandus Röttcher fehlt die Erfahrung im Spiel mit dem Ball, er wird sein Niveau noch steigern können.
Assenheim ist vom 24. bis 26. Juni Austragungsort des Turniers um die deutsche Inlinehockey-Meisterschaft, dem artverwandten Spiel mit dem Puck. Welche Bedeutung hat diese Veranstaltung für die Rhein-Main Patriots?
Das ist zum einen natürlich eine tolle Bühne für uns als Klub. Wir wollen die Chance nutzen, zu zeigen, wie professionell gearbeitet wird. Zum anderen dürfen sich auch Eishockey-Fans freuen. In den Kadern von Berlin, Düsseldorf oder auch Celle Klubs finden sich einige DEL- und Nationalspieler, mit denen in Assenheim zu rechnen ist. Natürlich planen auch wir mit der einen oder anderen Ergänzung aus der Eishockey- und der internationalen Inlinehockey-Szene, um uns mit diesen Mannschaften messen zu können. Unser Ziel ist die Halbfinal-Qualifikation.
In der Vorwoche wurde die künftige Kooperation mit de Eishockey-Nachwuchsverein aus Bad Nauheim bekannt. Wie können Inhalte assehen?
Wir leben in einer hockeyinteressierten Region, werden aber auch in den kommenden drei bis fünf Jahren nicht über die infrastrukturellen Rahmenbedingungen, sprich mehrere Trainingsflächen, verfügen, die an anderen Standorten gegeben sind. Deshalb müssen wir kreativ denken und verschiedenen Wege prüfen, wie es dennoch gelingen kann, unser Ziel zu erreichen; nämlich Hockeyspieler auszubilden, die auf hohem Niveau spielen können. Da ist beispielsweise während der Wintermonate Kunsteis in der Inlinehalle ein Gedanke; um vielleicht Freiräume für ein Torwarttraining zu gewinnen. Das ist natürlich alles eine Planungs- und Kostenfrage, aber es reizt mich, Pionierarbeit zu leisten.