»Vom Kopf her völlig versagt«

Droht doch noch einmal Abstiegskampf? Gegen die SG Kappelwindeck/Steinbach leistet sich die HSG Gedern/Nidda den dritten Totalausfall in eigener Halle - und geht mit 28:36 (10:19) unter.
Die Heim-Ergebnisse der HSG Gedern/Nidda sind ernüchternd: 17:34 gegen die HSG Bensheim/Auerbach II im Oktober. 23:30 gegen die TSG Eddersheim im Dezember. Und nun 28:36 gegen die SG Kappelwindeck/Steinbach. »Im Prinzip gleichen sich diese Spiele. Wir haben jedes Mal vom Kopf her völlig versagt«, sagte Trainer Christian Breiler. Und verschärfte den Ton massiv: »Es macht mich absolut wütend, dass es jetzt schon das dritte Heimspiel in dieser Saison ist, in dem wir eine tolle Kulisse haben und dann eine solche Scheiße zusammenspielen. Das gefällt mir einfach nicht. Sonst haben wir die Spiele in eigener Halle immer eng gemacht.«
Und plötzlich geht der Blick doch wieder nach unten. Die HSG ist mittlerweile auf Platz sechs abgerutscht. Vor allem aber: Die TSG Eddersheim, die den direkten Vergleich gegen das Breiler-Team für sich entschieden hat, ist als Rangachter nur noch vier Punkte entfernt. Jener Platz führt in eine Relegationsrunde um den Klassenerhalt.
Vier Spiele hat Gedern/Nidda noch zu bestreiten, nach Fasching geht es zum Angstgegner HSG Rodgau Nieder-Roden, Mitte März kommt dann der Zweite HSG Freiburg. Das birgt zweifelsfrei die Gefahr, dass in den letzten beiden Partien bei der TG 88 Pforzheim und gegen die HSG Wittlich noch einmal richtig Druck auf dem Kessel ist. »Wir müssen uns da rausarbeiten und wir brauchen ganz klar noch Punkte. Zwei Siege brauchen wir noch«, betonte Breiler.
Weshalb seine Mannschaft gegen die zugegebenermaßen äußerst formstarken Badenerinnen, die aus den letzten sieben Partien 13 von möglichen 14 Punkten geholt haben, einigermaßen sang- und klanglos unterging, lässt sich an einer einzigen Zahl festmachen: Irrwitzige 28 Ballverluste und technische Fehler fabrizierten die HSG-Ballwerferinnen. »Was wir an technischen Fehlern und Abspielfehlern gemacht haben, da fehlen mir die Worte«, war auch der Trainer fassungslos. Keine Frage: Die sehr agile, häufig in den Passwegen stehende und offensiv interpretierte SG-Deckung ist durchaus unangenehm zu bespielen. Eine Rechtfertigung für eine derart hohe Fehlerrate aber ist das freilich nicht.
So aber rollte Gegenstoß um Gegenstoß auf die bemitleidenswerten HSG-Torfrauen Anne Heß und Yvonne Petek zu. Acht Gegenstoßtreffer kassierte Gedern/Nidda bereits in der ersten Hälfte, sieben weitere im zweiten Abschnitt. Weil Kappelwindeck/Steinbach obendrein im Positionsspiel brillierte, mit schneller, druckvoller Ballbewegung immer wieder über Rückraum-Torjägerin Desire Kolasinac (11/2 Tore) oder Kreisläuferin Lisa Schipper (acht Tore) zum Erfolg kam, war frühzeitig für klare Verhältnisse gesorgt. Bis zum 8:10 (16.) blieb die HSG in Reichweite, ehe sie mit einem 0:7-Lauf auf 8:17 (20.) distanziert wurde und beim Pausen-10:19 bereits aussichtslos in Rückstand lag.
Und doch stand diese Begegnung Mitte der zweiten Hälfte kurz vor einem Wendepunkt, als Kreisläuferin Klara Engel zum 19:24-Anschluss (45.) traf. Das fiel just in jene Phase, als SG-Antreiberin Kolasinac verletzungsbedingt von der Bank aus zuschauen musste. Als die Ex-Bundesligaspielerin auf die Platte zurückkehrte, zeigte sie ihre Wichtigkeit: Ein verwandelter Siebenmeter, zwei Rückraumtore, ein Kreisanspiel - und schon stand es 21:28 (50.). »Als wir gewackelt haben, war es schon gut, dass Desire nochmal zurückkam«, sagte SG-Coach Arnold Manz. Breiler wusste: »Eine solche Spielerin, die das Spiel leitet und es in die richtigen Bahnen lenkt, haben wir nicht. Das ist kein Vorwurf an unsere Mittelfrauen, aber so eine Figur fehlt uns eben.« Genauso wie noch der eine oder andere Punkt, um nicht doch noch einmal in Abstiegsgefahr zu geraten.
HSG Gedern/Nidda: Petek (ab 18.), Heß; Rösner, Schüler (2), Engel (3), Pfaff (4), Hutin, Kaiser (4), Wäscher (1), Schneider (2), Niebergall, Schindler (7/3), Krauß, Droll (1), Blümel (1), Schäfer (3).
SG Kappelwindeck/Steinbach: Rahner, Bürger (n.e.), Blandl (ab 38.); Klöpfer (2), Klingler (3), Kolasinac (11/2), Kern (3), Hildebrand (1), Jülg, Bönte (2), Vierling (3), Schipper (8), Riedl (3).
Schiedsrichter: Schwarzmeier/Stewen (Frankfurt/Gießen) - Zuschauer : 320 - Zeitstrafen: 8:4 Minuten (Engel, Kaiser, Wäscher, Blümel - Klöpfer, Vierling) - Siebenmeter: 3/3:3/2 - Spielfilm: 5:7 (9.), 8:17 (20.), 10:19 (30.), 13:23 (35.), 19:24 (45.), 21:28 (50.), 28:36 (60.). Von Florian Deis
