Verschärfte Konkurrenzsituation

Anne Heß ist eine von drei Torhüterinnen bei Drittligist HSG Gedern/Nidda.
Gedern/Nidda (flo). Das Einzugsgebiet, aus dem die Handballerinnen der HSG Gedern/Nidda ihr spielendes Personal rekrutieren, hat sich in den vergangenen Jahren dann doch sukzessive erweitert. Nach Mittelhessen ebenso wie in den Frankfurter Raum. Anders, das steht außer Frage, ließe sich der Drittligastandort im abgelegenen Osten des Wetteraukreises nicht aufrechterhalten. Doch es gibt auch noch die für das Gesamtgefüge so unverzichtbaren Spielerinnen aus der unmittelbaren Kernregion: Solche wie Torhütern Anne Heß, die am Samstag (18 Uhr, Gymnasiumhalle Nidda) mit ihren Paraden gegen die HSG Rodgau Nieder-Roden zum vierten Saisonsieg beitragen will.
Heß, die im Ortenberger Stadtteil Eckartsborn lebt und groß geworden ist, und die HSG Gedern/Nidda - das ist gewissermaßen eine glückliche Fügung. »Ich weiß nicht, ob ich damals woanders hingegangen wäre, um hochklassig Handball zu spielen. Ich bin schon sehr verankert hier in der Region«, gesteht die 24-Jährige. »Für mich war das daher super, dass ich damals die Chance hatte, in Nidda 3. Liga zu spielen.« Seinerzeit - 2017 also - war Heß aus der A-Jugend ihres Heimatvereins HSG Oberhessen zum benachbarten Drittligisten gewechselt und auf Anhieb zur Nummer eins avanciert. Seitdem hat sich die Konkurrenzsituation zwischen den Pfosten freilich verschärft. Erst kam nach dem Zweitliga-Aufstieg Sandra Elisath dazu, 2020 dann noch Yvonne Petek. Dementsprechend hat Trainer Christian Breiler von Woche zu Woche die Qual der Wahl - verbunden mit der gewiss nicht immer einfachen Aufgabe, alle Torhüterinnen mit Einsätzen bei Laune zu halten. Elisath muss derzeit aufgrund von Schulterproblemen passen, in den bisherigen fünf Partien teilten sich Heß und Petek die Spielzeit insgesamt nahezu hälftig auf. Beim Remis bei der SG Kappelwindeck/Steinbach (32:32) spielte Petek durch. »Aber Yvonne hat auch gut gehalten. Da stehe ich dann auch voll dahinter, wenn der Trainer entscheidet, nicht zu wechseln«, versichert Heß.
Die in der Vorsaison auch durchaus schwierige Zeiten durchlebte, gerade in der Rück- sowie in der Abstiegsrunde weitaus weniger Einsatzminuten als derzeit erhielt. »Auf der einen Seite konnte ich das verstehen. Es war eine brenzlige Phase, in der Yvonne im Tor Sicherheit gebracht hat«, blickt Heß zurück. »Auf der anderen Seite war es natürlich frustrierend, viermal in der Woche ins Training zu gehen und schon zu vermuten, dass man am Wochenende nur auf der Bank sitzen wird.« Noch dazu in einer Zeit, in der im Rahmen des Architekturstudiums viele herausfordernde Klausuren anstanden. Viele, erzählt sie, hätten gefragt, warum sie denn nicht spiele. »Wenn du das immer wieder gefragt wirst, stellst du dir irgendwann auch selbst die Frage, warum das so ist und ob man diesen Aufwand weiterhin so betreiben will.« Und doch: »Ich lebe zu sehr für diesen Mannschaftssport, ich könnte nicht ohne und ich fühle mich bei der HSG total wohl.«
Konkurrenzsituation hin oder her - das Verhältnis der Torhüterinnen untereinander ist bestens. »Das läuft richtig, richtig gut, wir gönnen uns die Einsatzzeiten auch gegenseitig. Wir sind sozusagen ein kleines Team in einem großen Team«, bestätigt Heß.
Gemeinsam bereitet sich das Trio auf die Begegnungen vor. »Über die Woche hinweg schaut sich jede für sich Videos vom Gegner an, zudem schneidet Christian Wurfbilder des Gegners für uns zusammen. Das schauen wir uns freitags gemeinsam an, während die anderen bei der Videoanalyse des Gegners sind. Ich schreibe mir zudem immer einen Zettel, wie die Tendenzen der Wurfbilder sind oder aus welchen Auslösehandlungen die Würfe entstehen«, berichtet Heß. Und während der Spiele? »Da versuchen wir auch, uns auszutauschen. Die, die auf der Bank sitzen, geben das weiter, was sie sehen. Beispielsweise wie man besser stehen oder anders an eine Situation herangehen könnte.«
Dass die HSG Gedern/Nidda mit 7:3 Punkten in die Saison gestartet ist, daran haben gewiss auch die Torhüterinnen einen Anteil. »Diesen Saisonstart hätte keiner unbedingt so erwartet. Ich denke, der Zusammenhalt spielt eine große Rolle, dass wir die engen Spiele über die Bühne gebracht haben«, meint Heß. Gegen die HSG Rodgau Nieder-Roden, gegen die das Breiler-Team in der Vorsaison zweimal verlor, sollen die nächsten Zähler her. »Wir haben uns fest vorgenommen, uns diese vier Punkte sozusagen zurückzuholen«, stellt Heß klar. »Wenn wir unsere PS auf die Straße bekommen, wenn wir mit Geschwindigkeit unsere schnellen Tore erzielen, dann haben wir gute Chancen.«