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Unikum aus dem hohen Norden

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Schotten/Flensburg (ten). Bei den Gespannläufen im Rahmen des Schottenring Historic Grand Prix der Klassen C, Y, Z und F2 ragte ein Motorrad-Gespann aus den 13 Maschinen heraus. Denn das von Gunnar Witt gelenkte Gespann mit Ira Gerdau im Beiwagen ziert nicht nur eine Ente auf dem Schutzblech des Vorderrads. Bemerkenswerter ist das amtliche Flensburger Kennzeichen am Beiwagenkotflügel mit nahezu frischer TÜV-Plakette.

»Das habe ich geplant, seit ich 20 bin«, berichtet der 64-jährige Witt. »Ich wollte immer mal ein Renngespann und einen Sandbahnmotor auf die Straße bringen.« Nach seinem 50. Geburtstag begann er sich um die Zukunft seiner beiden Träume Gedanken zu machen. »Du träumst und träumst und wenn du nicht irgendwann anfängst, wird das nichts«, sinniert er mit dem Zungenschlag des Holsteiners. Also beschloss er beide Träume in einem Kneeler-Gespann mit 600er-Sandbahn-Motor zu vereinigen. Allerdings zeigten sich fast alle Prüfingenieure des TÜV, denen er sein Konzept beschrieb, wenig überzeugt. »Die meisten haben mich ausgelacht, einige haben mich belächelt.« Schließlich fand Witt doch einen, der privat ebenfalls Gespannfahrer ist, der die Idee interessant fand. »Schick mir mal ein paar Skizzen«, habe sich der Ingenieur auf das Projekt eingelassen. In enger Absprache mit zahlreichen Besuchen in Witts Werkstatt wurde das Kneeler-Gespann für die Straße schließlich realisiert. Die einzige größere Änderung für die Zulassung war, dass der Prüfer ein gefedertes Beiwagenrad für mehr Komfort auf der ansonsten nackten Plattform verlangte. Die Prüfung selbst war schließlich Formsache, weil der Ingenieur das Gespann inzwischen fast so gut kannte, wie Witt selbst. Weniger begeistert zeigte sich dagegen eine Polizeistreife bei einer der ersten Ausfahrten. »Die konnten nicht glauben, dass der Beiwagen für Personen zugelassen war.« In ihrer Heimatstadt Flensburg sind Witt und Ira Gerdau, seit sie das Gespann 2014 zugelassen haben, inzwischen bekannt. Angehalten werden sie nur noch von neuen Beamten aus Neugier.

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