Überaus zäher Auftritt

Region (jm). Matthias Georg, Geschäftsführer des Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach, sprach aus, was 5236 Zuschauer im letzten Heimspiel gedacht und teilweise auch mit Pfiffen geäußert hatten. »Vergnügungssteuerpflichtig war das nicht«, sagte er zum Auftritt des OFC beim 1:0 (0:0) gegen den FC Rot-Weiß Koblenz, der vorübergehend Rang drei bescherte.
Die Konkurrenz aus Homburg und Hoffenheim könnte in zwei Nachholspielen bis zur Winterpause noch vorbeiziehen.
Die Kickers, die immerhin mit ins neue Jahr nehmen, aktuell das beste Heimteam der Regionalliga Südwest zu sein (26 Punkte aus elf Partien), hatten gegen das Schlusslicht zwar weitgehend alles im Griff, was sie aber gerade in der ersten Hälfte anboten, war wenig erbaulich. Lediglich zwischen der 25. und 35. Minute erzeugte der OFC phasenweise richtig Druck und kam durch Christian Derflinger (27.) und Julian Albrecht (29.) zu zwei dicken Chancen. Beide Male parierte der beste Koblenzer, Torwart Carl Leonhard.
»Insgesamt war es ein hochverdienter Sieg«, meinte Ersan Parlatan, der sein Team gegenüber dem 1:3 in Hoffenheim auf vier Positionen umgestellt hatte. Für Vincent Moreno Giesel, Rafael Garcia, Dejan Bozic (alle Bank) und Maximilian Rossmann (5. Gelbe Karte) begannen Shako Onangolo, Julian Albrecht, Törles Knöll und Innenverteidiger Jakob Zitzelsberger. Der wieder genesene Kapitän Sebastian Zieleniecki nahm auf der Bank Platz.
»Es ist nicht immer einfach, das Spieltempo hochzuhalten gegen einen Gegner, der tief steht«, zeigte der OFC-Coach Verständnis dafür, dass sich seine Mannschaft über weite Strecken in einem zähen Ringen schwer getan hatte: »Einfacher wird so ein Spiel nur, wenn du früher in Führung gehst.« Umso wichtiger sei daher gewesen, dass die Kickers, anders als bei den letzten beiden Aufeinandertreffen mit Koblenz in diesem Jahr (jeweils 0:1), hinten dicht hielten. Allerdings gegen einen Gegner, der zwar in Gentrit Limani einen früheren Offenbacher U19-Bundesligaaufstiegshelden in seinen Reihen hatte, insgesamt aber höchst limitiert agierte.
Erst gegen Ende, als die Gäste, die nur einmal in der Schlussminute wechselten, immer müder wurden, kam der OFC öfter zu gefährlichen Szenen. Die beste Chance hatte der eingewechselte Dejan Bozic nach starker Vorarbeit von Jakob Lemmer auf dem Fuß. Doch Alexis Weidenbach blockte den Schuss aus kurzer Distanz auf der linie stehend zur Ecke (80.). Zwei Minuten später klingelte es dann - und wieder mal war es ein Joker, dieses Mal Lucas Hermes, der mit seinem Tor (81.) die Wende zum Positiven brachte.
»Wir haben viel Arbeit vor uns«, meinte Parlatan mit Blick auf die letzte Trainingswoche in diesem Jahr und der Wintervorbereitung. Dem 45-Jährigen, der Mitte Oktober auf Alexander Schmidt und Interimscoach Alfred Kaminski gefolgt war, ist bei allem Bemühen das ausbaufähige Offensivspiel nicht entgangen. »Wir müssen lernen«, sagt der frühere Steinbacher, der mit dem OFC in neun Partien 19 Punkte sammelte. Ein Schnitt (2,11), der am Ende der Saison eigentlich berechtigte Aufstiegshoffnungen zulassen würde. Weil der OFC aber in den ersten acht Partien der Saison nur elf Zähler holte, rennt er mit acht Punkten Rückstand ziemlich aussichtslos Spitzenreiter SSV Ulm 1846 (45) hinterher.
Und so kommt dem Hessenpokal, in dem der OFC im Viertelfinalspiel am 25. Februar beim Ligarivalen SG Barockstadt Fulda-Lehnerz ins Jahr 2023 startet, eine noch bedeutendere Rolle zu. »Das ist ein sehr wichtiger Wettbewerb für uns«, betont Parlatan völlig zurecht.
Unter den Oberbegriff Lernen fällt für den Offenbacher Trainer vor allem das Vermeiden »sinnloser Flanken und Fernschüsse«. Zudem missfällt ihm die phasenweise überdeutliche mangelnde Intensität im Spiel. »Wir müssen das Tempo und den Druck höher halten«, fordert er. Gerade gegen Gegner, die wie Koblenz an den Bieberer Berg kommen und ihren Bus in der eigenen Hälfte parken. Und so dafür sorgen, dass Vergnügungssteuer nicht anfällt.
Am Freitag (13.30 Uhr) steht ein Testspiel gegen Drittligist Erzgebirge Aue auf dem Platz des JSK Rodgau an. as erste Punktspiel 2023 folgt am Sonntag, 5. März (14 Uhr), beim FSV Frankfurt.
Kickers Offenbach: Richter - Onangolo (79. Garcia), Breitenbach, Zitzelsberger, Marcos - Albrecht (60. Hermes), Jopek - Lemmer, Derflinger (85. Vetter) , Saric (79. Hosiner) - Knöll (60. Bozic)
FC Rot-Weiß Koblenz: Leonhard - Afamefuna, Weidenbach, Buckesfeld, Zobel - Adewole, Regäsel - Limani (90. Lihsek), Maroudis, Köhl - Töpken
Schiedsrichter: Tom Bauer (Mainz . Zuschauer: 5236. Tor: Hermes (81.). Gelbe Karten: - / Adewole.