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Trauer um eine Trainer-Legende

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Ein Leben für den Eishockey-Sport: Ladislav Olejnik - hier bei seinem letzten öffentlichen Auftritt im November 2020, ist im Alter von 90 Jahren verstorben. FOTO: NICI MERZ © NICI MERZ

Ladislav Olejnik, unter anderem Trainer des VfL Bad Nauheim und der Eishockey-Nationalmannschft, ist verstorben.

Die Eishockey-Familie verabschiedet sich von einer Legende: Ladislav Olejnik ist im Alter von 90 Jahren verstorben. Olejnik hatte unter anderem den VfL Bad Nauheim 1973 als Trainer zum größten Erfolg der Eissport-Geschichte in der Wetterau geführt. 1991 coachte er gemeinsam mit Erich Kühnhackl die deutsche Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft.

Rückblick, es ist der 30. November 2020: Ladislav Olejnik und Ralf Pöpel kommen zu einem Doppel-Interview zusammen, zur Vorbereitung einer besonderen Ehrung, der Aufnahme in die Hall of Fame. Ihre Namen sollen wenige Tage später auf Bannern unter das Dach des Colonel-Knight-Stadions gezogen werden. In einer Reihe mit Rainer Philipp, Werner Bachmann, Rolf Knihs und Doug Murray.

Ladislav Olejnik steht an diesem 30. November dort, wo er sich in den langen Jahren seiner beeindruckenden Karriere am wohlsten fühlte: direkt hinter der Bande, der Coach in ihm erwacht auch im hohen Alter. Er stellt sich den Fragen, begibt sich auf eine Zeitreise. Olejniks Augen blitzen und er beginnt, zu erzählen. Von seiner Anfangszeit in Deutschland. 1968, als er aus der damaligen Tschechoslowakei kam und zunächst in Bad Tölz landete. Er führte die »Buam« zwei Jahre später zur deutschen Vize-Meisterschaft.

Dann Bad Nauheim, die »wunderbare Stadt«, die zur Heimat wurde. Olejnik redet wie ein Wasserfall, zuweilen hilft der aufmerksame Ralf Pöpel, füllt kleine Erinnerungslücken. 1973 gelingt dem VfL Bad Nauheim mit dem dritten Platz in der damaligen Bundeliga die beste Platzierung in der Vereinsgeschichte. Olejnik erzählt von »Tiger Müller, dem Langner Paul und dem Flipper, Rainer Philipp«. Er schaut Ralf Pöpel an, setzt sein berühmtes, verschmitztes Lächeln auf und sagt: »Der Ralf war ein toller Team-Spieler«.

Dann schwärmt »Oli« von seiner Zeit in Mannheim. Damals, anfangs der 80er Jahre, kamen bis zu 12 000 enthusiastische Fans in den alten, ehrwürdigen Friedrichspark. Viermal feierte der MERC unter Olejnik die Vizemeisterschaft, dreimal gelang Platz drei.

Sein bester Spieler? »Doug Berry, er war großartig.« Dass er den Kanadier Berry so mochte, hatte seinen Grund. Olejnik liebte das schöne Spiel und schnelle Kombinationen. Raufereien waren ihm zuwider. Er schwärmt von der tschechischen Eishockey-Schule, die ihn geprägt hat. 38 Mal trug er das Trikot der CSSR, elf Mal wurde er Landesmeister, er war ein spielender Verteidiger und hatte mit seinen 1,95 Meter Länge Gardemaß.

Über eine Stunde dauert das Interview nun schon. Der Kameramann, selbst langer Begleiter des Nauheimer Eishockeys, braucht eine kleine Pause. »Ich habe Gänsehaut«, sagt er. Olejnik lächelt. Wie hat er sich selbst als Trainer gesehen? »Na ja, Disziplin war immer wichtig. Pünktlichkeit auch.« Olejnik bekam den Beinamen »Der harte Hund aus Brünn.« Weil er von seinen Spielern viel forderte, in jedem Training, in jedem Spiel. Nach seinen acht Jahren in Mannheim betreute der Asket sechs Spielzeiten die Frankfurter Eintracht, dazwischen coachte er gemeinsam mit Erich Kühnhackl die deutsche Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft 1991 in Helsinki. Er führte Freiburg 1992 auf Platz fünf der Hauptrunde, bis heute die beste Platzierung der Breisgauer. 1994 trainierte er die Ratinger Löwen, dann verließ er die Bühne der Deutschen Eishockey Liga und half fortan dem Nachwuchs des EC Bad Nauheim. Von 1998 bis 2005 vermittelte er seine Erfahrung den Junioren und wurde einmal deutscher Vizemeister. »Bad Nauheim«, sagt er, »ist besonders. Diese Stadt ist meine Heimat. Ich habe das geliebt, mit den jungen Leuten zu arbeiten.«

Am Ende der gemeinsamen Reise durch eine lange Karriere schaut er nach oben, zum Hallendach. »Schau Oli, da kommen unsere Namen hin«, sagt Ralf Pöpel. Olejnik nickt und wischt sich eine Träne aus den Augen. »Danke, das ist sehr nett. Ich freue mich.«

Später an diesem Tag im November 2020 werden die Markenbotschafter interviewt. Manfred »Tiger« Müller, Rolf »Pilo« Knihs, Thomas Barczikowski Dieter »Birnchen« Jehner und Jan Guryca. Quasi heimlich »Oli« und Ralf sollen überrascht werden von den Aussagen des Quartetts. »Er hat jeden Spieler besser gemacht. Er war hart, aber stets fair, sagen sie und »Pilo« spricht für alle: »Er war unser bester Trainer.«

Auf Grund der Pandemie erst am 6. März 2022, zum Heimspiel gegen die Freiburger Wölfe, wurden die Namen der Legenden Ladislav Olejnik und Ralf Pöpel unter dem lange anhaltenden Applaus der über 2000 Fans unters Hallendach gehängt. Ein großartiger Moment mit rührenden Worten von Ralf Pöpel. Für Ladislav Olejnik kam dieser Tag zu spät. Aus gesundheitlichen Gründen war er nicht mehr in der Lage, teilzunehmen.

Das Interview im November 2020 war sein letzter öffentlicher Auftritt. Am 8. Mai wurde er 90 Jahre, am 7. Juni 2022 ist er verstorben. Die Eishockey-Familie wird ihn niemals vergessen. BF

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