Ristic und Sobotzik müssen gehen

OFC-Beben: Matthias Georg wird Geschäftsführer in Offenbach, ein neuer Trainer muss noch gefunden werden.
Offenbach (cd). Joachim Wagner redet ruhig und mit Bedacht. Aber seine Sätze lassen erkennen, wie sehr das Binnenklima beim Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach in den vergangenen Wochen gelitten hatte. Der Glaube in die Sportliche Leitung war nicht mehr vorhanden, sagte der Präsident und Aufsichtsratsvorsitzende des Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach, gestern Nachmittag auf einer Pressekonferenz. Daher habe man entschieden, sich von Geschäftsführer Thomas Sobotzik und Chefcoach Sreto Ristic zu trennen. »Es war nicht alles schlecht, aber am Ende zählt das Vertrauen.«
Beide seien noch nicht beurlaubt, aber informiert worden, so Wagner. Man werde nun versuchen, eine einvernehmliche Lösung zu finden. Bedeutet: Die im Winter verlängerten Verträge (Wagner: »Das war ein Fehler«) sollen aufgelöst werden. »Das wird kein langer Prozess«, meint der Präsident. Gerüchte über eine Abfindung in sechsstelliger Höhe ließ er unkommentiert. Von Co-Trainer Marijan Kovacevic, der vor anderthalb Jahren mit Ristic zum OFC gekommen war, habe man sich hingegen nicht getrennt. Er soll wohl als Scout bleiben.
Man habe in der Winterpause noch fest daran geglaubt, dass Saisonziel, den Aufstieg in die 3. Liga, erreichen zu können. »Wir wollten alles tun, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen«, sagte Wagner. Ein Trainingslager wurde finanziert und »zwei absolute Wunschspieler« der Sportlichen Leitung (Hosiner, Milde) verpflichtet. »Wir sind mit großer Vorfreude ins Jahr 2022 gestartet, es hat aber sehr ernüchternd begonnen.« Bilanz der ersten drei Spiele nach der Winterpause: ein Remis, zwei Niederlagen. »Die Meisterschaft haben wir vermutlich schon damals verspielt«, so Wagner.
Als nach dem 0:3 in Steinbach endgültig klar war, dass es nichts wird mit dem Aufstieg, habe man mit der Analyse begonnen und erste Entscheidungen getroffen. »Wir wollten keine weitere Übergangssaison haben, sondern von Anfang an am Start sein«, erklärt der OFC-Boss. »Leider sind damals Interna nach außen gedrungen, was für Unruhe gesorgt hat. Das war bedauerlich, kam aber mit Sicherheit nicht aus dem Präsidium oder drumherum.«
Das Vertrauen zu Sobotzik (»Ich bedanke mich bei den Fans für die bedingungslose Unterstützung und wünsche der Mannschaft viel Erfolg. Ansonsten gibt es von mir aktuell nichts zu sagen«) war spätestens zu diesem Zeitpunkt irreparabel beschädigt. Und Ristic traute man nicht zu, noch mehr aus der Mannschaft herauszuholen. Aufwand und Ertrag hätten schlichtweg nicht in Einklang gestanden, stellt Wagner klar. »Es ist müßig den Punkteschnitt mit dem aus einer Saison zu vergleichen, in der der Etat deutlich geringer war.« Es gehe zudem um die Außendarstellung sowie die Entwicklung des Vereins, um Durchlässigkeit und auch »um die Art und Weise, wie wir in Offenbach Fußball spielen wollen«.
Der neue Geschäftsführer Matthias Georg (zuletzt TSV Steinbach Haiger) muss also viele Weichen neu stellen. Die Voraussetzungen für eine rosige Zukunft sind Wagner zufolge weiterhin gegeben: »Wir haben anspruchsvolle Ziele und wollen unseren Etat nicht deutlich nach unten schrauben.« Die Teilnahme am DFB-Pokal und das Testspiel gegen den 1. FC Köln werden dabei eine Hilfe sein: »Wir sind ambitioniert.«
Offiziell beginnt Georgs Tätigkeit erst kommenden Monat. »Ich habe noch ein paar Tage Urlaub«, sagte er, betonte jedoch zugleich: »Ich will ab sofort meinen Teil dazu beitragen, dass es gelingt, die Kickers voranzubringen.« Die erste Aufgabe wird es sein, einen neuen Trainer zu finden. Georg (34) hofft, dass das eventuell in rund einer Woche der Fall sein wird.
Das Profil liest sich teilweise wie eine Liste dessen, was dem bisherigen Coach Sreto Ristic abgesprochen wurde. Gesucht wird jemand, der guten Ballbesitzfußball spielen lässt, Ideen gegen tief stehende Gegner und bewiesen hat, dass er aus der Regionalliga aufsteigen kann.
Letzteres hat Christian Neidhart (zuletzt RW Essen) einst mit dem SV Meppen geschafft. Namen wollte Georg jedoch nicht kommentieren.