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Reutzel setzt auf DFB-Frauen

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Alexandra Popp schießt das Nationalteam mit einem Doppelpack ins Finale. © Imago Sportfotodienst GmbH

Kreis Büdingen (flo). Ganze 12,19 Millionen Menschen sahen zu, wie die DFB-Fußballerinnen durch den 2:1-Erfolg gegen Frankreich den Einzug ins Finale der Europameisterschaft klarmachten. Keine Frage, dass auch Tamara Frank (32), Spielertrainerin beim Frauenteam des TV Kefenrod, sowie Annika Reutzel (24), Torjägerin vom Dienst bei der FSG Obere Nidder, am TV-Gerät dabei waren.

Im Kreis-Anzeiger sprechen die beiden über Entwicklungen des Frauenfußballs, mögliche Profite aus der Turnier-Begeisterung und die Chancen Deutschlands im Endspiel gegen Gastgeber England am Sonntag.

Frau Reutzel, Frau Frank, wie verfolgen Sie das Turnier und wie nehmen Sie die Auftritte des deutschen Teams wahr?

Reutzel: Ich habe jedes Spiel geschaut und finde, dass die Mannschaft eine klasse Leistung bringt. Der Zusammenhalt ist enorm, die jüngeren Spielerinnen, die dazugekommen sind, sind super drin im Team. Mein Eindruck ist, dass es vom Gesamtpaket her einfach passt. Dass es so viele Zuschauer mehr als vorher sind, spricht ja auch für sich.

Frank: Die deutschen Spiele habe ich ohnehin alle geschaut, aber auch die anderen Viertel- und Halbfinalpartien. Das Spiel hat sich total gewandelt, früher war das ruhiger, taktischer, mittlerweile wird viel mehr Wert auf Tempo gelegt. Die deutsche Mannschaft wirkt dabei sehr ehrgeizig, sehr positiv und strahlt eine große Selbstsicherheit aus.

Die Aufmerksamkeit für die EM, vermehrte TV-Präsenz der Bundesliga, Clubs wie Eintracht Frankfurt, die sich dem Frauenfußball zuwenden. Es tut sich etwas. Wie nehmen Sie das wahr?

Frank: Die Präsenz hat sicher zugenommen, aber da kann insgesamt noch mehr passieren. Beim Thema Equal Pay tut man sich in Deutschland noch schwer, bei der Videoüberwachung der Spiele stehen weniger Kameras zur Verfügung als bei den Herren. Der DFB wird aber offener für Veränderungen. Das kommt auch bei uns im Amateurbereich an. Es werden mittlerweile Fortbildungen speziell für Frauen- und Mädchenfußball angeboten. Die Entwicklung ist auch im unteren Bereich definitiv positiv.

Reutzel: Man merkt schon, dass das Interesse viel größer wird. Ich schaue auch selbst in letzter Zeit öfter Spiele der Frauen, war in letzter Zeit einmal in München im Stadion sowie beim DFB-Pokal-Finale in Köln. Fußballerisch finde ich das manchmal sogar interessanter als bei den Männern. Auf jeden Fall wächst das Ganze mehr und mehr.

Hand aufs Herz: Verfolgen Sie eher die Frauen- oder die Männer-Bundesliga?

Reutzel: Zuletzt tatsächlich die Frauen. Da wird mittlerweile toller Fußball gespielt, das findet Anerkennung. Und: Es ist einfach etwas anderes bei den Frauen, da wird aufs Schubsen oder auf Foulspiele anders reagiert als bei den Männern.

Frank: Bei mir liegt der Schwerpunkt auf dem eigenen Fußballspielen. Ich bin zwar Gladbach-Fan, schaue auch die Turniere, aber grundsätzlich ist der Profifußball für mich nicht so zentral. In meiner Mannschaft ist es aber so, dass der absolute Großteil die Männer schaut, aber sich höchstens drei Spielerinnen auch mit Frauenfußball befassen. Die Trikots, die im Training getragen werden, sind aus dem Männerbereich.

Kann der Amateurbereich von der Begeisterung rund um die EM, vom erfolgreichen Abschneiden des DFB-Teams profitieren?

Frank: Rund um die Heim-WM 2011 gab es einen großen Hype, da kamen einige Mädchen zum Fußball. Da der Vereinssport momentan aber ohnehin zurückgeht, wozu sicher auch Corona noch mal einen großen Teil beigetragen hat, bin ich unsicher, ob es dieses Mal eine positive Auswirkung haben wird. Die Leute schauen es, nehmen am TV natürlich an diesem Turnier teil, aber ich bezweifle, dass es in aktives Sporttreiben im Verein umgemünzt wird.

Reutzel: Ich glaube schon, dass so ein Erfolg dazu beitragen kann. Wenn die Jüngeren sehen, dass das Spaß macht, dass man den Zusammenhalt hat und Erfolge feiern kann, glaube ich schon, dass sie sich vielleicht mal ein Training anschauen. So sind wir damals letztlich auch zum Fußball gekommen. Den Vereinen würde das auf jeden Fall guttun. Umso besser wäre es, wenn die deutsche Mannschaft den Titel tatsächlich holt.

Am Sonntag steht das Finale gegen Gastgeber England an - vor 90. 000 Zuschauern im Wembley-Stadion. Wie stehen die Chancen des DFB-Teams?

Reutzel: Ich glaube, es wird sehr schwer. England hat ein richtig starkes Turnier gespielt. Aber auch Frankreich war fürs deutsche Team bereits eine gute Herausforderung. Ich denke, dass alle noch mal enger zusammenrücken. Es wird knapp.

Frank: Man hat in den letzten Spielen der Engländerinnen gesehen, dass die Fans eine extreme Unterstützung sind. Ich denke, dass sich die Deutschen schwertun werden, gegen diese Wand anzuspielen. England spielt einen schnellen, effektiven Fußball, hat die Fans im Rücken. Meine Tendenz geht daher zu England.

Ihr Tipp fürs Finale?

Reutzel: 2:1 für Deutschland.

Frank: England gewinnt mit 3:1.

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Tamara Frank. © Red
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Annika Reutzel. © Red

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