Rasante Driftkünstler

Nach zwei Jahren Pause wegen der Corona-Pandemie erlebten rund 6000 Zuschauer und knapp 200 Starter ein Motorrad-Rennwochenende nach Maß bei der 32. Auflage des Internationalen VFV/ADAC Schottenring Historic Grand Prix auf dem einzigartigen Kurs im Herzen der Vogelsbergstadt Schotten.
Obwohl der Schottenring Historic Grand Prix unter der Regie des Motorsportclubs (MSC) Rund um Schotten als Gleichmäßigkeitsrennen ausgeschrieben ist, gab es bei idealem Wetter packende Positionskämpfe zu sehen. Denn die meisten Teilnehmer interpretieren diese Vorgabe als gleichmäßig schnell.
Um übertriebenen Ehrgeiz auszubremsen und dadurch Publikum, Teilnehmer und unersetzliches Material zu schützen, werden Wettbewerbe im historischen Motorsport in der Regel als Gleichmäßigkeitswertung ausgeschrieben. Nicht wer als Erster über die Ziellinie fährt, gewinnt das Rennen. Entscheidend ist, wer mehrere Rennrunden mit möglichst geringer Abweichung von seiner selbst gesetzten Referenzzeit fährt. Wenn die schwarz/weiß karierte Zielflagge geschwungen wird, wissen die Fans am Rande der Bande also nicht, wer gewonnen hat. Das gerät zur Nebensache.
Trotzdem sind die meisten Fahrer unabhängig von der Rennklasse am Limit unterwegs. Zum Einen, weil es einfach Spaß macht, den Stadtkurs in Schotten möglichst rasant zu umrunden. Zum andern aber auch, weil es ohne Tacho und Stoppuhr einfach leichter ist, gleichmäßige Zeiten zu fahren, wenn man sich an der Grenze dessen, was die Technik und die eigenen Fähigkeiten hergeben, bewegt.
Für das Publikum bedeutet das, obwohl es nicht um Bestzeiten geht, ein sehr spannendes Renngeschehen. In einigen Klassen gehen 30 und mehr Maschinen auf die Strecke. Vor allem wenn Fahrleistungen und Straßenlage der Motorräder sehr eng beieinander liegen, gibt es sehr viele Überholvorgänge zu sehen.
Dazu hatten die Veranstalter unter anderem mit der Meisterklasse und dem Präsentationslauf der IDM Sidecar weitere attraktive Sonderläufe in das Programm gepackt. Zusammen mit der Antikklasse ergab sich so ein Überblick über 120 Jahre Motorradsport. »Für die Zuschauer ist das ein Erlebnis, so nah an der Strecke zu stehen«, würdigte René Burkard, Vorstandsmitglied für Motorsport des ADAC Hessen-Thüringen die besondere Atmosphäre des Schottenring Historic Grand Prix.
Dabei lobte er auch die Verbundenheit mit den Ehrenamtlichen. »Wichtig ist es, an der Basis zu sein, wo die Arbeit getan wird.« Ein Punkt, den auch Jann-Philipp Wagner aufgriff, der für Auf- und Abbau der Strecke zuständig ist. Er dankte den rund 30 Helfern, die seit Montag Morgen mit dem Aufbau begonnen hätten und nach sieben Tagen Arbeit noch Sonntag Nacht wieder für den Verkehr frei geben.
Wolfgang Wagner-Sachs, Vorsitzender des MSC Rund um Schotten, zeigte sich mit dem Verlauf und dem Starterfeld zufrieden. »Wenn um 11 Uhr das Publikum schon in Zweier- und Dreierreihen hinter der Leitplanke steht, kann man sagen, dass es ganz gut ist.« Der Sonntag sei, wie schon oft in den Vorjahren stärker besucht gewesen als der Samstag.
Man könne froh sein, unter den aktuellen Bedingungen so viele Teilnehmer in Schotten begrüßen zu können. Er wies darauf hin, dass der Verein den Schottenring Historic Grand Prix stetig weiter entwickeln werde. »Am großen Eventcharakter werden wir arbeiten, was die Nachhaltigkeit und Innovation betrifft«, kündigte er an.
Ein großes Lob für die Veranstalter und Atmosphäre kommt auch von Timo Schönhals aus Laubach. »Ich war 25 Jahre hier als Zuschauer.« Mit seiner Suzuki GSXR 750 fährt er nun selbst Rennen und feierte seine Premiere in Schotten. »Es ist doch anspruchsvoller als gedacht und vor allem ist es toll mit den Zuschauern, wie die das feiern«, lobt er. »Ich werde auf jeden fall zum Wiederholungstäter, wenn de Zeit das zulässt.«
»An der Sicherheit darf nicht gespart werden«, betonte Wolfgang Wagner-Sachs. In diesem Zusammenhang dankte er auch der Straßenbehörde Hessen-Mobil für die gute Zusammenarbeit.
Die hohen Sicherheitsstandards zeigen, wie professionell der MSC-Rund um Schotten inzwischen seine Veranstaltungen ausrichtet. Auch deshalb gab es im Verlauf des Rennwochenendes nur einen Zwischenfall.
Am SamstagvVormittag musste das Rennen kurzfristig unterbrochen werden, weil ein Gespann in die Streckenbegrenzung gerutscht war. Dabei war ein Helfer verletzt worden, der sich in einem für das Publikum gesperrten Bereich aufgehalten hatte. Er wurde zur weiteren Behandlung ins Krankenhaus gebracht. »Das zeigt, wie wichtig es für die Sicherheit der Besucher ist, dass sie sich an Absperrungen und die Anweisungen der Streckenposten und Helfer halten«, mahnte Neumann.