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Platzsturm nach OFC-Sieg

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Die Spieler von Kickers Offenbach feiern den Gewinn des Hessenpokals. FOTO: VOGLER © Red

Region (cd). Als die dreiminütige Nachspielzeit schon abgelaufen war, stockte den Fans der Offenbacher Kickers im Gießener Waldstadion und vor den Bildschirmen noch einmal der Atem. Jannes Wulff hatte im Fußball-Hessenpokalfinale die riesengroße Chance, für den TSV Steinbach Haiger auszugleichen, aber OFC-Abwehrhüne Sebastian Zieleniecki warf seinen Körper dazwischen.

Regionalligist Offenbach gewann schließlich 1:0 durch ein Eigentor von Strujic (39.).

»Ich habe den Ball mit den Rippen abgewehrt«, berichtete der Kapitän freudig. Wenige Sekunden nach dieser Szene ertönte der Abpfiff und eine rot-weiße Menschenmenge ergoss sich über das Spielfeld. Der erneut verpasste Aufstieg? Vergessen! Der Großteil der rund 3000 mitgereisten Kickers-Fans eilte auf den Rasen. Wenig später war die Offenbacher Ersatzbank von einer gewaltigen Menschenmasse umringt. Sogar der sonst eher zurückhaltende Trainer Sreto Ristic ließ sich zu einem kleinen Tänzchen hinreißen. »Das ist einfach nur toll für die Stadt, für die Fans und alle Leute, die uns unterstützt haben«, sagte der OFC-Coach.

Die Pressekonferenz nach dem Hessenpokalfinale war eigentlich bereits vorbei, da ergriff Ersan Parlatan noch mal das Wort. Er habe kein Verständnis dafür, dass der Verband das Finale »in so einem Stadion« austrägt, schimpfte der Trainer des TSV Steinbach Haiger: »Unsere Sicherheit war nicht gewährleistet.« Grund für seine Verärgerung: Als es nach dem Abpfiff zum vorhersehbaren Platzsturm durch die Fans von Kickers Offenbach kam (vor der Gegengerade standen zum Teil lediglich Bauzäune als Absperrung), wurde mindestens ein TSV-Spieler geschlagen. Andere seien bespuckt und beleidigt worden, berichtete Parlatan. »Das ist traurig. Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn wir den Ausgleich erzielt oder als Sieger vom Platz gegangen wären.« Dem OFC und dessen rund 3000 Fans mache er »keinen Vorwurf«, so der Trainer. Offenbach habe »so viel Fanpower«, daher hätte man seiner Meinung nach ein anderes Stadion wählen müssen.

Matthias Gast, Pressesprecher des Hessischen Fußball-Verbandes, bezeichnete die von Parlatan beschriebenen Vorfälle zwar als »nicht schön«, betonte aber, dass der Platzsturm grundsätzlich »nicht von Aggressivität geprägt« gewesen sei. Am Sonntag legte Steinbach per Mitteilung nach. Einige »notdürftig installierte Schutzzäune« seien bereits zur Pause zerstört abgebaut worden, ohne dort Sicherheitskräfte aufzustellen. Insgesamt wurden circa 15 Meter Bande und 80 Meter Bauzaun zerstört. Eckfahnen wurden entwendet. Aufgrund der Übergriffe sei es dem Team des TSV nicht möglich gewesen, an der Siegerehrung teilzunehmen. Einige Kickers-Fans hätten aber beschwichtigend eingegriffen.

Der OFC hatte in der ersten Hälfte Vorteile, jedoch auch Glück, dass David Richter einen Distanzschuss stark parierte und Steinbachs Sasa Strujic nach einer Flanke von Ronny Marcos ins eigene Tor traf. Die 1:0-Führung zur Pause war dennoch verdient, wie auch Jayson Breitenbach befand. »Die erste Hälfte war gut«, sagte der OFC-Innenverteidiger, »in der zweiten hat die Kraft nachgelassen. Jeder ging aber an seine Grenzen.«

TSV Steinbach Haiger: Scholz; Kircher, Kamm Al-Azzawe, Wulff, Strujic - Weigelt (46. März), Bisanovic - Chessa, Eismann (46. Mihaljevic), Kircher (81. Bradara) - Nieland.

Kickers Offenbach: Richter; Milde, Breitenbach, Zieleniecki, Marcos - Firat, Huseinbasic, Tuma (88. Rama), Okungbowa - Hosiner (64. Hermes), Bozic (83. Andacic).

Schiedsrichter: Herbert (Schwarzbach).

Zuschauer: 4620 (ausverkauft).

Tor: 0:1 Strujic (39., Eigentor).

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