Neue Taktgeberin

Gedern/Nidda (flo). Ihr eigenes Trikot, auf dessen Rücken die Nummer 19 prangen soll, hat Eva Schneider noch nicht. Lieferkettenprobleme sind schuld daran, dass die Drittliga-Handballerinnen der HSG Gedern/Nidda noch mit den Oberteilen der Vorsaison auflaufen. Auch am Samstag (18 Uhr), wenn der 1. FSV Mainz 05 II in der Gymnasiumhalle Nidda gastiert.
Für Neuzugang Schneider hat das zur Folge: Sie wirft die Tore für ihren neuen Klub derzeit noch mit der Nummer neun - dem Trikot der im Zuge eines Stipendiums in Kanada weilenden Klara Engel.
Was dann aber wiederum doch ganz gut passt. Denn dass Schneider bei den Oberhessinnen landete, hat auch mit Kreisläuferin Engel zu tun. »Klara war schon irgendwo der Auslöser dafür«, erzählt die 21-Jährige.
Beide spielten in der Jugend gemeinsam für die HSG Wettenberg, ehe es Engel zum TV Hüttenberg zog, während Schneider den Wettenbergerinnen von der D-Jugend an ganze elf Jahre treu blieb. Die Freundschaft der beiden aber hatte Bestand. Was der HSG Gedern/Nidda nun zum Vorteil geriet.
Genauso wie Schneiders Spontaneität. Denn eigentlich waren die HSG-Verantwortlichen einigermaßen spät dran. Erst kurz vor Saisonende nahm Trainer Christian Breiler den Kontakt auf, da hatte Schneider beim Oberligisten Wettenberg bereits für eine weitere Spielzeit zugesagt. »Ich war dann einmal im Probetraining, habe es mir eine Woche durch den Kopf gehen lassen und dann zugesagt. Aufgrund meiner Zusage in Wettenberg habe ich zwar etwas gehadert, aber diese Chance, in der 3. Liga zu spielen, wollte ich mir nicht entgehen lassen«, sagt die Rückraumspielerin.
Die nun also beim Drittligisten aus dem Osten der Wetterau die neue Nummer eins auf Rückraum-Mitte ist, von dort aus das Angriffsspiel leiten und die Fäden ziehen soll. Hannah Niebergall, die vorherige Taktgeberin, ist schließlich nicht mehr an Bord. Ihre Schwester Emma Niebergall ist zwar mittels Doppelspielrecht beim Breiler-Team dabei, aber eben in erster Linie noch Jugendspielerin bei der HSG Hungen/Lich. Andere wie Kirsten Schindler helfen zwar in der Regiezentrale aus, sind aber auf anderen Positionen zu Hause.
Keine ganz einfache Aufgabe also für Schneider, in einer neuen Liga mit neuen Nebenleuten direkt in eine zentrale Rolle zu schlüpfen. »Die Vorbereitung war kurz, gefühlt haben wir erst angefangen, etwas im spielerischen Bereich zu machen. Dann auf der Mitte das Spiel zu leiten, war schon anstrengend«, lacht Schneider. »Ich denke, es hat bisher gut geklappt. Aber das Zusammenspiel passt natürlich noch nicht hundertprozentig, da ist auf jeden Fall noch viel Arbeit.« Womit Schneider das HSG-Spiel bereichern kann, das hat sie aber zumindest bereits angedeutet: Mit Mut im Abschluss (fünf Tore in zwei Spielen), mit Qualität im Eins-gegen-eins und mit hoher Geschwindigkeit, die sie insbesondere dann einzubringen vermag, wenn das gesamte Geschehen auf dem Parkett dynamisch statt statisch daherkommt.
An der Gießener Justus-Liebig-Universität studiert Schneider Bewegung und Gesundheit. Das siebte Semester steht unmittelbar bevor, im nächsten Sommer soll die Bachelor-Arbeit folgen. Und dann? »Man kann mit dem Studium in Richtung Therapie oder Reha gehen. Das finde ich interessant, bin aber noch gar nicht festgelegt. Ich überlege auch, noch den Master dranzuhängen«, erzählt Schneider, die in Hohenahr im Lahn-Dill-Kreis und somit gut 60 Kilometer von Nidda entfernt wohnt, aber mit dem Hüttenberg-Duo um (die derzeit abwesende) Engel und Yeruti Krauß eine Fahrgemeinschaft bildet.
Wenn sich Schneider und Krauß am Samstag auf den Heimweg gen Mittelhessen begeben, dann am besten mit den nächsten beiden Punkten im Schlepptau. »Unsere Stärke in den ersten beiden Spielen war der Zusammenhalt. Wir haben in beiden Spielen einen deutlichen Rückstand gedreht«, rekapituliert die Spielmacherin die Siege bei der TSG Eddersheim (30:26) und gegen die HSG St. Leon/Reilingen (24:23). »Wenn wir unser Ding spielen und noch gefestigter werden, glaube ich, dass wir viele Spiele gewinnen können.« Da tut auch das fehlende eigene Trikot nichts zur Sache.