»Mission Titelverteidigung« für Hainchens Thomas Kösling

Frankfurt/Hainchen . Am Dienstag gab’s Musik im Training. Die Lautstärke der Anlage wurde hochgedreht, die Footballer von Frankfurt Galaxy mussten sehen, wie sie miteinander kommunizieren, wenn sie einander nicht mit Worten verstehen. Ein Vorgeschmack auf das, was den Titelverteidiger der European League of Football (ELF) an diesem Sonntag (15 Uhr) beim Saisonauftakt gegen Rhein Fire Düsseldorf erwartet.
Mehr als 6000 Tickets wurden laut Galaxy-Geschäftsführer Jörg Ziesche bereits im Vorfeld für das Spiel im Stadion am Bornheimer Hang verkauft. Headcoach Thomas Kösling aus Hainchen erwartet Ohrenbetäubendes von den Fans in der Arena, deren Rund komplett geöffnet sein wird, um die Kapazität von offiziell 12 500 so weit wie möglich auszuschöpfen. Schon drei Stunden vor dem Kick-off beginnt draußen vor der Südtribüne die Power Party.
Dem Namen nach ist es ein Treffen alter Rivalen aus Zeiten der bis 2007 existierenden NFL Europe (NFLE). Doch während die Hausherren, die einen Großteil ihres Teams behalten haben, auf ihrem souveränen Weg ins Finale in der vergangenen Saison der Konkurrenz genügend Einblicke in ihre Spielweise gaben, sind die Gäste neu in der kontinentalen Klasse. »Wir werden erst mal ein bisschen im Dunklen stochern«, sagt Kösling. Die eigene Offense werde ihren Spielplan durchziehen, doch über das, was es zu verteidigen geben wird, »wissen wir wenig«.
Daran ändert auch nichts, dass die Nordrhein-Westfalen einen populären Trainer haben: Der Amerikaner Jim Tomsula war nicht nur schon früher in der NFLE aktiv, sondern 2015 auch Headcoach der San Francisco 49ers in der nordamerikanischen National Football League. Dass es so einen Mann nun in die ELF ziehe, spreche für deren Qualität, sagt Kösling.
Das Niveau, davon ist der Meistermacher überzeugt, wird in diesem zweiten Jahr nach der Gründung der Liga noch einmal deutlich höher sein als 2021. Damals waren die Hessen nach einer Auftaktniederlage bei den Hamburg Sea Devils ohne weitere Probleme durchmarschiert. Mit Blick auf den eigenen Kader stellt Kösling fest, »dass wir als Team gewachsen sind«. Die Galaxy könne auf dem aufbauen, was sie sich im vergangenen Jahr, aber teilweise auch schon davor, als viele Spieler zusammen bei Universe in der German Football League aufliefen, erarbeitet habe. Punktuell wurde die Formation noch verstärkt. Linebacker Wael Nasri beispielsweise, bester Tackler im vergangenen Jahr, wechselte von der Spree an den Main.
Eine Steigerung wird nach Meinung der Galaxy-Verantwortlichen auch notwendig sein, soll die »Mission Titelverteidigung« mit einem Sieg beim Finale am 25. September in Klagenfurt erfolgreich abgeschlossen werden. Gerade aus dem neuen Partnerland Österreich sind zwei Mannschaften dazugestoßen, die Kösling mit Paris Saint-Germain und Real Madrid im Fußball vergleicht. Diese hätten sehr gute Mannschaften, voll bezahlte Coaches und eigene Trainingsplätze.
Dass die beiden Nachbarn aus der Alpenrepublik auch noch in der gleichen Vierer-Gruppe wie die Galaxy spielen und diese inklusive der Interconference-Duelle, in denen man unter anderem den Polen aus Breslau gegenübersteht, nach Einschätzung Köslings »den härtesten Spielplan« hat, stört die Frankfurter nicht. »Wir wollen diese Herausforderung«, sagt Kösling. Man möchte sich mit den Besten messen. Drei davon sieht der Fachmann in der eigenen Gruppe, die Stuttgart Surge ergänzt.
Auch Quarterback Jakeb Sullivan, der treu geblieben ist, freut sich auf die Challenge. 2020 war der Amerikaner selbst bei den Vienna Vikings engagiert, kam aber nicht zum Einsatz. In Frankfurt habe er sich nach kurzer Zeit so wohl gefühlt, als würde er schon mehrere Jahre hier spielen.
Jetzt brennt Sullivan darauf, dass das Ei wieder fliegt. »Wir sind gut vorbereitet«, sagt er, »und bereit für Sonntag.« Mal sehen, wer dann die erste Geige spielt. Katja Sturm