Konfus und mit wenig Power

Ein völlig verkorkster Rückrundenauftakt? Ganz gewiss. Ein konfuser Auftritt? Unstrittig. Die HSG Gedern/Nidda hat den Start in die zweite Halbserie der 3. Liga Süd-West mächtig vermasselt.
Gegen die im Abstiegskampf befindliche TSG Eddersheim handelten sich die Wetterauerinnen eine 23:30 (9:19)-Klatsche ein. Trainer Christian Breiler schüttelte den Kopf, »Das war ein rabenschwarzer Tag.« Einer, an dem seine Mannschaft von der ersten bis zur letzten Sekunde zu keiner Zeit ins Spiel fand. Einer, zu dem es passte, dass das Kampfgericht den Gästen im Laufe der ersten Hälfte einen Treffer gutschrieb, den es nachweislich nie gegeben hatte. Dass dies auch den Schiedsrichtern, die in der Halbzeitpause ebenso wie das Kampfgericht darauf aufmerksam gemacht wurden, nicht auffiel, ist zwar in puncto Kontrollmechanismen besorgniserregend, spielte aber zumindest in dieser Begegnung keine Rolle.
Das Unheil des Handball-Drittligisten HSG Gedern/Nidda nahm früh seinen Lauf. Nichts, aber auch wirklich nichts passte gegen die TSG Eddersheim zusammen. Dass neben zwei Pfostentreffern Rückraumspielerin Sibylle Droll und Kreisläuferin Leonie Hutin zwei freie Bälle verwarfen, dass Rica Wäscher das Harzleder ohne jedweden Gegnerdruck ins Seitenaus passte und Charlotte Schäfer den Ball durch einen Fangfehler herschenkte, dass die Abwehr keinerlei Zugriff fand - all das war Ausdruck des Katastrophenstarts, der einen 0:5-Rückstand nach sechseinhalb Minuten zur Folge hatte.
Zwei Minuten später hatte HSG-Coach Breiler erst einmal genug gesehen, nahm beim 1:7 eine frühe erste Auszeit. Der 45-Jährige schimpfte, gestikulierte - und versuchte, sein Team mit etlichen Wechseln auf Kurs zu bringen. Vergeblich. »Uns hat die Struktur gefehlt«, brachte Breiler die 60 Minuten auf den Punkt. Über ein halbes Dutzend technischer Fehler erschwerten das Angriffsspiel, in dem Gedern/Nidda gegen die durchaus überraschende 5:1-Formation der Gäste kaum einmal den Weg in die Tiefe suchte, sondern sich im Großen und Ganzen erfolglos auf Würfe aus der zweiten Reihe verlegte.
Ob denn die stellenweise Planlosigkeit in der Offensive durch die offensive Deckung des Gegners ausgelöst worden sei? »Das war ein Nebeneffekt. Wir hatten die ganze Zeit Gegner, die offensiv gedeckt haben. Wir wissen eigentlich schon, was wir da machen müssen«, befand Breiler. Aber: »Wir haben keine Zweikämpfe geführt, sondern wir haben entweder zu schnell die Abschlüsse aus dem Rückraum gesucht oder sind zumindest immer wieder ins Zentrum reingelaufen. Wir haben das Spiel nicht in die Breite gebracht.«
Und weil die Spielgemeinschaft den sehr kontrolliert spielenden und hochprozentig abschließenden Eddersheimerinnen auch defensiv wenig entgegenzusetzen hatte, nahm das Debakel zusehends Formen an. Zur Pause leuchtete bereits ein 9:19-Rückstand auf der Anzeigetafel. Dieser wuchs nach Wiederbeginn sogar bis auf 10:23 (41.) an. Dabei verwunderte insbesondere, dass die Breiler-Sieben all dies gewissermaßen über sich ergehen ließ, sie wehrte sich nicht, sie raffte sich nicht auf. »Mir ist unerklärlich, warum wir so früh die Köpfe hängen lassen haben«, rätselte der Trainer. »Wir haben letztendlich aber so gespielt, wie wir unter der Woche trainiert haben. Nämlich mit wenig Intensität und mit wenig Power.« Breiler weiter: »Dass uns das nach der Niederlage gegen Bensheim/Auerbach II schon zum zweiten Mal in dieser Saison zuhause passiert ist, wurmt mich und tut mir leid für unsere Zuschauer.«
Der einzige Hoffnungsschimmer: Linksaußen und Eigengewächs Vinia Oberheim, die zuletzt in Bönnigheim bereits ihr erstes Drittligator erzielt hatte, verwandelte in der bedeutungslosen Schlussphase drei von vier Versuchen. »Vinia ist handballerisch auf einem guten Weg, wobei man in der Abwehr natürlich noch ihre Unerfahrenheit merkt«, lobte Breiler, dessen Truppe am nächsten Sonntag bei der HSG St. Reon/Reilingen zum Jahresabschluss Wiedergutmachung betreiben will.
HSG Gedern/Nidda: Petek (ab 13.), Elisath (n.e.), Heß; Rösner (n.e.), Schüler, Pfaff (1), Oberheim (3), Hutin (7), Kaiser (5), Wäscher, Schneider, Niebergall, Schindler (6/3), Krauß, Droll (1), Schäfer. TSG Eddersheim: Haack, D. Rhein (n.e.), Kirchner (ab 59.); Noetzel, Kaufmann (1), Gempp (2), Becker (1), Müller (11/5), H. Rhein (5), König (1), Lützkendorf, Wimmer (2), Schweikart (6), Krapp (1). Schiedsrichter: Kijowsky/Strüder (Koblenz/Mainz) - Zuschauer: 280 - Zeitstrafen: 10:4 Minuten (Schüler, Pfaff, Hutin, Schindler, Krauß - Becker, Schweikart) - Siebenmeter: 3/3:6/5 - Spielfilm: 2:7 (10.), 6:14 (20.), 8:19 (30.), 9:23 (40.), 15:26 (50.), 23:30 (60.).
V on Florian Deis
