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Großer Schritt in vielerlei Hinsicht

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Sibylle Droll kam im Sommer mit der Empfehlung von 145 Landesliga-Toren. © Ralph Lehmberg

Sibylle Droll nimmt Herausforderung bei Drittligist HSG Gedern/Nidda an.

Gedern/Nidda (flo). Gute Kontakte sind viel wert. Dass sich Christian Breiler und Renato Ribic seit gemeinsamen Spieler-Tagen bei der HSG Rodgau Nieder-Roden kennen und schätzen, sorgte dafür, dass Sibylle Droll auf dem Radar der HSG Gedern/Nidda landete. Und im Sommer mit der Empfehlung von 145 Saisontoren in der Landesliga Süd vom TuS Zwingenberg zu den oberhessischen Drittliga-Handballerinnen wechselte, mit denen die Rückraumakteurin am Samstagabend (18 Uhr, Gymnasiumhalle Nidda) die TG 88 Pforzheim empfängt.

Für Droll war dieser Wechsel in vielerlei Hinsicht ein großer Schritt. Sportlich zum einen, da die 25-Jährige noch nie im semiprofessionellen Handball zugange war. Ihre gesamte Jugendzeit verbrachte Droll beim HC VfL Heppenheim, wechselte nach dem Übergang zu den Aktiven zum TuS Zwingenberg, mit dem sie erst in der Bezirksober- und dann die letzten fünf Jahre in der Landesliga spielte, zuletzt unter Trainer Ribic.

In puncto Aufwand zum anderen. Denn die Sportmanagement-Masterstudentin, die an der TU Darmstadt parallel als studentische Hilfskraft im Studentischen Gesundheitsmanagement tätig ist, legt in der Woche einige Kilometer zurück. Von Drolls Wohnort Heppenheim sind es gut 120 Kilometer einfache Strecke, von der Arbeitsstätte in Darmstadt aus etwa 90 Kilometer.

»In der Hinsicht war es keine einfache Entscheidung«, gesteht sie, ist aber begeistert davon, »was mir der Verein alles angeboten hat«. So ist mit Trainer Breiler vereinbart, dass Droll nur bei drei von vier Trainings in Nidda vor Ort ist und die verbleibende Einheit individuell absolviert, ebenso stellt ihr der Club ein Auto.

Außerdem: »Rund um Heppenheim gibt es außer dem Erstligisten Bensheim/Auerbach nichts. Daher war mir klar, dass ich eine gewisse Entfernung in Kauf nehmen muss, wenn ich höherklassig spielen will.« Sich in derlei sportlichen Sphären auszuprobieren, war dabei nicht einmal Drolls ureigener Antrieb. »Ich selbst habe dieses Potenzial bei mir nie gesehen, das wurde eher von den Trainern an mich herangetragen«, lacht sie. Auf erste Probetrainings beim Drittligisten Nieder-Roden folgten solche bei der HSG Gedern/Nidda. Die letztlich auch den Zuschlag erhielt. Eine Entscheidung, die Droll auch im Nachhinein als richtig bewertet. »Das soziale, familiäre Umfeld gefällt mir super, die Mannschaft hat mich toll aufgenommen. Es kommt mir auf der Ebene so vor, als wäre ich schon länger als vier Monate dabei.«

Bemerkenswert ist freilich, dass sich Droll neben Studium, Arbeit und Drittliga-Handball auch noch bei ihrem Heimatverein engagiert. Beim HC VfL Heppenheim ist sie seit sieben Jahren als Jugendtrainerin dabei, coacht derzeit die Oberliga-A-Jugend, obendrein kümmert sie sich im Vorstand um die Jugendarbeit. Was summa summarum für einen straffen Zeitplan sorgt. »Ich habe es so gepuzzelt, dass es passt, bin aber tatsächlich jeden Abend unterwegs. Ich probiere das mal und entscheide nach dieser Saison, ob ich diesen Aufwand so längerfristig in Kauf nehmen will«, erzählt sie. Trainer Breiler jedenfalls schätzt den Fleiß und Ehrgeiz seines Neuzugangs. Dass Droll das HSG-Spiel mit ihrer Geschwindigkeit bereichern kann, hat sie mit einigen Gegenstoßtreffern - zuletzt deren zwei bei der 24:33-Niederlage in Freiburg - längst bewiesen. Mehr und mehr soll sie ihre Qualitäten nun auch im Positionsangriff einbringen. Dort war Droll bislang noch kein allzu großer Faktor - gewiss auch deshalb, weil sie sich insbesondere ans Harz gewöhnen muss. »Mittlerweile denke ich darüber aber viel weniger nach als am Anfang, habe weniger Angst, Fehler zu machen.« Doch auch darüber hinaus hält die neue Liga neue Herausforderungen bereit: »Das Eins-gegen-Eins war immer eine Stärke von mir, in der 3. Liga muss man da aber etwas anderes auf die Platte bringen, sich andere Sachen angewöhnen. Im Gegensatz zur Landesliga hat man da nicht mehr eine direkte Gegenspielerin, sondern einen ganzen Abwehrverbund, der sich hilft, gegen sich«, schildert die Rechtshänderin, die bisher stets im rechten Rückraum eingesetzt wurde, aber ebenso die halblinke Position bespielen kann.

Sie sei generell sehr ungeduldig, schmunzelt die Südhessin. »Daher ist das schwierig für mich, aber es hilft mir, dass die Mannschaft und der Trainer die Geduld aufbringen, damit ich reinkommen kann. Ich hoffe, dass ich im Positionsangriff bald weiterhelfen kann.« Der Trainer hat da keine Zweifel. »Bei Sibylle steckt enormes Potenzial drin«, sagt Breiler. »Wenn sie beim Wurf und den kurzen Pässen noch etwas sicherer wird, werden wir große Freude an ihr haben.« Vielleicht ja schon am Samstag gegen Pforzheim.

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