Fester Glaube an eigene Stärke

Region (jm). Was wäre gewesen, wenn...? Diese Frage stellen sich alle, die es mit dem Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach halten, nicht erst seit dem 3:0 (0:0) gegen Wormatia Worms. Vor allem beim Blick auf diese Statistik: In den letzten zehn Partien hat kein Team mehr Zähler auf seinem Konto verbucht als der OFC (23). Spitzenreiter SSV Ulm 1846 hat im gleichen Zeitraum vier Punkte weniger eingefahren, der Tabellenzweite TSV Steinbach Haiger zwei weniger.
Die Kickers kommen also unter Alfred Kaminski und seit sieben Spielen unter Ersan Parlatan auf einen Schnitt von 2,3 Zählern pro Partie - ein Wert, der am Ende ziemlich sicher den Aufstieg garantieren würde. Wenn da nicht die ersten acht Spiele der Saison gewesen wären, in denen die Kickers unter Trainer Alexander Schmidt nur elf Punkte aus acht Partien holten (Schnitt:1,38). »Das ist echt so ärgerlich. Aber was vergangen ist, können wir leider nicht mehr ändern«, sagt OFC-Kapitän Ronny Marcos: »Wir können nur beeinflussen, was vor uns liegt.« Und das sind in diesem Jahr noch die Partien bei der TSG 1899 Hoffenheim II am kommenden Samstag und gegen Schlusslicht FC RW Koblenz eine Woche später.
Gewinnt der OFC, der punktgleich mit Steinbach Haiger (2./34) Dritter ist, auch diese beiden Duelle, könnte er für eine Restspannung an den dann noch ausstehenden 14 Spieltagen sorgen. Erst recht dann, wenn Spitzenreiter SSV Ulm 1846 (41) nochmals patzen sollte.
Der Glaube an die eigene Stärke ist längst zurück beim OFC, auch wenn die Mannschaft gegen Worms lange Zeit nicht gerade die Sterne vom Himmel spielte. »In der ersten Halbzeit waren wir alle nicht zufrieden«, räumte Ersan Parlatan ein: »Wir haben das Spieltempo nicht hoch genug halten können.« Die Folge: Die Gäste, die gegen den Ball mit einer 5-4-1-Formation agierten, hielten die Kickers auf schwierigem Geläuf mit Erfolg vom eigenen Tor fern. Und das, obwohl in Jean-Yves Mvoto der Abwehrchef nach einem unglücklichen Zusammenprall mit Philipp Hosiner mit Verdacht auf Kreuzbandriss vom Platz musste.
In der zweiten Hälfte gelang es dem OFC deutlich besser, Druck zu erzeugen. Was auch an den Wechseln zur Pause und im weiteren Verlauf lag. Mittelfeldstratege Björn Jopek, unter der Woche grippekrank abwesend (»Mehr als 45 Minuten gingen nicht«), riss sofort das Spiel an sich, auch Christian Derflinger belebte auf der Zehnerposition die Offensive. »Wir mussten extrem fokussiert sein, durften keinen Fehler machen«, sagte Jopek zum Geduldsspiel gegen die Wormatia. In der 52. Minute hatte er mit einem Schlenzer die Führung vor Augen, aber Lennart Grimmer rettete auf der Linie.
Matchwinner sollten schließlich zwei weitere eingewechselte Akteure werden, die von der Zuschauer- in die Hauptrollen wechselten: In der 71. Minute kamen Shako Onangolo und Törles Knöll für Vincent Moreno Giesel und Rafael Garcia. Sieben Minuten später führte der OFC nach einer Co-Produktion der beiden: Onangolo flankte von rechts, in der Mitte hielt Knöll, der die Szene auch eingeleitet hatte, den Fuß hin - 1:0 (78.). »Es macht uns stolz, wenn wir als Trainerteam die richtigen Entscheidungen treffen«, freute sich Parlatan: »Aber letztlich sind es die Spieler, die ihre Leistungen auf dem Platz bringen.« Für die beiden Offenbacher Dosenöffner der bis dato so zähen Partie freute es ihn besonders. »Sie haben zuletzt wenig gespielt«, erklärte der OFC-Coach. Auf Knölls Dienste griff er erstmals überhaupt seit seinem Wechsel nach Offenbach zurück. Onangolo hatte in den sieben Partien unter Parlatan drei Kurzeinsätze mit insgesamt 17 Minuten Spielzeit. »Sie haben im Training auf sich aufmerksam gemacht und zeigen nun, dass man sich dafür auch belohnen kann.«
Und noch etwas freute Parlatan neben dem blitzsauberen Konter zum 2:0 durch Jakob Lemmer (83.) und dem Treffer von Ronny Marcos vier Minuten später: »Wir haben den Sieg mit einem unbedingten Willen erzwungen.« Was unweigerlich wieder zur Ausgangsfrage zurückführt: Was wäre, wenn die Kickers früher in der Saison derartige Qualitäten hätten abrufen können?
Kickers Offenbach: Richter - Rossmann, Garcia (70. Knöll), Saric, Hosiner (46. Derflinger), Lemmer (84. Mairose), Breitenbach, Marcos, Moreno Giesel (70. Onangolo), Bozic, Albrecht (46. Jopek). Tore: 1:0 Knöll (78), 2:0 Lemmer (82.), 3:0 Marcos (87.). Zuschauer: 5562.