1. Startseite
  2. Sport
  3. Lokalsport

Etwas ruckelig, aber dringend notwendig

Erstellt:

kaspor_0611_258084261_1__4c
Zupackend sind die Pforzheimer Defensivkräfte Maren Stortz (links) und Cornelia Langenberg (rechts), doch Gedern/Niddas Leonie Hutin setzt sich energisch durch. © Achim Senzel

Nidda (flo). Wer mit Christian Breiler darüber spricht, den Bock umzustoßen, sollte auf den Kontext achten. Denn der Herzensverein des 45-Jährigen ist der 1. FC Köln - und Geißbock Hennes dort quasi heilig. In diesem Fall war der Trainer der HSG Gedern/Nidda trotzdem froh, dass der Bock umgestoßen wurde: Dass also seine Handballerinnen nach vier sieglosen Spielen in der 3.

Liga Süd-West mit dem Heim-30:24 (16:11) gegen die TG 88 Pforzheim einen ebenso wichtigen wie dringend benötigten Erfolg einfuhren.

HSG Gedern/Nidda - TG 88 Pforzheim 30:24 (16:11). Freilich, ein hochklassiges Drittligaspiel war diese Begegnung nicht, »es war kein Handballfest«, wie HSG-Coach Breiler ohne Umschweife zugab. Vielmehr fehlerbehaftet, ein wenig ruckelig, aber insgesamt eben auch so, dass der Heimsieg der Oberhessinnen nie wirklich in Gefahr geriet. So gesehen war jene Szene fast schon symbolträchtig, als erst Mittelfrau Eva Schneider das Harzleder aus den Händen gleiten ließ, Pforzheim beim Umschaltversuch unmittelbar einen technischen Fehler produzierte, den wiederum Gedern/Nidda zum Gegenstoß nutzte - woraus ein Siebenmetertor und eine Zeitstrafe gegen den Gegner resultierten.

Eine solide Leistung mit Ausschlägen nach oben wie nach unten genügte der Breiler-Truppe dieses Mal, um ohne großes Zittern die Saisonpunkte acht und neun einzusacken. »Wir hatten zuletzt 1:7 Punkte. Das macht ja etwas mit einem, egal wer da die Gegner waren. Es ist uns aber gelungen, das jetzt wieder in die andere Richtung zu schieben. Es hat einfach gezählt, dieses Spiel zu gewinnen«, ordnete der HSG-Coach ein.

Obwohl Spielgestalterin Schneider krankheitsbedingt nur temporär mitwirkte und über weite Phasen Kirsten Schindler auf Rückraum-Mitte aushalf, stellte die Pforzheimer 3:2:1-Deckung für die Gastgeberinnen eine machbare Aufgabe dar. Die Spielgemeinschaft nutzte die Räume, setzte sich häufig in den Eins-gegen-Eins-Duellen durch, war aus der zweiten Reihe über Schindler (neun Tore) und die Halblinke Rica Wäscher (acht Tore) gefährlich, band aber auch immer wieder die Flügelspielerinnen ein. »Normalerweise kommen wir über eine aggressive, eklige 3:2:1-Abwehr. Die haben wir dieses Mal aber gerade in der ersten Halbzeit so nicht hinbekommen«, befand TG-Coach Henning Rupf. Für den das größte Ärgernis aber ein anderes war: Die irrwitzig hohe Fehlerquote seiner Truppe. Abenteuerliche 18 Ballverluste und technische Fehler leistete sich Pforzheim allein in Hälfte eins, insgesamt waren es schlussendlich deren 29. Dies häufig ohne Druck des Gegners. »Unsere Fehleranzahl«, haderte Rupf, »war viel, viel zu hoch, um etwas mitzunehmen. Das war unerklärlich.« Und spielte Gedern/Nidda selbstredend in die Karten. Ab Mitte des ersten Durchgangs setzte sich die Breiler-Truppe ab: Sabine Kaiser traf via zweite Welle zum 12:9 (20.), Sibylle Droll per Tempogegenstoß zum 14:10 (24.). Zur Pause führte die HSG mit 16:11.

Diesen Vorsprung bauten Schindler & Co. nach Wiederbeginn sogar bis auf 23:16 (42.) aus.

Auch bedingt durch zwei Zeitstrafen legte Pforzheim einen 4:0-Lauf hin und verkürzte auf 20:23 (46.). Weil Alicia Pfaff erst mit einem abgefangenen Gegenstoßpass ein weiteres Schmelzen des Vorsprungs verhinderte und Gedern/Nidda danach vorne hochprozentig abschloss, schien die Partie beim 27:20 (50.) bereits entschieden. Das war jedoch erst der Fall, als Pforzheim einen Tempogegenstoß an die Latte setzte und auf der Gegenseite Rechtsaußen Charlotte Schäfer zum 29:24 (57.) einwarf.

Es war ein Erfolg, zu dem auch eine Rückkehrerin beitrug: Isabell Schüler stand nach der Heimkehr von einem beruflichen Auslandsaufenthalt erstmals in dieser Saison auf dem Parkett. »Sie hat uns in der Abwehr sehr geholfen«, lobte Breiler. Nach nur wenigen Trainingseinheiten spulte die 29-Jährige gut 35 Minuten ab. »Wenn sie es von der Arbeit her schafft, wird sie uns auch in Zukunft aushelfen«, so der HSG-Trainer, dessen Team am nächsten Samstag bei der HSG Wittlich gefordert ist.

HSG Gedern/Nidda: Petek (ab 49.), Heß; Patz (1), Schüler, Pfaff (2), Hutin, Kaiser (4), Wäscher (8), Schneider (1), Niebergall, Schindler (9/2), Krauß, Droll (3), Schäfer (2).

TG Pforzheim: Bäcker (1), Kurek (43. - 50.), Hesse (11. - 43.); N. Weschenfelder, Stortz (1), Bender, Beodorski, Vlahovic (5/1), Merten (2), Langenberg, Zellmer, Engeln (1), C. Weschenfelder (7), Fetzner (7).

Schiedsrichter: Diebecker/Hermschröder (Herzebrock-Clarholz/Fröndenberg) . Zuschauer: 250. Zeitstrafen: 8:8 Minuten (Hutin/2, Wäscher, Schindler - Vlahovic, Langenberg, Zellmer, Fetzner). Siebenmeter: 3/2:4/1. Spielfilm: 5:5 (9.), 12:9 (20.), 16:11 (30.), 22:15 (41.), 23:20 (47.), 27:20 (50.), 30:24 (60.).

Auch interessant