Engagement pur

Fußball-Funktionär und -Schiedsrichter Gerhard Schröder feiert am Samstag in Eschenrod seinen 75. Geburtstag.
Gerhard Schröder ist bodenständig. Als der früher bei der Sparkasse Oberhessen beschäftige Bankkaufmann im Alter von 42 Jahren aufhörte, aktiv Fußball zu spielen, hatte er rund 800 Spiele absolviert. Nur zwei Jahre nicht im Trikot des KSV Eschenrod. »Es hatte sich die Möglichkeit ergeben, zwei Saisons in Ortenberg in der Gruppenliga zu spielen. Das habe ich gerne wahrgenommen«, erinnert sich der Jubilar, der heute im Schottener Stadtteil Eschenrod seinen 75. Geburtstag feiert.
Noch in seiner aktiven Zeit stieg Gerhard Schröder in die Vorstandsarbeit seines KSV ein. Zunächst vier Jahre als Schriftführer, danach von 1983 bis 1989 als Vorsitzender. »Es waren arbeitsreiche Jahre«, wie er betont. Der Anbau an das Sportheim und eine Erweiterung der Flutlichtanlage mussten gestemmt werde. Dazu die jährlichen Kirmes- und die Faschingsveranstaltungen, um die Vereinskasse aufzubessern. »Das war alles sehr aufwendig, vom Aufbau, über die eigentliche Durchführung der Veranstaltung bis zum Abbau«, weiß der Jubilar nur zu genau. Und als Eschenrod 1987 sein 800-jähriges Bestehen feierte, war auch Gerhard Schröder an vorderster Stelle gefordert - als Vorsitzender des Festausschusses.
Wer sich ehrenamtlicher Tätigkeit nicht versagt, wird auch oftmals gefragt, weitere Ämter zu übernehmen. So auch Gerhard Schröder. 1990 weitete er seine Funktionärstätigkeit auf den Büdinger Kreisfußballausschuss aus. In Fauerbach wurde der Eschenröder zum stellvertretenden Kreisfußballwart gewählt. Von 2012 bis 2016 übernahm er die Leitung des Ausschusses, dem er heute noch nach mehr als 32 Jahren angehört. Wenn Gerhard Schröder auf die mehr als drei Jahrzehnte zurückblickt, ist er überaus zufrieden. »Es war immer eine harmonische und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Sowohl in meiner Stellvertreterzeit mit den damaligen Kreisfußballwarten Berthold Jungmann und Jürgen Radeck, dem späteren Verbandsfußballwart, oder mit meinem Stellvertreter und Nachfolger Jörg Hinterseher.«
Die ganze Zeit während seines Engagement im Kreisfußballausschuss war Gerhard Schröder auch Klassenleiter - mindestens von zwei Ligen, einige Jahre auch von vier Ligen. Noch heute ist er für die Kreisliga-A und die Reserven der A-Ligisten zuständig. »Klassenleiter, das ist schon eine Knochenarbeit«, skizziert Gerhard Schröder die Tätigkeit. Neutralität ist für den fairen Sportsmann dabei das oberste Gebot, auch wenn das nicht selten Probleme mit sich bringe. »Ich versuche, als Klassenleiter alle gerecht zu behandeln, aber man kann es nicht jedem recht machen«, so seine Erfahrung aus vielen Diskussionen. Vor allem, wenn es um Spielabsagen geht, wenn die Plätze nicht bespielbar sind, vielleicht auch eine dünne Decke des Spielerkaders eine Rolle spielt, und ein Termin für die Neuansetzung gefunden werden muss.
In den ersten Jahren als Klassenleiter musste Gerhard Schröder die »Roten Karten« in Einzelrichterurteilen noch selbst aburteilen und damit auch über die Länge von Spielsperren entscheiden. »Rund 1800 Fälle musste ich beurteilen, das war nicht immer einfach.« Seit vielen Jahren ist das Rechtswesen inzwischen von den Aufgaben des Kreisfußballwartes und der Klassenleiter getrennt.
Gerhard Schröder wäre nicht Gerhard Schröder, wenn er sich nicht auch dem Schiedsrichtern angenommen hätte. Eine Aufgabe, für die in den Vereinen oftmals händeringend Ehrenamtliche gesucht werden. 80 bis 100 Spiele pro Saison pfeift der Jubilar auch heute noch, bis zur A-Liga und im Jugendbereich. Rund 2100 Spiele hat er insgesamt in seiner Schiri-Laufbahn gepfiffen.
Markant in Erinnerung geblieben ist ihm ein Spiel in Dorheim. »Plötzlich betrat ein Polizist das Spielfeld und forderte mich auf, das Spiel zu unterbrechen, weil in einem Nachbarhaus eine Festnahme wegen eines Schusswaffengebrauchs vorgenommen werden sollte. Ich habe die Mannschaften in die Kabine geschickt und nach einer halben Stunde ging es weiter«, erinnert sich Gerhard Schröder. Etwas Bammel habe er vor drei Wochen gehabt, als er das Derby der FSG Vogelsberg gegen Ilbeshausen in Lautertal leiten sollte. »Das ist immer ein harter Konkurrenzkampf zwischen den beiden Teams. Auch waren 200 Zuschauer dabei, die schon mal für eine aufgeheizte Atmosphäre sorgen können. Aber alles verlief sportlich fair. Ich musste nicht einmal eine Gelbe Karte zücken. Das bleibt als positive Erinnerung.«
Dass er im höheren Alter körperlich beim Schiedsrichtern sich etwas zurücknehmen muss, gleicht er mit seiner großen Erfahrung aus. »Man muss seine Kräfte etwas rationeller einteilen, dann klappt das auch.« Eine Randnotiz im umfangreichen Wirken für den Büdinger Kreisfußball ist die Tatsache, dass Gerhard Schröder seit 2016 noch die Aufgabe des Kreispressewartes wahrnimmt.
Als Kreisfußballwart hatte er auch interessante Treffen mit den Prominenten im deutschen Fußball. So mit dem früheren Präsidenten Dr. Theo Zwanziger oder mit Günther Netzer, Joachim Löw, Sepp Maier oder Karl-Heinz Körbel.
Sorgen bereitet dem Jubilar die aktuelle Entwicklung im Fußball an der Basis. »In den höheren Altersklassen der Jugend wird es in Zukunft immer schwieriger werden, die Zahl der Teams aufrechtzuerhalten.« Die notgedrungen eingegangenen Spielgemeinschaften bedingten andererseits weite Anfahrtsweg zum Training.
Auch bei den Erwachsenen würden immer mehr Vereine vor die Alternative gestellt, eine Kooperation einzugehen oder den Spielbetrieb einzustellen.
Rein sportlich traut Gerhard Schröder aktuell dem Kreisoberliga-Spitzenreiter Alemannia Gedern am ehesten zu, sich mittelfristig in einer höheren Klasse halten zu können. »Die haben eine gute Nachwuchsarbeit gemacht, das trägt jetzt Früchte.«
Natürlich ist für Gerhard Schröder auch die WM in Katar ein Thema. »Die deutsche Mannschaft hat sich schon oftmals bei solch einem WM-Turnier gefunden. Schwierig ist, dass keine Zeit zur Vorbereitung war. Wenn das Team nach dem missglückten Auftaktspiel das Viertelfinale erreicht, das wäre schon super«, so Gerhard Schröders Wunsch.
Auch außerhalb seines geliebten Fußballs hat sich Gerhard Schröder für die sportlicher Belange in der Schottener Großgemeinde engagiert. Knapp acht Jahre war er Mitglied im Sportbeirat. »Das war eine interessante Zusammenarbeit mit Erwin Mengel, dem Beiratsvorsitzenden, und dem damaligen Bürgermeister Hans Otto Zimmermann«, fasst er seine Gedanken dazu zusammen. Abseits des Sports zeigte er auch in der Kirchengemeinde seines Dorfes Flagge. Über einen Zeitraum von 45 Jahren bis 2021 war er Kollektenrechner, 36 Jahre lang Haushaltsrechner und seit 1997 bis zum vergangenen Jahr auch Mitglied im Kirchenvorstand.
Für seine Verdienste ist Gerhard Schröder mehrfach ausgezeichnet worden. 2012 hat ihm der Hessische Fußballverband seine höchste Auszeichnung, die Ehrennadel in Gold, verliehen. 2016 folgte die Verdienstnadel des Deutschen Fußballbundes. Bereits 2009 hatte er den Ehrenbrief des Landes Hessen erhalten.
Jetzt hat Gerhard Schröder schon das Jahr 2024 im Blick. Der turnusmäßige Kreisfußballtag soll ein markantes Datum für ihn werden. »Dann soll Schluss sein. Dann ist es Zeit, aufzuhören«, sagt der Jubilar.