Emotionaler Derbysieg

Offenbach (jm). Emotionen in einem Derby sind per se nichts Außergewöhnliches. Wenn sie aber nach dem Abpfiff zwischen beiden Trainern hochkochen, ist das schon etwas anderes. So geschehen beim 3:1 (2:1) zwischen Kickers Offenbach und dem FSV Frankfurt. Nach dem zweiten Heimsieg in der Fußball-Regionalliga Südwest lieferten sich OFC-Coach Alexander Schmidt und sein Pendant beim FSV, Tim Görner, ein gestenreiches Wortgefecht.
Später aber wollte keiner der beiden mehr ein Wort darüber verlieren. »In so einem Derby gibt es Emotionen, nach dem Spiel ist das vergessen«, meinte Schmidt lächelnd. »Alles ist gut«, sagte Görner. Eine Miene verzog der FSV-Coach dabei allerdings nicht. Schmidt war nach dem verdienten Erfolg der Kickers die Erleichterung anzumerken.
Kickers Offenbach - FSV Franhkfurt 3:1 (2:1). »Wir sind froh, dass wir das Ding gezogen haben«, sagte er: »Es war keine einfache Woche. Wir haben versucht, positiv zu bleiben. Es gibt nichts besseres als einen Sieg. Die Jungs haben es gut gemacht.« Görner attestierte seinem Team einen »fleißigen Auftritt«, der allerdings mit zu vielen Fehlern behaftet war.
Schmidt hatte sein Team gegenüber dem 0:1 in Koblenz auf drei Positionen verändert. Für Maik Vetter, Philipp Hosiner und Törles Knöll begannen Shako Onangolo, Ronny Marcos und Lucas Hermes. Marcos begann in einer verkappten Dreierkette, die sich aber schnell wieder zu einer Viererkette mit Onangolo als rechtem Part veränderte. Vor allem Dominik Wanner, bis dato stets links hinten aufgeboten, musste seine neue Rolle erst finden. Der 23-Jährige war anfangs fast das fünfte Glied der Abwehrkette. In der Mittelfeldzentrale agierte Rafael Garcia hinter den beiden Spitzen Jakob Lemmer und Hermes. Nach einer Schrecksekunde, als eine Flanke der Bornheimer am Fünfer zu Sho Sannomiya durchrutschte, der aber zu überrascht war, kam der OFC besser ins Spiel. Jakob Lemmer scheiterte aus kurzer Distanz, Wanner schoss im Nachschuss links vorbei (9.).
Seine zweite Chance nutzte der Zugang vom FSV Mainz 05 dann eindrucksvoll. Nach einem Freistoß schaltete Björn Jopek blitzschnell, chippte die Kugel in den Strafraum, wo Wanner über den herauseilenden FSV-Torwart Henry Bremer hinweg zur Führung einköpfte. »Die Flanke haben wir zu unbedrängt zugelassen«, ärgerte sich Görner. Zu einfach fiel auch der Ausgleich nach einer Ecke. Ahmed Azaouagh, nicht gerade als Kopfballungeheuer bekannt, durfte ungehindert ins rechte Eck einnicken (32.). Und auch das 2:1 durch Wanner drei Minuten später nach Flanke von Garcia war schlecht verteidigt.
»Das Tor fällt zu einfach«, meinte Alexander Schmidt, der seiner Abwehr insgesamt aber ein gutes Zeugnis ausstellte - und auch die geforderten Grundtugenden (Leidenschaft, Laufbereitschaft und Kampf) lobte.
Ganz besonders angetan war er von seinem Sturmduo. Dass Jakob Lemmer seit Wochen mit viel Erfolg malocht, ist ja bekannt. Dass aber Hermes, erstmals in dieser Saison in der Startelf, noch mehr Meter machen würde, kam überraschend. Der Blondschopf spielte häufig seine Schnelligkeit aus, wählte aber zuweilen die falsche Option: statt eines Zuspiels den Abschluss oder umgekehrt. Und wenn dann mal alles passte, wie in der 60. Minute, dann fand Hermes nach Vorarbeit von Lemmer aus kurzer Distanz in Henry Bremer seinen Meister. Doch in der 69. Minute hatte der 22-Jährige sein persönliches Erfolgserlebnis. Nach mehreren Haken hatte er über rechts freie Bahn, passte nach innen und der am Boden liegende Noah Awassi klärte mit der Hand. Björn Jopek schnappte sich den Ball - und traf cool vom Punkt zur Vorentscheidung (69.). »Ich denke, dass es ganz gut geklappt hat. Und ich freue mich natürlich, dass ich zu einem Tor beitragen konnte«, sagte Hermes: »Darauf kann man aufbauen. Und jetzt wollen wir eine Serie starten.«
Björn Jopek, dem Schmidt eine gute Organisation im Mittlfeld bescheinigte, hakte den »verdienten Sieg« schnell ab, nahm aber viel Positives mit: »Wir hatten mehr Elan und Power, jeder wollte den Sieg.«
Schiedsrichter : Mika Forster (Flehingen). Zuschauer: 6735 - Tore: 1:0 Wanner (29.), 1:1 Azaouagh (32.), 2:1 Wanner (35.), 3:1 Jopek (69./Handelfmeter).