Ein Sieg des Charakters
Region (sk). Beim 91:89 der Gießen 46ers über Phoenix Hagen war alles geboten. Einen hohen Rückstand bekam der Basketball-Zweitligist vor 2060 Zuschauern in der Sporthalle Ost am Samstag noch gedreht. Zum Matchwinner avancierte Nico Brauner, der kurz vor Spielende den Dreier zum Sieg brachte.
Zwei Szenen standen sinn bildlich für den Basketball-ProA-Krimi, den das Team der Gießen 46ers beim 91:89 (43:53) den Fans bot. Auf dem Gang zur Kabine in der Halbzeit legte Cheftrainer »Frenki« Ignjatovic einen düsteren Blick auf, der gut zum anstehenden Halloween-Fest passte. Was folgte, war eine lautstarke Ansprache, die die Wände in den Katakomben der Osthalle zum Beben brachte.
15:30 lagen die Mittelhessen nach Quarter eins in Rückstand. Nach einer Serie von Ballverlusten schien die Partie früh in Richtung Hagen zu kippen.
Nachdrücklicher wird aber Szene zwei in Erinnerung bleiben: Ignjatovics Gang zur Kabine nach gedrehtem und damit gewonnenem Spiel. Wie ein Honigkuchenpferd strahlte der 56-Jährige nach dem Wahnsinns-Comeback, das seine Jungs gezeigt hatten. »Ich bin unglaublich stolz, das ist das erste Gefühl. Nüchtern analysiert haben wir gewonnen, weil wir in der zweiten Hälfte mehr Dreier getroffen haben.«
Hagen hatte über weite Strecken des Spiels geführt. Aufbauend auf der starken Anfangsphase fühlten sich die Feuervögel in der Osthalle vor 50 mitgereisten Fans pudelwohl. Nach knapper 10:9-Führung in der 5. Minute stand es wenig später 32:15 (11.). Alles deutete auf einen rabenschwarzen Tag für die 46ers hin, nicht zuletzt, da Hagen spielerisch in Manier des Favoriten auftrat. Von Viertel zu Viertel steigerten sich die 46ers aber. Stefan Fundic (14 Punkte, 16 Rebounds) ackerte wie ein Berserker, hängte Hagens Leader Marcel Keßen immer wieder Fouls an und hielt den einen Kopf größeren Center weitgehend aus der Partie. Igor Cvorovic setzte am Brett hocheffiziente Nadelstiche. Barnes zeigte mit 19 Punkten, 4 Assists und 7 Rebounds seine bislang beste Leistung im 46ers-Dress.Die Hagener Führung schien nach dem Seitenwechsel zunächst wie auf einen Zehn-Punkte-Puffer zementiert zu sein. Luis Figge brachte per Fastbreak-Dunk die Halle zum Explodieren (58:64, 25.), gegenüber netzte aber ausgerechnet der Ex-Gießener Tim Uhlemann zwei Dreier und ließ die Ränge verstummen. Erst als im Schlussviertel der Dreier besser fiel - Justin Martin, Barnes und Roland Nyama hatten ihre Anteile - schmolz die Führung der Gäste Punkt für Punkt dahin.
Gießen: Barnes (19), Heyne (DNP), Brauner (19), Döntgens (DNP), Begue (DNP), Fundic (14), Figge (9), Kahl, Cvorovic (13), Martin (14), Strangmeyer, Nyama (3). - Hagen: Murphy (2), Keßen (6), Omuvwie (14), Vaara, Mann (24), Uhlemann (8), Castlin (21), Bank (7), Krause (7).