»Die Wildheit der ersten Wochen ist weniger geworden«

Region (dani). Kristjan Glibo (40) hat im vergangenen Sommer den Cheftrainerposten in der fünftklassigen Fußball-Hessenliga bei der wieder eingeführten Eintracht-Reserve in Frankfurt übernommen und führt mit seiner Elf die Tabelle an. Zuvor coachte er drei Jahre lang den Viertligisten Wormatia Worms. In seiner aktiven Karriere kam der ehemalige Verteidiger unter anderem auf zwei Bundesligaspiele für den 1.
FC Kaiserslautern und 53 Zweitligaeinsätze für den SV Sandhausen und den SV Wehen Wiesbaden. Bei der Eintracht steht der Familienvater, zwei Kinder, bis 2024 unter Vertrag.
Herr Glibo, kürzlich reisten fünf Talente Ihrer U-21- Mannschaft mit den Bundesligaprofis nach Japan. Stolz?
Wir haben uns natürlich die Spiele angeschaut, sie in der Trainerkabine laufen lassen, es sind schließlich die Jungs, mit denen wir täglich arbeiten. Wir haben gehofft, dass sie sich gut präsentieren und das haben sie getan. Vor allem können sie von den Spielen mit den Profis viel mitnehmen, sie müssen lernen, das Tempo mitzugehen, gallig gegen den Ball zu arbeiten.
Mit Mehdi Loune trainiert derzeit einer aus Ihren Reihen dauerhaft beim Team von Oliver Glasner. Welche Effekte erhoffen Sie sich?
Grundsätzlich nehmen die Jungs viel mit, weil die Gegenspieler einfach ein höheres Level mitbringen. Wenn du da Selbstvertrauen tanken kannst, wird’s dir auch bei uns leichter fallen. Mehdi erkennt sehr gut die Räume, nimmt den ersten Kontakt immer weg vom Gegner und kann sich damit aus Drucksituationen befreien. Er ist auf einem guten Weg, muss aber weiterhin viel arbeiten.
Werden Ihre Spieler in der fünftklassigen Hessenliga, die Ihr Team nach etwas mehr als der Hälfte der Saison anführt, ausreichend gefordert?
Am Saisonanfang war bei uns das eine oder andere Defizit zu erkennen, das Verteidigen im Sechzehner, Ruhe und Selbstverständlichkeit im Spiel mit dem Ball. Da waren wir weit weg vom Optimalzustand. Aber es ist eine klare Entwicklung zu erkennen, teilweise spielen wir mit einem Altersschnitt von 19 Jahren gegen deutlich ältere, auch abgezockte Spieler. Dazu kommt eine neue, hohe Belastung. Einerseits durch die Teilnahme einzelner Spieler an der Youth League, aber auch die Größe der Liga mit insgesamt 38 Spieltagen. Zudem haben wir im Sommer eine neue Mannschaft zusammengestellt. Das Ganze derart gut in Einklang zu bringen, da bin ich sehr zufrieden.
Der Aufstieg in die Regionalliga wäre doch sinnvoll und nötig, um die Lücke zur Bundesligatruppe zu verkleinern und die Talente besser fördern zu können. Oder?
Ich antworte mal so: Je höher die Liga, desto höher das Niveau und die Entwicklungschancen. Andererseits sind wir erst ein halbes Jahr mit der neuen Mannschaft am Start, das alles muss wachsen.
Zu Saisonbeginn hieß es, eben jener Aufstieg sei nicht das übergeordnete Ziel, man wolle einfach erst mal ankommen in der Liga. Jüngst erklärte Sportvorstand Markus Krösche dagegen, den Schritt in Liga vier jetzt doch ganz gerne im ersten Versuch zu gehen. Wie sehen Sie das?
Wir sind alle Leistungssportler und die wollen jedes Spiel gewinnen. Daraus ergibt sich alles Weitere. Wir haben schnell große Schritte machen können, und wenn am Ende das Maximale herauskommt, nehmen wir das gerne an. Unser Fokus liegt aber auf der Ausbildung der einzelnen Spieler.
Am Freitag steht gegen Baunatal bereits das 23. Ligaspiel seit dem Saisonstart an, gleichzeitig das letzte des Jahres. Dazu kommen sechs Partien in der Youth League, die Japan-Reise - ein ganz schönes Mammutprogramm.
Absolut, es ist eine lange Saison, das ist für die Jungs etwas Neues, da mussten sie sich erst dran gewöhnen, bis sie körperlich eine Widerstandsfähigkeit entwickelt haben. Doch sie haben zugelegt. Wenn etwa unsere Jungs von der U21, die am Wochenende oft gegen Ältere spielen, in der Youth League auflaufen, sieht man eine klare Entwicklung in der Robustheit im Zweikampf und im Spiel mit dem Ball. Wir möchten, dass sie am Ball Ruhe, Dominanz, Selbstsicherheit ausstrahlen, nicht wackeln. Daran arbeiten wir. Die Wildheit der ersten Wochen ist weniger geworden.