Breitenbach glänzt als Vollstrecker

Offenbach (bel). Es läuft die 21. Minute im Stadion am Bieberer Berg, da nimmt Jayson Breitenbach die Sache selbst in die Hand. Der Innenverteidiger der Offenbacher Kickers läuft in der eigenen Hälfte mit dem Ball los, spaziert durch das gegnerische Mittelfeld und weil ihn keiner angreift, steht er plötzlich am Sechzehner.
»Ich hab gesehen, ich hab viel Wiese vor mir und bin dann einfach mal losgelaufen«, sagte Breitenbach nach dem Spiel. Und weil sich nun wirklich kein Spieler der TSG Balingen für den Offenbacher verantwortlich fühlt, sucht Breitenbach den Abschluss. Sein platzierter Flachschuss landet unhaltbar im langen Eck. 1:0 für die Kickers. »Ich glaube, der Abschluss konnte sich sehen lassen«, schmunzelte Breitenbach über den verdienten Führungstreffer für den Fußball-Regionalligisten.
Damit hatte er es besser gemacht als seine Offensiv-Kollegen, die auch gegen Balingen zuvor einige Möglichkeiten ungenutzt ließen, wobei bei Mike Feigenspans Lattenschuss auch eine Menge Pech dabei war (18.).
Nach dem Führungstreffer fing der Arbeitstag für Breitenbach und Co. dann erst aber richtig an. Denn keine zehn Minuten später standen die Kickers nur noch zu zehnt auf dem Platz, nachdem Björn Jopek innerhalb von wenigen Augenblicken zweimal Gelb und folgerichtig Gelb-Rot gesehen hatte. Erst hatte er einen schnell ausgeführten Freistoß der Balinger blockiert, dann auf Höhe des Mittelkreises gefoult. Ein Platzverweis, der die Dynamik des Spiels veränderte, Balingen bekam mehr Spielanteile. Mehr Arbeit für Breitenbach und seine Abwehrkollegen: »Wir haben auch in Unterzahl gut gestanden und eigentlich nichts zugelassen. Dass ein, zwei Bälle durchrutschen, ist normal.«
Da die Gäste spielerisch wenig Mittel fanden, versuchten sie es zumeist mit hohen Bällen. Hier waren dann Breitenbach und Sebastian Zielenicki Endstation. »Das Spiel war nicht einfach nach dem Platzverweis, die ganze Mannschaft hat das super gemacht, das 2:1 gehalten. Das ist Charakter«, freute sich Zieleniecki nach dem Abpfiff.
Nur selten zeigte sich die Kickers-Abwehr nicht auf der Höhe. So wie beim 2:1-Anschlusstreffer durch Aron Viventi, bei dem OFC-Schlussmann David Richter etwas übermotiviert weit aus seinem Kasten stürmte, obwohl noch zwei Verteidiger beim Balinger Angreifer waren. In der Schlussphase machte Richter seinen Fehler aber wieder gut, als er mit einer Glanzparade den Ausgleich der Gäste verhinderte.
Der wäre auch nicht verdient gewesen, denn selbst in Unterzahl waren die Kickers die bessere Mannschaft, konterten mehrfach gefährlich. Balingen bot, wie beim Führungstreffer durch Breitenbach, immer wieder große Räume im Mittelfeld, die vor allem die zur Halbzeit eingewechselten Semir Saric und Lucas Hermes für weite Läufe in die Tiefe nutzten. So auch vor dem 2:0, als Saric über die linke Außenbahn in den Strafraum eindrang und dort durch einen Schubser am kontrollierten Abschluss gehindert wurde. Elfmeter.
Und wer schnappte sich den Ball? Jayson Breitenbach. »Ich habe mich gut gefühlt«, sagte der 24-Jährige, Druck habe er nicht verspürt: »Wenn ich verschieße, ist das halt so. Die Verantwortung habe ich übernommen.« Der Innenverteidiger schickte Balingens Keeper in die falsche Ecke, traf flach unten rechts zum 2:0 - und wurde somit zum Matchwinner.
»Ein gelungener Abend«, meinte er bescheiden, nachdem er zuvor von den 6000 Kickers-Fans im Stadion gefeiert wurde. »Das gibt einem ein gutes Gefühl, wenn der eigene Name gesungen wird. Das war ein Gänsehautmoment«, so Breitenbach.
FSV Frankfurt schlägt Spitzenreiter
Die Stimmungslage bei Mannschaft und Fans hat sich im Vergleich zum ernüchternden Auftritt in Aalen gedreht, der hart erkämpfte 2:1-Erfolg unter Flutlicht war genau nach dem Geschmack der Anhänger und Verantwortlichen. »Wir hoffen, dass wir jetzt wieder eine Serie starten können«, sagte Kapitän Zieleniecki. Erst recht, nachdem der Rückstand auf die Spitze nach der Ulmer 1:4-Niederlage gegen den FSV Frankfurt wieder auf sechs Punkte geschmolzen ist. Und wenn es mal wieder nicht so klappen sollte mit dem Toreschießen, dann läuft Jayson Breitenbach mit dem Ball einfach wieder los.