Back-up statt Vielspielerin

Isabell Schüler ist für die HSG Gedern/Nidda da, wenn sie gebraucht wird.
Gedern/Nidda (flo). Die Frage stand im Raum: Kommt sie zurück? Oder war es das? Nach einem mehrwöchigen beruflich bedingten Aufenthalt in den USA ist Isabell Schüler, die bei einem weltweit tätigen Automobilzulieferer im Personalwesen arbeitet, nicht nur längst zurück in der Heimat, sondern auch zurück bei den Drittliga-Handballerinnen der HSG Gedern/Nidda. Bei den Wetterauerinnen, die am Samstag (18 Uhr, Gymnasiumhalle Nidda) die TSG Eddersheim zu Gast haben, will sie aber nicht mehr Vielspielerin, sondern primär Back-up sein.
Freilich, die 29-jährige Linksaußen zählt bei der Spielgemeinschaft längst zum Inventar. Im Februar 2013 hatte sich die Licherin dem Klub, der damals seine erste Drittligasaison spielte, angeschlossen, war seinerzeit - zunächst mittels Doppelspielrecht - vom Landesligisten TV Hüttenberg II gekommen. Über die Jahre hat sich Schüler zum einen mehr und mehr zu einer unverzichtbaren Leistungsträgerin entwickelt, ist aber zum anderen gleichermaßen zu einer personellen Konstante geworden, während doch der eine oder andere Umbruch zu bewältigen war. Wie der Umstand beweist, dass nur Rückraumspielerin Sabine Kaiser noch länger dabei ist.
In ihrer elften Saison will Schüler aber ganz bewusst eine andere Rolle einnehmen. Nicht mehr Stammkraft, nicht mehr Immer-Spielerin. Sondern Back-up. »Arbeit, private Dinge und gleichzeitig 3. Liga waren für mich im Gesamten mittlerweile einfach zu viel. Es waren zu viele Kompromisse«, erklärt Schüler. »Ich habe lange ein sehr großes Investment in den Handball geleistet. Jetzt bin ich aber an einem Punkt, an dem sich die Prioritäten ein bisschen verschieben. Da passt Handball in diesem Ausmaß so nicht mehr rein.« Zwei Verletzungen in den letzten Jahren - erst eine komplizierte Schulterverletzung, zuletzt im Frühjahr ein ausgekugelter Daumen - taten ihr Übriges.
Ganz aufzuhören oder den Verein zu verlassen, war dabei keine Option. Obwohl genügend Anfragen mittelhessischer Ober- und Landesligisten hereinflatterten. »Aber ich wollte den Kontakt zur Mannschaft nicht verlieren, ich fühle mich da sehr wohl.« Das Resultat aller Gedankenspiele: Schüler ist zwei- statt bisher viermal pro Woche im Training. Und sie hat mit den Verantwortlichen besprochen, »dass ich da bin, wenn ich gebraucht werde«. Dies auf vielerlei Ebenen. »Wenn ich auf dem Spielfeld gebraucht werde, dann dort. Wenn ich gebraucht werde, um auf der Bank jemandem Mut zuzusprechen, dann ist das für mich auch eine schöne Rolle. Mir geht es wirklich nicht mehr darum, 60 Minuten zu spielen«, versichert die erfahrene Flügelflitzerin, die seit einigen Wochen etwa Alicia Pfaff, ihre Nachfolgerin auf der linken Außenbahn, beim Wurftraining unterstützt. Trainer Christian Breiler ist auch in dieser Konstellation froh, Schüler an Bord zu haben. »Isi verhilft uns in der Abwehr zu mehr Stabilität. Dass sie nicht mehr im vorherigen Umfang trainiert, ist angesichts ihrer Erfahrung kein Problem«, sagt er. In der Tat: Die Defensive ist Schülers Steckenpferd. Dank Erfahrung, dank guter Antizipation, dank hoher Intensität im Zweikampf.
»Ich finde, es ist ein geiles Gefühl, die Gegenspielerin zu ärgern und ich bin der Meinung, dass man Spiele in der Abwehr gewinnt. Ich möchte der Mannschaft da gerne eine gewisse Sicherheit geben«, erklärt sie. »Die Aufmerksamkeit auf die Abwehr zu legen, das fehlt mir bei den jüngeren Spielerinnen ein wenig. Ich versuche daher, ihnen zu vermitteln, dass die Abwehr zählt, auch wenn das in keiner Statistik auftaucht, dass es Spaß machen kann, es dem Gegner schwer zu machen.« Erste Schritte in die richtige Richtung hat Schüler in den vergangenen drei Spielen, in denen sie stets dabei war, bereits ausgemacht. Und hofft, dass sich dieser Trend auch gegen die TSG Eddersheim fortsetzt. Auch dann, wenn sie selbst mal nicht auf der Platte steht.