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Aufsteiger Lorbach überrascht als »Wintermeister»

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Von: Peter Maresch

Kreis Büdingen (pem). Eine ausgeglichene Saison mit vielen Mannschaften auf Augenhöhe - so hatten es viele im Sommer 2022 für die Fußball-Kreisliga A Büdingen vorausgesagt. Und so sieht es auch zur Winterpause aus. In der Spitzengruppe ist Spannung im Kampf um die beiden direkten Aufstiegsplätze angesagt, kein Team marschiert vorneweg.

Die wohl größte Überraschung der bisherigen Saison ist, dass der 1. FC Lorbach als Tabellenführer in die Winterpause ging. Anfang November überflügelte der Aufsteiger den SV Rainrod. Zwar schätzten viele den Neuling stark ein, der bisherige Erfolg übertrifft aber die Erwartungen. Das Trainerduo Philip Bielinski/Daniel Brill arbeitet dort schon seit fünf Jahren zusammen. In dieser Zeit gelang es, eine erfahrene, schlagkräftige Truppe aufzubauen. Herzstück ist die Abwehr mit Torwart Wilhelm Weber und Verteidigern wie Viktor Schulz und Alexander Knippel. Nur 15 Gegentreffer bekam der FC, der zweitbeste Wert in der Liga. Bielinski ist mit 17 Toren der Torjäger des Aufsteigers, gerade zum Ende der Vorrunde hin überzeugte in der Offensive besonders auch Paul Podoljaka (6 Treffer).

Die Lorbacher profitieren allerdings auch davon, dass sie schon ein Spiel mehr auf dem Konto haben als der SV Rainrod . Der SV legte einen bärenstarken Saisonstart hin. Die ersten zehn Spiele blieben die Rainröder ungeschlagen, verloren insgesamt nur zwei Partien. Die Truppe um Spielertrainer Sven Diedrich hat ein gutes Händchen bei den Neuzugängen gehabt. Ein junger Torwart konnte in Form von Marlon Theiß gefunden werden. Serdal Seren in der Abwehr und Kemal Ünver im Mittelfeld wussten ebenfalls zu überzeugen. Die Rainröder überzeugten bisher als defensivstärkste Mannschaft. Im Sturm fehlt noch ein echter Knipser - für die meisten Treffer zeichneten Bausch (7) und Ünver (7) verantwortlich, beides keine gelernten Stürmer.

Nur knapp hinter diesen beiden Teams steht die SG Nieder-Mockstadt/Stammheim auf Relegationsplatz drei. Nach dem Abstieg aus der Kreisoberliga legte der neue Trainer Kai Möller hier einen erfolgreichen Start hin (mehr zur SG im Extra-Artikel).

Punktgleich mit Nieder-Mockstadt findet sich die SG Rohrbach/Aulendiebach auf dem vierten Platz wieder. Die Fusion der Rohrbacher mit dem Kreisoberliga-Absteiger war von vornherein vielversprechend. Die Rohrbacher spielten bereits in der Vorsaison im oberen Tabellendrittel mit, während die Aulendiebacher als Kreisoberliga-Absteiger zahlreiche Routiniers in die SG einbrachten - Spieler wie Kevin Scheller, Daniel Bauer oder Ingmar Kienast. Damit verfügt die neue Spielgemeinschaft über einen der wohl besten Kader in der Liga und wird in der Rückrunde um den Aufstieg mitspielen. Dass die SG nicht weiter oben steht, lag an drei Schlappen in Folge im September und Oktober. Diese waren wiederum durch den Ausfall der beiden Rohrbacher Mittelfeldstrategen Ali Haiahem (Spielertrainer) und Niklas Laumer zu erklären.

Am Rande der Spitzengruppe steht die SG Büdingen . Vielleicht wäre noch mehr drin gewesen, doch der Start der SG war turbulent. Zu Saisonbeginn war die SG noch auf Trainersuche - erst Anfang September entschied sich der Verein für eine interne Lösung und ernannte Abwehrspieler Volkan Bina zum Cheftrainer. Außerdem kam es zu Saisonbeginn zu Disziplinlosigkeiten und Platzverweisen. Nach der Übernahme von Bina konnte das weitgehend abgestellt werden; außerdem machte die Mannschaft nach sportlich durchwachsenem Beginn einen Sprung nach vorne. Die Büdinger erwiesen sich bis zur Winterpause als torgefährlichstes Team und schossen bisher 55 Treffer. Ein wenig trug dazu der deutliche 12:2-Sieg gegen den SV Seemental II bei. Auffälligster Spieler war der erfahrene Almin Karalic (11 Tore), doch zunehmend überzeugten auch Abdullah Yildiz (10 Tore) und Cihat Balik (8 Tore).

Die SG Geiß-Nidda/Steinberg/Glashütten schließt als Sechster die vordere Tabellenregion ab. Das kann durchaus auch als Überraschung gelten. Die SG verlor vor der Saison mehrere wichtige Spieler wie Philipp Franz oder Kemal Ünver. Doch einerseits schlugen mit Taylan Yildirim, der auch neuer Co-Trainer ist (11 Spiele/4 Tore), Verteidiger Andreas Mihu (13/-) und Stürmer Sebastian Sandner (10/9) drei Neuzugänge ein. Andererseits verordnete Trainer Deniz Türk, der selbst mangels Alternativen vom Sturm ins defensive Mittelfeld rückte, seinem Team einen disziplinierten Abwehrkurs. So hielt sich die Mannschaft im oberen Mittelfeld - und konnte dabei bisher noch nicht mal in Bestbesetzung spielen. Einige Stammspieler der Vorsaison, wie die beiden Offensivakteure Max Schmidt (3/2) und Raphael Nawroth, standen bisher kaum oder gar nicht zur Verfügung.

Der FC Alemannia Gedern II erwies sich in der Vorrunde erneut als stärkstes der Reserveteams. Die Voraussetzungen sind aber doch anders als direkt nach dem Aufstieg 2020, als der FCA anderthalb Jahre lang zum Favoritenkreis in der Liga gehörte. Trainer Sven Hack übernahm die Mannschaft im Sommer - seine erste Station als Cheftrainer bei einem Seniorenteam. Dabei gelang es dem FCA, solide Leistungen abzurufen. Und noch immer verfügt die Mannschaft über viele talentierte Spieler. In den Spielen vor der Winterpause wusste etwa Peter Weisenbach zu überzeugen, der sieben Tore in der zweiten Mannschaft schoss, dazu noch zwei für das Kreisoberliga-Team. Luca Boos wurde zu einer Bank in der Defensive und machte fast alle Spiele mit. Allerdings sprudelt das Spielerreservoir beim FCA nicht mehr so stark wie in den Vorjahren. Allerdings dürfte es problemlos gelingen, die Mannschaft permanent von der Abstiegszone fernzuhalten.

Die FSG Altenstadt hatte in dieser Saison mit Startschwierigkeiten zu kämpfen. Zwar trauten viele dem Absteiger aus der Kreisoberliga einiges zu. Doch die ersten drei Spiele verlor die FSG. Auch danach brauchten die von Markus Pioch trainierten Altenstädter noch eine Weile, um richtig in Tritt zu kommen. Die Mannschaft sicherte sich dann aber noch die Dienste des Stürmers Erik Begic (bisher fünf Tore) und des Mittelfeldspielers Florin Ilie, der einen guten Einstand hinlegte. Kurz vor der Winterpause gelang den Altenstädtern dann sogar ein 3:2-Erfolg in Rainrod. Nach der Winterpause könnte die FSG zur Aufholjagd blasen.

Für den FC Rommelhausen spielte sich eine für die letzten Jahre typische Vorrunde ab - im positiven wie negativen Sinne. Die Rommelhäuser starteten solide und standen mehrfach vor dem Sprung in die Spitzengruppe. Torjäger Andrei Butiu (12 Spiele/23 Tore) begann stark wie nie. Doch zum Ende der Vorrunde konnte der FCR den Druck nicht aufrechterhalten. Butiu war zum Teil verletzt, doch noch schlimmer wog der verletzungsbedingte Ausfall von Torwart Denis Dogari nach sieben Spielen. Alin Carp musste mal wieder zwischen den Pfosten einspringen - und dies riss eine Lücke in die FC-Abwehr, von der sich die Mannschaft bisher nicht erholt hat.

Zwischen den Rommelhäusern und dem FC Germania Ortenberg liegen sechs Punkte Abstand. Mit den Ortenbergern beginnt die eigentliche Abstiegszone. Von allen drei Kreisoberliga-Absteigern hatten es die Germanen, seit dem Sommer trainiert von Sven Schaumburg, am schwersten. Der FC musste auf Neuzugänge weitgehend verzichten. Besonders mangelt es der Germania an der Torgefahr. Es fehlt ein echter Torjäger. In der Abwehr fehlt es nicht an Routiniers, allerdings gab es auch hier immer wieder Ausfälle.

Auch die Sportfreunde Oberau II zog es im Vergleich zur Rückrunde nach unten. Trainer Michael Dorn verlor im Sommer zahlreiche Spieler - so wie Endrit Gjoshi oder Konstantin Leitsch. Eine Kontinuität im Kader stellte sich dann auch nicht richtig ein, und auch die starken Einzelspieler fehlen in dieser Saison. Nachdem die Elf in der Rückrunde der abgelaufenen Saison eine der stärksten Mannschaften war, geht es nun darum, frühzeitig Punkte für den Klassenerhalt einzufahren.

Der VfR Rudingshain kämpfte dagegen von vornherein gegen den Abstieg. Noch kann der VfR auf seine jährlich langsam schrumpfende Schar von Routiniers setzen. Spieler wie Sascha Nicodemus, Dennis Fritzges oder Philipp Reitschky bringen viel Erfahrung mit. Doch wenige Ausfälle - so machte Mittelfeldstratege Martin Ritz nur wenige Spiele bisher - wiegen schwer, denn es fehlt der zweite Anzug und insgesamt ist der Kader klein.

In der Abstiegszone findet sich erneut die SG Usenborn/Bergheim wieder. Als einziges Team wechselte die SG bereits ihren Trainer. Unter Mario Anthis, der erst zu Beginn des Jahres gekommen war, lief es nie so richtig. Bereits nach zwei Spielen in dieser Saison endete sein Engagement. Nach einer kurzen Übergangsphase mit Sven Petznick übernahm Daniel Knebel das Kommando - er hatte die SG bereits vor einem Jahr kurz trainiert. Kurz vor der Winterpause gelangen Knebel auch einige wichtige Erfolge.

Unabhängig davon bleibt die SG wohl bis zum Ende Abstiegskandidat. Der Kader konnte im Sommer nicht entscheidend erweitert werden. Besonders stark betroffen ist die Offensive - hier hat die Mannschaft quantitativ schon kaum Auswahlmöglichkeiten. In der Abwehr stehen mit Jan-Eric Scheffler oder auch Manuel Gummy aber kompetente Verteidiger zur Verfügung und das Defensivspiel konnte wieder gestärkt werden.

In einer noch prekäreren Lage befindet sich der VfR Hainchen . Eigentlich wollten die Hainchener nach dem Abstiegskampf im Vorjahr wieder neu durchstarten, vermeldeten auch einige Neuverpflichtungen. Doch das Projekt kam nie richtig in Gang; stattdessen hing die Mannschaft von Anfang an hinten drin. Verschiedentlich lassen die Einzelspieler noch ihre Klasse aufblitzen, doch selbst die Tore von Anton Krasniqi (12 Spiele/17 Tore) halfen den Hainchenern bisher nicht richtig weiter. Vier Punkte fehlen bei zwei Direktabsteigern zum rettenden Ufer.

Am Tabellenende steht der SV Seemental II . Die Reserve der Seementaler holte bisher nur einen Punkt am zweiten Spieltag. Beim SV - so zeigte sich während der Vorrunde - fehlt wohl grundsätzlich an der Spielerdecke, um in der Kreisliga A mitzuhalten. Einzelne Spieler wie Denis Kremer oder Leonard Werner sind zwar ligatauglich, doch nur zehn Akteure kommen auf acht Einsätze oder mehr - eine Stammelf wurde nie gefunden. Der Gang zurück in die B-Liga kann wohl nicht verhindert werden.

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