Aufsteiger 1. FC Lorbach übertrifft alle Erwartungen

Vor einem Jahr der Aufstieg in die Kreisliga A. Jetzt der Sprung in die Fußball-Kreisoberliga. Das Trainerduo Bielinski/Brill führt den 1. FC Lorbach binnen kürzester in die Büdinger Königsklasse.
Daniel Brill muss sich auch knapp eine Woche nach dem Coup noch verwundert die Augen reiben. »Wir wussten schon, dass wir eine gewisse Qualität haben und unser Team an einem guten Tag viele Gegner im Fußballkreis Büdingen schlagen kann. Dass wir aber als Aufsteiger aus der B-Liga eine Spielklasse höher in vielen Partien diese Dominanz an den Tag legen, kam und kommt schon unerwartet«, gesteht der Trainer, der vor der Runde »mit einem Platz in der oberen Tabellenhälfte und möglichst langem Kontakt zum Aufstiegsrelegationsrang« zufrieden gewesen wäre.
Es kam anders. Bereits seit dem vergangenen Mittwoch steht der Tabellenführer der Kreisliga A als Aufsteiger in die Kreisoberliga fest. »Damit haben wir alle Erwartungen übertroffen«, sagt Brill, der den 1920 gegründeten Klub gemeinsam mit Trainerkollege Philip Bielinski nach 20 Jahren Wartezeit zurück in die Büdinger Königsklasse geführt hat.
Bielinski ist »einfach nur glücklich über diesen Erfolg«. Wobei der ehemalige Gruppenliga-Spieler zugibt, dass der Aufstieg im vergangenen Sommer bedeutender gewesen sei. »Der Druck war damals größer. Daniel und ich arbeiteten drei Jahre auf dieses Ziel hin, wir wollten Lorbach nach 17 Jahren B-Liga unbedingt aus der untersten Klasse führen.«
Brill trug auf dem Spielfeld sporadisch zu den Aufstiegen bei. Nach zwei schweren Kreuzbandverletzungen kickt der 32-jährige Lorbacher nur noch wenn »Not am Mann« ist. »Bislang kam ich auf acht Saisoneinsätze in der ersten Mannschaft.« Zudem kickte er am vergangenen Donnerstag im Pokalfinale, das der FCL 1:4 gegen den SC Viktoria Nidda verlor. Meistens steht der Ausbilder bei der Deutschen Rentenversicherung am Spielfeldrand - ist der Lenker und Denker an der Seitenlinie.
Ein verschworener Haufen
Spielertrainer-Kollege Bielinski, ebenfalls 32 Jahre alt, spielt auf dem Feld mit und hat 20 Saisontreffer auf seinem Konto. Für die Torjägerkanone wird es nicht reichen, da Kevin Scheller von der SG Rohrbach/Aulendiebach schon 30 Tore erzielt hat. »Um ganz vorne anzugreifen, habe ich leider zu viele Spiele verpasst. Wenn aber noch eins dazukommt, am besten das entscheidende Tor zur Meisterschaft, wäre ich zufrieden«, sagt Bielinski.
Als der Torjäger fehlte, sprang vor allem Paul Podoljaka in die Bresche. »Paul hat gerade einen Lauf und ebenfalls schon 20-mal getroffen», lobt Brill, der eigentlich keine Spieler herausheben möchte. Schließlich sei das Kollektiv die große Stärke des FCL. »Wir spielen jetzt schon einen längeren Zeitraum gemeinsam und sind zu einem verschworenen Haufen zusammengewachsen.« Den »enormen Teamspirit« macht er unter anderem daran fest, dass seine Mannschaft die Partien gegen Altenstadt und Büdingen in Unterzahl drehte. Und wenn sogenannte Schlüsselspieler wie Viktor Schulz, Sascha Knippel oder Philip Bielinski ausfielen, hätten einfach andere die Lücken geschlossen. »All das fehlte uns leider ein bisschen im Pokalfinale in Nidda. Wobei man jedem langsam aber sicher die lange Saison anmerkt«, betont Brill. Zudem habe der Gegner gut gespielt und ein hohes Tempo an den Tag gelegt.
Mehr Tempo und Laufbereitschaft
Der FCL-Coach vermutet, »dass der Sprung von der A-Liga in die Kreisoberliga größer als der von der B- in die A-Liga ist«. Sein Team müsse in Sachen Tempo und Laufbereitschaft weiter zulegen. »Zudem müssen wir uns spielerisch weiterentwickeln.«
Das alles traut Brill seiner Mannschaft zu. »Schließlich wollen wir den nächsten Schritt gehen und uns nach Möglichkeit in der Kreisoberliga etablieren.«
Sonderlich viele Transferbewegungen wird es im Sommer nicht geben. »Wir haben einen Kader von 20 bis 23 Spieler, haben auf sehr vielen Positionen sehr gute Jungs«, weiß Brill. Abgänge gibt es bislang keine. Zudem haben beide Trainer definitiv für eine weitere Spielzeit zugesagt.
Bevor die Lorbacher an die nächste Saison denken, wollen sie in dieser Runde noch die Meisterschaft unter Dach und Dach bringen. Am letzten Spieltag kommt es in Lorbach zum großen Duell mit dem Mit-Aufsteiger SV Rainrod.
Ob es danach noch eine Abschlussfahrt gibt, steht laut Brill noch nicht fest. Weltenbummler Bielinski dürfte es egal sein. Der Groß- und Außenhandelskaufmann, der sich mit seiner Freundin Michelle Lapp eine fünfmonatige berufliche Auszeit gönnt, packt nach dem letzten Saisonspiel seine Koffer und nimmt Teil drei seiner Weltreise in Angriff: Diesmal geht es nach Mallorca.
Von Torben Frieborg (tfr)