Ambitioniert und offensiv

Der SC Viktoria Nidda muss im Kampf um eine Top-Platzierung in der Fußball-Kreisoberliga Büdingen künftig ohne Torjäger Garik Rafaelyan angehen. Der 36-jährige Offensivroutinier hat sich abgemeldet. »Es tut mir extrem leid, dass Garik uns verlässt, aber er sucht eine neue Herausforderung. Er strebt einen Tapetenwechsel an, das können wir nicht ändern«, sagt Viktoria-Trainer Johannes Herzen.
Eine solche Veränderung braucht der Niddaer Übungsleiter nicht. Wie Johannes Herzen bestätigt, hat der Kreisoberligist in der Winterpause mit ihm und Co-Trainer Maurice Ludwig vorzeitig um eine weitere Saison verlängert.
Garik Rafaelyan soll indes vor einem Wechsel zum Ligakonkurrenten SG Wallernhausen/Fauerbach stehen. Mit zehn Treffern war Rafaelyan in der laufenden Runde der treffsicherste Akteur der auf dem vierten Tabellenplatz überwinternden Viktoria. Ersetzen könnte ihn der in der Hinrunde lange Zeit verletzt ausgefallene Jannis Scheffler. Mit David Kurdjan und Benedict Berting begrüßen Herzen und Co-Trainer Maurice Ludwig zwei weitere Akteure im Kader zurück. Dazu kommt ein externer Neuzugang: Nico Tofan von den A-Junioren des JFV Oberau hat sich den Niddaern angeschlossen. Nicht mehr im Aufgebot des Gruppenliga-Absteigers steht Torwart Ovidiu-Gheorghe Popa. Auch er hat sich mit noch unbekanntem Ziel abgemeldet. Die Langzeitverletzten Michell Rauch und Maurice Ludwig werden die Restrunde verpassen und können frühesten zur neuen Saison im Sommer wieder angreifen.
Als einer von drei Gruppenliga-Absteigern ging die Viktoria als einer der Mitfavoriten an den Start. Und mit einer neuen sportlichen Führung. Johannes Herzen und Co-Trainer Maurice Ludwig kehrten zu ihrem Heimatverein zurück. Unterstützt wird das Duo vom Sportlichen Leiter Christoph Pilch, der die abgelaufene Saison als Interims-Spielertrainer abwickelte. Im Vergleich zur Vorsaison hat die Viktoria vor der Saison die Taktik radikal umgestellt. Die neuen Trainer setzen auf Offensive. Anders als in der Gruppenliga, aus der die Niddaer nach einer teils desaströs verlaufenen Runde im Sommer 2022 sang- und klanglos abgestiegen waren, sind die Viktorianer eine Etage tiefer ihren Gegner wieder häufiger spielerisch überlegen. Grund genug, auf dem Feld selbst die Initiative zu ergreifen.
»Alle Teams, ohne Ausnahme, agieren gegen uns automatisch defensiver und wollen erst mal abwarten, was passiert«, erzählt Johannes Herzen. Mit dem 11:0-Startsieg gegen die neue SG Dauernheim/Ober-Mockstadt hat die Niddaer Truppe zu Rundenbeginn gleich ein fettes Ausrufezeichen gesetzt. Die vor der Runde ausgegebene Zielsetzung, einen Platz unter den besten Teams anzustreben, stellte sich dann aber nicht als Selbstläufer heraus. Die Herzen-Elf ließ oftmals die Konstanz vermissen und legte gerade auswärts nicht immer die beste Performance an den Tag. Vor eigenem Publikum blieb die Viktoria in der ersten Saisonhälfte dagegen ungeschlagen. »Wir haben viele Punkte unnötig liegen gelassen und müssen daran arbeiten, dass wir immer die nötigen PS auf die Straße kriegen«, fordert Johannes Herzen. Was den ehrgeizigen Coach ärgert: Hinter dem souveränen Spitzenreiter Alemannia Gedern wäre mit mehr Effektivität Platz zwei in der Zwischenbilanz durchaus möglich gewesen. So aber hinken die Niddaer dem Stadtrivalen FSG Ober-Schmitten/Eichelsdorf auf Platz zwei bereits neun Punkte hinterher - allerdings bei einem weniger ausgetragenen Spiel. Auch der Tabellendritte KSV Eschenrod hat aktuell im Kampf um den Aufstiegsrelegationsplatz die bessere Ausgangsposition. »Wir haben es nicht mehr in der eigenen Hand«, sagt Herzen. Endet die Saison auf Platz drei, wäre er jedoch zufrieden. »Für uns war der Neuanfang in der Kreisoberliga nach den vielen Niederlagen in der Gruppenligasaison nicht einfach«, nimmt er sein Team in Schutz. Vom direkten Wiederaufstieg war auf dem Sportgelände an der Gänsweid ohnehin im Vorfeld nie die Rede.
Platz drei wäre anspruchsvoll genug und auch im Kreispokalwettbewerb hat die Viktoria noch einiges zu gewinnen. Der Kreisoberliga-Vierte steht als einer der vier Halbfinalisten fest. Kommende Woche legt die Viktoria mit der Vorbereitung los. Die ersten Aufgaben nach der Winterpause mit Duellen gegen die Sportfreunde Oberau, die FSG Ober-Schmitten/Eichelsdorf oder die SG Wallernhausen/Fauerbach haben es in sich. »Danach wissen wir, wohin die Reise geht«, sagt Johannes Herzen. Der 31-jährige Spielertrainer hätte nichts dagegen, wenn seine Mannschaft noch einmal ins Rennen um Platz zwei eingreifen kann.
Zugänge: Nico Tofan (A-Junioren JFV Oberau). Abgänge: Garik Rafaelyan, Ovi Popa (beide noch unbekannt). Trainerfrage: Johannes Herzen und Co-Trainer Maurice Ludwig tragen auch in der kommenden Saison die Verantwortung beim SC Viktoria Nidda.