Abschied mit Torjägerkrone

Christopher Döll von der SG Ober-Lais/Lißberg beendet Karriere.
Ober-Lais. Aufhören, wenn es am Schönsten ist. So ähnlich muss sich Christopher Döll fühlen, der nach dem Gewinn der Torjägerkrone der Kreisliga B1 Büdingen seine Fußballschuhe an den Nagel hängen wird. Der 36-jährige Stürmer der SG Ober-Lais/Lißberg traf in der zurückliegenden Saison 28-mal ins Schwarze. Eine starke Leistung, schließlich standen in der gesamten Saison gerade mal 22 Spieltage an. »Und ein paar Spiele davon, war ich gar nicht dabei«, ergänzt der in Nidda lebende Fußballer mit einem Schmunzeln.
Keine Frage: In dieser Saison lief es für »Schwitzi«, so wie Döll im Fußballkreis Büdingen überall genannt wird, außerordentlich gut. Für sein Team ebenfalls. Die SG Ober-Lais/Lißberg spielte eine starke Runde und musste sich letztlich nur dem Topfavoriten aus Lorbach geschlagen geben. Bitter für die Spielgemeinschaft: Ausgerechnet in dieser Saison waren coronabedingt die Relegationen auf Kreisebene ausgesetzt, der Vizetitel somit für das erfolgreiche Team von Trainer Timo Lofink letztlich ein Muster ohne Wert. Ein Aufstieg zum Abschied hätte dem ehrgeizigen Döll wahrlich geschmeckt. »Es war trotzdem eine geile Saison, auch vom ganzen Drumherum«, lobt Döll die Unterstützung des gesamten SG-Umfelds.
Beim Tabellenzweiten werden sie nicht nur ihren besten Torschützen, sondern auch einen echten Typen vermissen. Jemanden, der andere auf dem Platz mitreißen konnte, dem jüngere Spieler gefolgt sind. »Nicht nur fußballerisch sei er eine Augenweide gewesen, sondern auch seine sprachliche Gewandtheit auf dem Platz, gehörte zu ihm, heißt es in der von den SG-Verantwortlichen formulierten Abschiedsrede.
Ob mit Mitspielern, Gegenspielern oder Schiedsrichtern: Christopher Döll hat in seiner Laufbahn auf dem Sportplatz gerne mal diskutiert. »Ich war der Typ Spieler, der auch schon nach 20 Minuten für eine Gelb-Rote Karte infrage kommt«, lacht er.
Halbe Sachen sind nicht sein Ding
Künftig will sich der Vater einer zweijährigen Tochter verstärkt familiären Dingen widmen. Wichtig war ihm daher der Schlussstrich unter sein liebstes Hobby. Leicht gefallen sei ihm das nicht. »Halbe Sachen sind nicht so mein Ding«, erklärt Döll. Er möchte nicht den einen Sonntag aufhelfen und dann schon eine Woche später in Erklärungsnot geraten, weshalb erneut auflaufen möchte. Fußball macht Christopher Döll zwar nach wie vor noch Spaß, doch das zunehmende Alter lässt die Nachwirkungen stärker erscheinen. »Ich höre mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf. Fest steht aber: Nach einem Spiel tun die Knochen mehr weh als das früher der Fall war«, findet der B-Liga-Torschützenkönig.
Der beidfüßig starke Offensivspieler war gewiss kein zartbesaiteter Fußballer. Döll hat sich in verschiedenen Vereinen durchgesetzt, beim SSV Lindheim und bei Viktoria Nidda auch oberhalb der Kreisebene wertvolle Erfahrungen gesammelt. Döll ist in Ober-Widdersheim aufgewachsen, sein Heimatverein ist aber der KTSV Borsdorf/Harb. Zweimal zog es den Kommissionierer einer großen Lebensmittelkette im Seniorenbereich nach Borsdorf zurück und würde beim KTSV heute der Ball noch rollen, so hätte Döll wahrscheinlich auch dort seine Karriere beendet. So aber entschied er sich vor drei Jahren zur Rückkehr zum SV Ober-Lais, für den er in jüngeren Jahren auch mal kickte. Weitere Stationen im Niddaer Stadtgebiet waren die SG Wallernhausen/Fauerbach, Teutonia Kohden und der mittlerweile aufgelöste FC Genclerbirligi.
Auf allen Stationen hat Christopher Döll etwas mitgenommen, überall die Kameradschaft geschätzt und selbst einiges zu ihr beigetragen. Als Trainer sei Waldemar Möller eine für ihn prägende Persönlichkeit gewesen. »In der Gruppenliga habe ich in Nidda von Stephan Belter viel gelernt, auch in meiner Lindheimer Zeit von Fehmi Koc und Michael Raudnitzky«, erzählt der glühende Fan der Frankfurter Eintracht. Selbst Trainer werden möchte Döll nicht. »Ich weiß nicht, ob ich das könnte.« Als Zuschauer wird der 36-Jährige gewiss auf Sportplätzen zu finden sein, bevorzugt bei einem seiner Ex-Vereine. Von Frank Schneider