46ers denken jetzt »groß«

Neuer Spieler, große Ziele: Mit Selbstvertrauen gehen die Gießen 46ers in die kommenden Aufgaben. Beim Tabellenvorletzten Panthers Schwenningen ist am Sonntag Stolpern für den Basketball-Zweitligisten daher verboten.
Vier Siege in Folge, ein neuer Spieler für die deutschen Positionen, ein auch finanziell gelungener Neujahrsempfang: Bei den Gießen 46ers strotzt man dieser Tage vor neuem Selbstbewusstsein. Mit der Nachverpflichtung des 2,15 Meter großen Centerspielers Enosch Wolf, der aus Vechta kam, stehen die Signale endgültig auf Aufbruch. Statt »nur« der Playoff-Teilnahme - so das offizielle Saisonziel - liebäugelt man mit größerem.
Auch, wenn Coach Ignjatovic vom Aufstieg nur im Scherz unkt - für ihn steht die Kontinuität des Standorts an erster Stelle: die Euphoriewelle, auf der die 46ers derzeit reiten, ist mit Händen greifbar. Manager Jonathan Kollmar gab das ambitionierte Ziel aus, zum nächsten Heimspiel 3000 Fans in die Halle zu bekommen. Die Tombola beim Empfang hatte über 80 000 Euro in die Vereinskasse gespült.
Wer mag es dem Verein nach vier schweren Jahren verübeln? Nach viel Kür steht nun aber auswärts die Pflicht im Vordergrund. Nach Schwenningen (Sonntag, 17 Uhr) fährt man als Favorit. Gegen das Kellerkind der ProA mussten sich die 46ers vor einigen Wochen strecken. Erst nach Verlängerung wurde gewonnen. Und: die Panthers haben sich ebenfalls noch mal verstärkt.
Die Lage: Die Gießener wollen aus dem vermeintlich leichten Programm im Januar so viele Siege mitnehmen, wie es geht. So könnte man mit einem gewissen Polster auf den Playoff-Rängen an die schweren Aufgaben herangehen, die noch kommen. Zwar ist man Vierter. Auf Rang neun und das Tabellenniemandsland sind es aber schlappe vier Punkte. Zwischen dem Dritten Hagen und dem Elften Kirchheim liegen nur drei Siege. Bei dieser engen Konstellation ist jeder Sieg Gold wert.
Wolfs Nachverpflichtung ist für Ignjatovic eine gute Nachricht: »Da geht es in erster Linie um unsere Rotationsmöglichkeiten. Einen besseren Deutschen auf den großen Positionen hätten wir in der ProA kaum finden können.« Gegen Trier war es am Ende richtig eng: »Nicht viel hätte gefehlt, und wir hätten das Spiel zu viert beendet.« Grund dafür ist, dass jeweils zwei Deutsche auf der Platte stehen müssen. Allerdings ist Center Kevin Strangmeyer gegen Trier einmal mehr gar nicht zum Zug gekommen. Mit Wolf wird sich die Rotation stark verändern. Trotz seiner Größe ist er auch auf der Position des Powerforwards einsetzbar. Im Vertrag des 32-Jährigen steht, dass er gegen seinen Ex-Club Vechta nicht auflaufen darf. Anders, als in den sozialen Medien spekuliert, ist dennoch eine Ablösesumme geflossen, die aber »nicht zu hoch« war, wie Wolf sagt.
Personelles: Weiterhin vorsorglich pausieren muss Nico Brauner (Wadenprobleme). Die Losfee der Tombola beim Neujahrsempfang am Dienstag ist aber bester Laune und froh, dass es dem Meniskus unvermindert gut geht. Einen längeren Ausfall des Kapitäns könnten die Gießener nicht kompensieren.
Beim Gegner Schwenningen wurde man kurz nach der Hinrunden-Niederlage gegen die Mittelhessen auf dem Transfermarkt aktiv und holte Delante Jones. Center Daniel Mayer indes verließ kurz nach dem Jahreswechsel die Raubkatzen.
Der Gegner: Schwenningen ist in der heimischen Sporthalle am Deutenberg ein anderer Gegner als auswärts. Alle vier bisherigen Siege - die Bilanz steht zu Hause bei vier zu fünf - wurden vorm eigenen Publikum eingefahren. Nach Erfolgen gegen Leverkusen, Düsseldorf und auch Playoff-Anwärter Hagen verließ man im Dezember den letzten Tabellenrang. Zum rettenden Ufer ist es nur ein kleiner Schritt. Schwenningen unterschätzen ist daher absolut untersagt.
Zudem schlug Jones voll ein. Der 27-Jährige Combo-Guard ist mit knapp 17 Punkten pro Spiel Topscorer. Zweistellig scoren daneben Jacob Knauf, Casey Benson und Devonte McCall. Schwenningens Weg in die zweite Liga führte übrigens schnurstracks über Gießen. Im entscheidenden dritten Viertelfinalspiel setzten sich die Baden-Württemberger 2019 mit 101:100 gegen das ehemalige Farmteam der Rackelos durch.
Das sagt Ignjatovic: Sie haben mit Jones einen überragenden Amerikaner verpflichtet. Gegen Kirchheim haben sie ein richtig gutes Spiel gemacht. Wir müssen schauen, wie unsere Trainingssituation aussieht: Wie ist es mit Nico Brauner und anderen Akteuren? Mit einer Leistung wie gegen Trier werden wir gewinnen.