Hoffnung der Frankfurter Eintracht fürs Finale in Berlin: „Wenn das Flutlicht angeht...“
In der Kabine wurde es richtig laut: Nach der peinlichen Niederlage in Mainz nahm sich Sportdirektor Bruno Hübner die Spieler der Eintracht vor. Denn die nächsten beiden Gegner haben es in sich.
Von Tobias Goldbrunner
Leitung Sport
Schmerzhaft: Man mag derzeit nicht hinschauen bei der Eintracht und Mijat Gacinovic (vorne). Foto: Sascha Kopp
( Foto: Sascha Kopp)
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MAINZ - Torwart Lukas Hradecky schlug krachend mit der Faust gegen die Kabinentür. Hinter der es kurz darauf noch lauter wurde. Und zwar richtig laut. Eintracht-Sportdirektor Bruno Hübner nahm sich die Frankfurter Bundesliga-Fußballer nach dem peinlichen 2:4 (1:0) beim FSV Mainz 05 ordentlich zur Brust. Details wollte der Taunussteiner nicht verraten. „Das bleibt in der Kabine“, erklärte der 55-Jährige, „aber es ist natürlich klar, dass wir als Verantwortliche mit solchen Leistungen nicht zufrieden sind.“ Der Frust war gewaltig. Die Sorgen sind es in den Reihen der Eintracht ebenso. Denn die große Frage lautet: Wie wollen die Hessen für das letzte Liga-Spiel gegen RB Leipzig und vor allem das DFB-Pokalfinale eine Woche später gegen Borussia Dortmund wieder in die Spur kommen?
Hübner: „Keine Angst, werden uns verstärken“
Die Spieler zeigten sich ratlos. „Wir müssen die Kräfte für Berlin bündeln“, meinte Hradecky, „irgendwie“. Und auch der sonst so zuversichtliche Cheftrainer Niko Kovac wirkte angeschlagen. „Wenn wir solche Fehler gegen Leipzig machen, wird es ganz schwer. Und von Dortmund brauchen wir dann gar nicht erst zu reden. Das ist das gleiche Kaliber“, sagte der Kroate, der in Mainz „zumindest eine kleine Steigerung sah. Aber wir sind noch lange nicht da, wo wir waren und wieder hin möchten“. Die Gäste verspielten gegen verunsicherte 05er eine 2:0-Führung. Brachen gegen eine Mannschaft, die schon mausetot schien, noch ein. „Es ist unmöglich, in 30 Minuten vier Tore zu kassieren. Wir müssen alle in den Spiegel schauen – ich auch“, schimpfte Hradecky. Stürmer Haris Seferovic monierte: „Die zweite Halbzeit war noch schlechter als beim 0:2 gegen den VfL Wolfsburg. Jeder muss sich an die eigene Nase fassen und fragen, ob er 100 Prozent gibt.“
Eintracht endgültig in der Krise
Das Duell in Mainz sollte als Mutmacher dienen. Doch es stürzte die Eintracht endgültig in die Krise. Die 6000 mitgereisten Fans pfiffen ihr Team gnadenlos aus. „Was ich verstehen kann. Ich hätte auch gepfiffen“, gab Hradecky zu. Und fügte hinzu: „Zum Glück ist die Saison bald vorbei.“ Mit zwölf Punkten aus 16 Partien sind die Hessen das schlechteste Team in der Rückrunde, aus den vergangenen 13 Spielen holten sie einen einzigen Sieg. Und dass sie gegen Mainz in Front gingen, immerhin bei Branimir Hrgota (42.), der seit dem 23. Spieltag nicht mehr getroffen hatte, und Seferovic (50.), der sogar seit dem 12. Spieltag auf ein Tor gewartet hatte, der Knoten platzte, war laut Hradecky „auch nur Zufall“.
Kovac verwies zwar darauf, dass gleich neun Spieler verletzt fehlten. Dass „wieder Pech“ hinzu kam – Jhon Cordoba stand beim 1:2 in der 60. Minute im Abseits. „Aber wir wollen keine Ausreden suchen. Mainz wollte den Sieg einfach mehr“, erklärte der Kroate. Auch Aymen Barkok, der erneut komplett überfordert war, den Freistoß vor Stefan Bells 2:2 (62.) verursachte, nahm er in Schutz. „Der Junge ist 18“, hob Kovac hervor, der Barkok dennoch 69 Minuten auf dem Platz ließ. „Ich hatte keine Alternativen“, so der 45-Jährige. Viel schlimmer ist ohnehin, dass Leistungsträger wie Marco Fabián, Timothy Chandler und Mijat Gacinovic, der das 2:3 durch Yoshinori Muto (76.) mit einem Ballverlust einleitete, nur noch Schatten ihrer selbst sind. Ante Rebic kam rein und war im Grunde nur darauf aus, sich seine zehnte Gelbe Karte abzuholen. Der Kroate „darf“ also gegen Leipzig zusehen. Ob die Eintracht drei Millionen Euro ausgibt, um Rebic im Sommer vom AC Florenz loszueisen, scheint immer unwahrscheinlicher. Hübner betont vielsagend: „Es ist sicherlich ein Problem, wie Ante sich im Moment zeigt.“
Der Sportdirektor kündigte für die kommende Runde bereits umfassende personelle Veränderungen an: „Wir werden auf dem Transfermarkt aktiv und die Mannschaft so verstärken, dass unsere Fans keine Angst haben müssen.“ Vorher will die Eintracht aber noch „irgendwie“ das Wunder von Berlin schaffen. Mit Alexander Meier und Jesus Vallejo könnten zwei wichtige Akteure rechtzeitig zurückkehren. Außerdem meint Kovac: „Wenn das Flutlicht angeht, ist es ohnehin ein ganz anderes Spiel.“ Wenn schon so ein Punkt Hoffnung geben soll, sind die Aussichten aber wohl sehr düster.