Derbyzeit in der Basketball-Bundesliga: Die Gießen 46ers treffen auf die Frankfurt Skyliners - und wollen ihrem "Co" Steven Wriedt ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk machen.
Von Volkmar Schäfer
Sportredakteur Wetzlar
Wiedersehen mit Marco Völler (l.) - ja! Abschiedsvorstellung von Liam O'Reilly - zumindest ein?: Das Hessenderby zwischen den Gießen 46ers und den Frankfurt Skyliners kann auf alle Fälle kommen. Foto:imago
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REGION - Rolf Scholz hat sich an diesem Dienstag eigentlich um kurz nach 12.30 Uhr mit seinem Rückruf angekündigt, um über die kommende, ganz besondere Aufgabe in der Basketball-Bundesliga zu reden. Doch der Interimscoach der Gießen 46ers verspätet sich etwas, um kurz nach eins am Nachmittag meldet er sich dann. "Sorry, aber wir haben Steven noch ein wenig hochleben lassen", entschuldigt sich der 40-Jährige sofort. "Er wünscht sich zu seinem Geburtstag einen Sieg im Derby", blickt Scholz nach der Reminiszenz für seinen "Co" Wriedt dann sofort voraus aufs Wesentliche. Auf heute, 19 Uhr!
Da heißt es: Ewig junges Duell gegen die Skyliners vom Main. Die kommen mit einem bislang soliden Saisonverlauf (6:10 Punkte) und dem 103:98-Verlängerungssieg vom Samstag gegen Braunschweig in die Osthalle. Der Rückenwind wird in der fanleeren "Gut Stubb" zu spüren sein, zumal "die Frankfurter über eine sehr gute Mischung aus Talent und Erfahrung verfügen", weiß Rolf Scholz. Angeführt wird die "ausgewogene Rotation" vom Isländer Jon Axel Gudmundsson und Matt Mobley. Der US-Amerikaner legte gegen die Löwen aus Niedersachsen satte 31 Punkte auf und gehört darüber hinaus mit seinen Defensefähigkeiten zu den absoluten Führungsspielern von Trainer Sebastian Gleim. "Diese beiden haben uns schon im Pokal im Oktober wehgetan. Wenn wir sie kontrollieren und die anderen, zum Teil sehr erfahrenen Akteure der Skyliners, zu denen mit Marco Völler ja auch ein Ex-Gießener zählt, nicht aus den Augen lassen, ist die halbe Miete eingefahren", sagt Rolf Scholz.
Der Nachfolger von Ingo Freyer auf der Bank der 46ers bezieht den an dieser Stelle zwar spät, aber nicht zu spät erwähnten ersten Erfolg der laufenden Runde natürlich in seine Pläne mit ein. "Der Sieg in Bayreuth hat uns Auftrieb gegeben. Die Jungs wissen: Es klappt mit dem Gewinnen. Das ist im Training deutlich zu spüren. Aber wir sind uns unserer Außenseiterrolle für Mittwoch durchaus bewusst", lässt Rolf Scholz das 110:99 vom Samstag in Oberfranken als Motivationsschub, aber längst nicht als Selbstläufer für weitere Pluspunkte für das noch magere Gießener Konto gelten.
Für den freien Sonntag hatte der 46ers-Trainer speziell den Neuzugängen besondere Hausaufgaben gestellt. "Zum Beispiel: Wo liegt Frankfurt? Oder was bedeutet das Derby gegen die Skyliners für Gießen und seine Fans? Die US-Imports haben den anderen, die schon länger hier sind, dann am Montag in der Morgeneinheit ihre Antworten vorgestellt", verrät das 46ers-Eigengewächs, der selbst schon als kleiner Junge auf der Tribüne hinter dem Korb stand, als es in die brisanten Duelle mit den Mainstädtern ging. "Auch dieses Mal sollen die Jungs spüren, dass sie nicht alleine sind, sondern dass die Fans zuhause mitfiebern", so Scholz.
Derbys gegen Frankfurt hat Michael Koch als aktiver Spieler keine erlebt. "Für mich war es dann später mit Bayreuth gegen Bamberg und mit Leverkusen gegen Köln oder Bonn. Ohne Zuschauer ist so ein Spiel nicht halb so schön. Aber ich will natürlich auch, dass wir den Auswärtssieg vom Samstag und die Leistung dort in den kommenden beiden Partien bestätigen", bezieht der Sportdirektor der 46ers auch die Heimaufgabe gegen Göttingen (Samstag) in seine Vorausschau mit ein.
Festzustehen scheint, dass es in Sachen Nachverpflichtung frühestens Anfang kommender Woche etwas zu vermelden geben könnte. "Wir sondieren den Markt. Und es ist klar, dass wir Unterstützung von außen brauchen und auf eine schnelle Entscheidung hoffen", äußerte sich Rolf Scholz am Dienstag vielsagend. "Es ist wegen Corona und den obligatorischen Testungen jedoch nicht so einfach, jetzt jemanden zu finden, der in unser Anforderungsprofil passen könnte", ergänzt "Mike" Koch.
Die Spekulationen schießen allerdings aus dem Boden. Wie wäre es beispielsweise mit Heiko Schaffartzik? Bis zum Sommer spielte der Guard bei den Hamburg Towers, seitdem ist es ruhiger geworden um den fast 37-Jährigen, der einst in Gießen für Furore sorgte. Auf der anderen Seite könnten die Tage von Liam O'Reilly an der Lahn gezählt sein, das Muskelpaket hat seine PS bislang noch nicht aufs Parkett gebracht. Im Derby wieder mit im Erstliga-Kader auftauchen wird derweil Tim Uhlemann, der in Bayreuth einen soliden Job machte. "Und vielleicht ziehen wir ja noch einen Spieler aus der ProB hoch", lässt Rolf Scholz durchblicken. Damit wäre dann am ehesten Tim Köpple gemeint.
Um seine eigene Position macht sich der aktuelle Coach der Gießener Bundesliga-Truppe wenig Gedanken. "Ich habe jetzt aber erstmal meinen Urlaub bis zum Alba-Spiel verlängert", sagt Scholz. Das wäre dann der 10. Januar, "und mindestens bis dahin ist Rolf auch unser Cheftrainer. Die Zeit müssen und wollen wir ihm und der Mannschaft geben, um sich gemeinsam weiterzuentwickeln ", erklärt Michael Koch.
Jetzt heißt es zuallererst, den Wunsch des Assistenten wahr zu machen. Übrigens, fast vergessen: Steven Wriedt feierte am Dienstag seinen 50. Geburtstag.