EQ: Mercedes elektrifiziert das gesamte Pkw-Portfolio
Kleine Brötchen zu backen ist nicht die Kernkompetenz von Daimler. Der Stuttgarter Autokonzern plant, bis zum Jahr 2022 nicht etwa nur ein paar E-Autos auf den Markt zu bringen, sondern das gesamte Mercedes-Pkw-Portfolio – vom Smart bis zum größten SUV – zu elektrifizieren. Geplant sind 130 entsprechende Fahrzeugvarianten von 48-Volt-Modellen über Plug-in-Hybride bis hin zu rein elektrischen Fahrzeugen. Die Strom-Offensive wird unter der neuen Technologie- und Produktmarke EQ – „Electric Intelligence“ - zusammengefasst. Bei einer Veranstaltung in Stuttgart zeigte Mercedes, welche Modelle jetzt schon mit dem „EQ“-Kürzel geadelt werden – und was in der Zukunft zu erwarten ist.
Das Brennstoffzellenauto GLC F-Cell kann nicht nur mit Wasserstoff betankt, sondern auch an der Steckdose aufgeladen werden. Foto: Mercedes
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Es ist schon eine komplizierte Welt, in der wir leben. Gerade erst haben wir gelernt, dass bei einem Plug-in-Hybrid das Verbrennertriebwerk im Auto von einem E-Motor unterstützt wird, dessen Batterie wiederum am Stromnetz aufgeladen wird. Vorteil: Kurze Strecken fährt ein solcher Plug-in-Hybridler elektrisch und lokal emissionsfrei. Warum aber stattet Mercedes sein neues Brennstoffzellenfahrzeug GLC F-Cell, das doch per se nur Wasser emittiert, auch mit der Plug-in-Hybridtechnik aus? Der Begriff verwirrt an dieser Stelle ohnehin. Eigentlich, so heißt es bei Wikipedia, bezeichnet „Hybrid“ die Kombination zweier Technologien. Der Motor eines Brennstoffzellenfahrzeuges jedoch wird ebenso von Strom angetrieben wie ein E-Aggregat; einzig die Art, wie die Elektrizität zum Triebwerk kommt, ist unterschiedlich: In der Brennstoffzelle entsteht die Energie aus einer chemischen Reaktion von Wasserstoff mit Sauerstoff. Alternativ kann die Batterie, platt gesagt, , der Strom aus der Steckdose „saugen“. Warum also bekommt der GLC F-Cell die Möglichkeit, an der Steckdose für eine kurze Reichweite aufgeladen zu werden?
Seltenes Gut: Wasserstofftankstellen
Das liegt, erklären die Mercedes-Techniker, an dem noch extrem grobmaschigen Netz an Wasserstofftankstellen. Fahre man am Tag nur 40 Kilometer, so das Szenario, könne es sinnvoller sein, den Wagen bei den Pausen zwischen den Touren ans Stromnetz anzuschließen, als 50 oder gar Kilometer weit zu fahren, nur um Wasserstoff zu tanken. Das Prinzip des Plug-in-Hybrids wird hier dennoch irgendwie auf den Kopf gestellt: Während beim „Klassiker“ der Verbrennermotor zum Einsatz kommt, wenn der Strom in der Batterie verbraucht ist, ist die Brennzelle im GLC F-Cell derzeit ein unterstützender Reichweitenverlängerer, wenn die Fahrt länger ist, als es die Reichweite einer vollen Batterie hergibt – und das, obwohl der Wirkungsgrad der Brennstoffzelle, wie Mercedes-Techniker einräumen, höher ist als der des Stroms aus der Steckdose.
Aber dies ist ohnehin ein eher theoretischer Gedankengang. Zwar beginnt die Markteinführung des GLC F-Cell noch im Oktober, zunächst aber werden aber nur ausgewählte Kunden mit dem Brennstoffzellenfahrzeug unterwegs sein.
Plug-in-Hybride bei der C-, E- und S-Klasse
„Otto Normalfahrer“ müssen darüber nicht allzu traurig sein, denn nicht nur aufgrund des dürftigen Tankstellennetzes befindet sich die Brennstoffzellentechnologie noch am Beginn ihrer kommerziellen Karriere. Im Hier und Jetzt sind eher die Plug-in-Hybride der dritten Generation zu verorten. Die gibt es aktuell oder in Kürze für die C-Klasse (C 300 de, Nennleistung 143 kW/194 PS, Systemleistung 225 kW/306 PS, bis zu 57 km elektrische Reichweite), E-Klasse (E 300 e, 155/211, 235/320, 50 km; E 300 de, 143,194, 225/306, 54 km) und S-Klasse (S 560 e, 270/367, 350/476, 50 km). Eine Verlängerung der elektrischen Reichweiten wird dabei unter anderem durch das Assistenzsystem ECO Assist erreicht. Das gibt in Verbindung mit dem Navi und den intelligenten Sicherheitsassistenten (Radar und Stereokamera) Hinweise, wenn man vorausschauend den Fuß vom Gaspedal nehmen sollte, weil zum Beispiel hinter der nächsten Kurve ein Tempolimit folgt. Erstmals werden bei den neuen Plug-in-Hybridversionen auch der Wärmehaushalt des Verbrenners und Funktionen der Abgasnachbehandlung wie die Regeneration des Dieselpartikelfilters so gesteuert, dass Verbrauch und Emissionen bezogen auf die Fahrtstrecke minimiert werden.
Neuer Name für elektrischen Smart
Und dann gibt es ja noch den Sektor der Elektrofahrzeuge. Hier bekommt der bisherige Einzelkämpfer Smart im kommenden Jahr Gesellschaft – dann nämlich, wenn der EQC an den Start geht. Schon jetzt erhält der E-Smart einen neuen Namen und heißt jetzt Smart EQ Fortwo, Smart EQ Fortwo Cabrio und Smart EQ Forfour.