Taliban erklären Jahrestag der Machtergreifung zum Feiertag
Vor einem Jahr gingen die dramatischen Szenen vom Flughafen in Kabul um die Welt. Zum Jahrestag der islamistischen Machtergreifung rufen die Taliban einen Feiertag aus.
Kabul – Seit dem 15. August 2021 steht Afghanistan unter der Kontrolle der radikal islamistischen Terrorgruppe der Taliban. Seit dem hat sich die Lage der Menschenrechte, insbesondere der Frauenrechte, dramatisch verschlechtert. Die Freiheit der Presse leidet unter der Herrschaft der Islamisten ebenso, schreibt die Deutsche Presse Agentur (dpa).
Als vor einem Jahr die Nato-Truppen, allen voran die der USA, überstürzt das Land verließen, blieben viele der Ortskräfte zurück, die zuvor in deren Dienst standen. Fast schon vermessen wirkt vor diesem Hintergrund diese Nachricht: „Wir lassen die afghanischen Ortskräfte nicht zurück“, die Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Sonntag (14. August) auf Twitter teilte. Ortskräfte hatten beispielsweise zivile Aufgaben für die Bundeswehr übernommen oder waren übersetzend tätig. Gesicherte Zahlen, wie viele der Ortskräfte sich noch in Afghanistan befinden, liegen derzeit nicht vor.
Taliban in Afghanistan: Kein Land der Welt erkennt die Terroristen an
Während weite Teile der Bevölkerung in Afghanistan durch die De-facto-Regierung der Taliban, die von keinem Land der Welt bisher offiziell anerkannt wurde, leiden, feiern die Islamisten ihren Sieg. Für den Montag (15. August), haben die „Machthaber“ deshalb einen Feiertag des Sieges über die USA und ihre Verbündeten ausgerufen.
- Einschränkungen der Frauenrechte durch die Taliban in Afghanistan (ein Auszug)
- Keine Schule: Zehntausende Mädchen wurden von den weiterführenden Schulen verwiesen.
- Keine Ämter: Frauen wird seit der Machtübernahme das Arbeiten in Regierungsämtern verboten.
- Parks in Kabul: Es gibt getrennte Besuchszeiten für Frauen und Männer.
- Verschleierung: Frauen sind seit Mai dazu gezwungen, sich in der Öffentlichkeit vollständig zu verhüllen.
- Quelle: AFP
„Seither (dem 15. August 2021) hat sich die Herrschaft der Taliban wie ein dunkler Schleier über Afghanistan gelegt. Für Frauen und Mädchen bedeutet dies ein Leben wie im Gefängnis“, sagte die Außenministerin Annalena Baerbock am Sonntag in Berlin.
Evakuierung aus Afghanistan: Baerbock dankt allen Beteiligten
Die Frontfrau der Grünen dankte in Berlin allen, „die bei der Evakuierung von deutschen Staatsbürgern und Ortskräften im vergangenen August mit Herzblut im Einsatz“ gewesen seien. Im Koalitionsvertrag der Ampel ist unter anderem die Reform des Ortskräfteverfahrens und die Aufnahme eines humanitären Aufnahmeprogramms festgehalten.
Jeder Tag des Wartens ist ein Tag in Lebensgefahr für die betroffenen Menschen
Die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl forderte die Bundesregierung zur Umsetzung dieser beiden Vorhaben auf, wie AFP schreibt. Außerdem müsse der Familiennachzug beschleunigt werden und humanitäre Visa kontinuierlich erteilt werden, heißt es von Pro Asyl.
Aufnahmen in Aussicht gestellt: Baerbock und Faeser machen Hoffnung für die Zukunft
Baerbock und Faeser hatten ein solches Aufnahmeprogramm in Aussicht gestellt. Das Bundesaufnahmeprogramm soll sich vor allem auf Frauen und Mädchen, die unter der Taliban Herrschaft am meisten leiden.
Bei Protesten von Frauen in Kabul eröffneten die Taliban zuletzt das Feuer und gingen gewaltsam gegen den Protest vor. Vier Journalist:innen wurden im Rahmen der Proteste am Samstag (13. August) festgenommen, wie die dpa berichtet. Einer von ihnen soll aus Deutschland stammen, mittlerweile sind alle vier wieder auf freiem Fuß. Seit der Machtübernahme der Taliban sei die Zahl der Journalist:innen in Afghanistan um rund die Hälfte auf 4.750 gesunken, auch hier trifft es Frauen wieder besonders hart, wie der Verband unabhängiger Journalisten in Afghanistan (AIJA) der dpa mitteilte. (Lucas Maier)