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Afghan Diary: Afghanistan nach der Taliban-Übernahme - Das Interview mit Natalie Amiri im Livestream

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Von: Anna-Katharina Ahnefeld

Korrespondentin Natalie Amiri reiste Ende 2021 nach Afghanistan. In ihrem Tagebuch berichtet sie von ihren Erlebnissen – mehr als 100 Tage nach der Taliban-Machtübernahme.

München/Kabul – 100 Tage nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan reiste Natalie Amiri in das gebeutelte Land. Die internationale Korrespondentin wollte wissen, wie es den Menschen jetzt geht, wie die Zukunft der Frauen aussieht – und welche Pläne die radikal-islamistische Gruppierung hat. Entstanden ist daraus die siebenteilige Serie „Afghan Diary“. In einem Livestream-Interview mit IPPEN.MEDIA am Donnerstag, 20. Januar, 19.30 Uhr, blickt Natalie Amiri auf ihre Reise zurück und gibt exklusive Einblicke. Sie haben vorab schon eine Frage an Natalie Amiri? Kein Problem. Stellen Sie uns Ihre Frage am besten auf Facebook, Instagram oder Twitter mit dem Hashtag #AfghanDiary. Den Live-Stream zum Interview finden Sie heute Abend um 19.30 Uhr hier.

Was nimmt man mit, in ein Land, in dem der Großteil der Menschen akut vom Hunger bedroht ist, überlegte Natalie Amiri zu Beginn ihres Tagebuchs. Nach ihrer Ankunft in Kabul begegnete sie Frauen, deren Leben sich unter der Herrschaft der Taliban radikal verändert hat. Sie sprach mit Mahboubah Seraj, die sich weigert, das Land zu verlassen – eine der wenigen afghanischen Frauenrechtlerinnen, die geblieben sind. Und sie traf eine Leistungssportlerin, die auf die Ausreise hoffte, und fragte sich: „Wie sagt man einer jungen Frau, die einem weinend gegenübersitzt und um ihr Leben fürchtet, Mutter eines zweijährigen Sohnes, dass die Liste, auf der sie hätte stehen müssen, von der deutschen Bundesregierung am 31. August geschlossen wurde?“

Afghanistan unter der Taliban-Herrschaft: Natalie Amiri berichtet von ihrer Reise in das Land

In der Stadt Kandahar ergatterte Natalie Amiri ein Interview mit Taliban-Sprecher Zabihullah Muhajid. Was sie am meisten überraschte: Auf ihre Frage, ob es ihn nicht verwundert habe, dass die Taliban beinahe ohne Widerstand so schnell an die Macht gekommen seien, antwortete er mit „Ja!“. In der vierten Folge ihres „Afghan Diary“ begab sich die Journalistin auf Spurensuche. Warum hat die afghanische Armee so geringen Widerstand gegen die Taliban* geleistet? Sie zeichnet das Bild einer besiegten Geisterarmee.

Afghan Diary: Live-Interview mit der Internationalen Korrespondentin Natalie Amiri am Donnerstag, 20. Januar, 19.30 Uhr.
Afghan Diary: Live-Interview mit der Internationalen Korrespondentin Natalie Amiri am Donnerstag, 20. Januar, 19.30 Uhr. ©  N. Amiri/N.Bruckmann/M. Litzka

Auf der ehemals gefährlichsten Straße des Landes wollte Natalie Amiri im Anschluss von Kandahar zurück nach Kabul fahren. Einst stand der Highway 1 für die Modernisierung Afghanistans. Doch stattdessen wurde er ein Symbol für das Scheitern. Während ihrer 15-stündigen Fahrt – mit Zwischenstopps – bemerkte sie am Wegesrand zahlreiche Solarpanels. Und sprach mit Bauern inmitten der afghanischen Provinz, die so ihren eigenen Strom erzeugen – und froh über den aktuellen Zustand des Landes sind.

Über 100 Tage nach Taliban-Machtübernahme: Bevölkerung von akuter Hungersnot bedroht

Froh war auch der Mediziner Dr. Alkozai. Darüber, dass sie endlich aufgehört haben, die Gefechte, inmitten deren das Krankenhaus stand. Er behandelte Menschen, die erstmals seit 20 Jahren einen Arzt aufsuchen. Natalie Amiri legt in Folge 6 die verheerende Situation der medizinischen Versorgung in Afghanistan offen. Viele Ärztinnen und Ärzte hätten seit Monaten keine Gehälter ausbezahlt bekommen, medizinische Geräte fehlten, Verbandsmaterial, Medizin. Die ersten Kliniken hätten schon geschlossen. Und Amiri berichtete von den Kindern Afghanistans*. Immer mehr würden in Dörfern von ihren Familien ausgesetzt, zahllos irrten sie umher. Einer Million Kindern droht laut Hilfsorganisationen in Afghanistan der Hungertod.

Denn das Land schlittert immer tiefer in eine humanitäre Katastrophe. Aus erster Hand schildert Natalie Amiri in ihrem Afghan Diary die grausame Realität. Die Not der Menschen ist unvorstellbar. Zustände, die schnell aus unserem Gedächtnis verschwinden, wenn man das Leid nicht mit eigenen Augen sieht. „In Afghanistan spricht niemand über Corona*, die Zeit haben sie nicht. Den Luxus haben sie nicht“, resümiert Natalie Amiri. Denn die Bewohnerinnen und Bewohner des Landes müssten sich darum kümmern, dass ihre Kinder morgen nicht sterben. *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

Das Livestream-Interview von IPPEN.MEDIA mit Natalie Amiri zu ihrem Afghan Diary findet am Donnerstag, 20. Januar, 19.30 Uhr statt. Zu sehen ist es auf den Facebook-Seiten von Merkur.de und fr.de sowie auf den jeweiligen Homepages.

7 Tage in Afghanistan: Afghan Diary von Natalie Amiri 

Uns allen sind die tragischen Bilder der Tage um den 30. August 2021 noch vor Augen, die den Abzug der internationalen Truppen aus Afghanistan begleiteten. Tausende Menschen versuchten verzweifelt am Flughafen von Kabul in eines der Flugzeuge gen Westen zu gelangen, um auszureisen. Sie wollten nicht in einem wieder von den Taliban regierten Afghanistan leben. Die Wenigsten hatten das Glück, einen Platz an Bord zu bekommen. 

Seitdem regieren die Taliban das zerrissene und verarmte Land, dem nicht wenige Beobachter für diesen Winter eine humanitäre Katastrophe voraussagen. Natalie Amiri, internationale Korrespondentin, hat während ihres jüngsten Recherche-Aufenthaltes für ihr neues Buch (erscheint am 14.03.2022 ) in Afghanistan ein eindrucksvolles Tagebuch geführt. IPPEN.MEDIA veröffentlichte das Tagebuch ihrer Reise in sieben Teilen sowohl online als auch via Print in einigen Titeln wie dem Münchner Merkur oder der Frankfurter Rundschau.

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