Frauen im globalen Süden spüren die Klimakrise zuerst – „ich habe alles verloren“
Im globalen Süden schmeißen Frauen die Landwirtschaft. Ihre Felder sind es, die die Klimakrise austrocknet und überflutet. Gerecht ist das nicht.
In Deutschland arbeiten mehr Männer als Frauen in der Landwirtschaft. Nur etwa ein Drittel aller Angestellten in der Landwirtschaft ist laut Statistischem Bundesamt weiblich – Landwirtin Annemarie Paulsen aus der Uckermark ist eine von ihnen. Im globalen Süden, also in Schwellen- und Entwicklungsländern, sieht das hingegen ganz anders aus. Hier übernehmen Frauen zu einem großen Teil die Arbeit in der Landwirtschaft und sind damit die ersten, die die Folgen der Klimakrise schon heute zu spüren bekommen.
Klimawandel betrifft vor allem Landwirtinnen im globalen Süden
Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) schätzt, dass Frauen in einigen Ländern des „globalen Südens“ (für dessen Schuldenstreichung sich Aktivisten im Finanzministerium festklebten) mehr zu Ernährung beitragen, als die männliche Bevölkerung. Beispiele hierfür sind Kamerun, Kenia, Mosambik, Uganda und Kambodscha – alles Länder, in denen nach Angaben der Organisation mehr als die Hälfte der Frauen in der Landwirtschaft arbeiten.
Diese Frauen und das Land, das sie beackern, sind vom Klimawandel schon heute stark betroffen. Dürren in Kenia und im Südsudan, Überschwemmungen in Nigeria und Südafrika sowie Flächenbrände in Tansania stellen laut Friedrich-Ebert-Stiftung eine Bedrohung für die Landwirtinnen dar. Nigeria erlebte 2022 die schlimmsten Überschwemmungen seit Jahrzehnten. Mehr als 2,5 Millionen Menschen waren betroffen. Über 300.000 Hektar Ackerland fielen dem Wasser zum Opfer – darunter auch das von Bäuerin Mama Asibi.
Sie erzählt der nigerianischen Journalistin Vivian Chime, dass sie von ihren anderthalb Hektar bewirtschaftetem Land, mit dem sie eigentlich die Schulgebühren ihrer Kinder zahlen wollte, nicht einmal einen Sack landwirtschaftlicher Erzeugnisse retten konnte. „Ich habe alles verloren“, klagt sie. „Es gab nichts, was ich [nach den Überschwemmungen] von meiner Farm noch hätte abernten können.“

Entschädigung für Klimakrise: „Wir wollen sehen, dass das Geld in die Taschen der Frauen fließt“
Auf der Klimakonferenz COP27 im ägyptischen Scharm El-Scheich, die nicht weit genug geht, setzten sich afrikanische Frauen dafür ein, die Belange von Frauen wie Mama Asibi endlich ernst zu nehmen. Eine davon ist Anne Songole, Koordinatorin für Klimagerechtigkeit beim African Women‘s Development and Communication Network (FEMNET). Ihrer Meinung nach ist es unverantwortlich, dass die Frauen Afrikas unter einer Krise leiden müssen, die sie überhaupt nicht verursacht haben.
„Wir wollen sehen, dass das Geld in die Taschen der Frauen fließt, und wir wollen die Daten sehen, aus denen hervorgeht, wie dieses Geld geflossen ist und wohin es ging, denn genau diese Daten fehlen.“ Das große Problem sei nämlich, dass Klimaschutz-Hilfszahlungen an Länder im globalen Süden, nie bei denen ankämen, die sie wirklich brauchen: den Frauen, die das Land bewirtschaften. Die Klimakrise sei also nicht nur in Hinblick auf den Kontinent Afrika ein Gerechtigkeitsproblem, der laut Klimareporter für nicht einmal zehn Prozent der globalen CO₂-Emmissionen verantwortlich ist.
Für Aktivistinnen wie Mwanahamisi Singano von der Women‘s Environment and Development Organisation verstärkt der Klimawandel, der auch exotische Krankheiten in Deutschland möglich macht, auch die Ungerechtigkeit zwischen den Geschlechtern. Deshalb fordert sie, dass in „Programmen zur Klimagerechtigkeit der Fokus auf die Geschlechtergleichstellung gelegt wird“. Wenn es um Lösungen für die Klimakrise gehe, müssten „Frauen dabei im Mittelpunkt stehen“.
