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Sensationsfund im ewigen Eis: Wrack des Expeditionsschiffs Endurance entdeckt

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Von: Anna Lorenz

Nach über 100 Jahren entdecken Forscher das Wrack der Endurance im Polarmeer der Antarktis. Das Expeditionsschiff galt als verschollen - in den Tiefen der See wartet nun eine Reise durch die Zeit.

Antarktis - Es klingt ungeheuerlich und spannend zugleich. Ein verschollenes Schiff aus alten Zeiten überdauert mehr als ein Jahrhundert auf dem Grund des Polarmeeres. Nun finden es Wissenschaftler nach langer Suche in den Tiefen des ewigen Eises. Eine Gänsehaut a la Fluch der Karibik läuft über den Körper, als ein Forscherteam die ersten Bilder des Expeditionsschiffs Endurance (dt. Ausdauer) enthüllt. Doch was hat es mit dem Riesen vergangener Zeiten auf sich?

Endurance: Eine riskante Unternehmung mit schicksalshaftem Ende

Am 17. Dezember 1912 noch unter dem Namen „Polaris“ für eher touristische Zwecke vom Stapel gelassen, wurde der Dreimaster aufgrund finanzieller Probleme des Eigentümers für umgerechnet ca. 1.144.000 Euro (Stand: 2022) an den Polarforscher Ernest Shackelton verkauft. Getreu dessen Familienmotto „Fortitudine vincimus“ (dt. „Durch Ausdauer siegen wir“) taufte er das Schiff auf den Namen Endurance* um.

Das Heck des Schiffs ist deutlich erkennbar, es prangt am Heck der Endurance.
Am Heck der Endurance (dt.: Ausdauer) prangt der Schiffsname. © IMAGO/Falklands Maritime Heritage Trus

Am 8. August 1914 brach Shackelton mit seiner Mannschaft im Zuge der British Imperial Trans-Antarctic Expedition (dt. Trans-Antarktis-Expedition des Britischen Imperiums) in die Antarktis* auf, um als Erster den eisigen Kontinent mit einem Schiff zu durchqueren. Doch dazu sollte es nicht kommen.

Zwar war der 350 Tonnen schwere Koloss aufgrund seiner Bauweise bestens geeignet, trotz einer Länge von knapp 44 Metern ruhig durch das Packeis zu treiben, doch stellte eben diese Konstruktionsart auch die Achillisferse dar, die Shackelton und seiner Crew zum Verhängnis wurde.

Das Schiff Endurance, gefangen im Eis der Antarktis.
Die Endurance zu damaliger Zeit. © Courtesy Everett Collection/IMAGO

Die Expedition der Endurance: Nautische Meisterleistung des Forschungsteams

Denn der geradlinige Bug des an sich soliden Schiffs bewirkte, dass das Expeditionsteam im Januar 1915, mitten im Wedellmeer, zwischen dem Packeis zum Stehen kam. Während sich ein rundlicher Bug auf den Schollen nach oben hätte drücken können, wurde die Endurance hingegen wortwörtlich vom ewigen Eis gefangen genommen und damit ihr Schicksal besiegelt. 281 Tage hielten Schiff und Mannschaft stand - doch am 15. November 1915 gewannen die Kräfte der Natur und beförderten die Endurance auf den Grund des Meeres.

„Sie ist weg, Jungs.“

Überliefertes Zitat Shackeltons beim Anblick der zermalmten Endurance

Auf einer langsam brechenden Eisscholle und mit Beibooten, die sie vom verlorenen Schiff retten konnten, gelang es der Crew, sich bis zur unbewohnten Elephant Island an der Spitze der antarktischen Halbinsel durchzuschlagen. Mit einem zusammengeschusterten Schiff vermochten es sechs Mann tatsächlich, Hilfe zu holen und die 28-köpfige Crew nahezu unbeschadet nach Hause zu bringen.

Expeditionsschiff Endurance: Der Mythos ist zurück

Verständlicherweise fasziniert das Schicksal der Endurance, die seither als verschollen galt, bis heute Wissenschaftler auf der ganzen Welt. Nachdem 2019 eine Expedition auf der Suche nach dem Schiff erfolglos blieb, gelang es dem Team um die Forscher John Shears, Mensun Bound, Nico Vincent und JC Caillens nun, das Wrack mittels eines Tauchroboters 7,7 Kilometer vom vermuteten Ort entfernt ausfindig zu machen. „Das ist mit Abstand das beste hölzerne Schiffswrack, das ich je gesehen habe“, ließ Bound verlauten. „Mit der Entdeckung der Endurance haben wir Polargeschichte geschrieben“, stimmte Shears, der Leiter der Expedition „Endurance 22“, zu.

„Endurance 22“: Das passiert jetzt mit dem Wrack

Kein Wunder, dass sich nach diesem Sensationsfund nun die Frage stellt, was mit dem Wrack der hervorragend erhaltenen Endurance passiert. Schließlich sucht eine Schiffsentdeckung wie diese ihresgleichen.

Das Schiff unter Wasser ist gut erhalten, Steuerrad und Deck sind tadellos erkennbar.
Trotz Jahrzehnten unter Wasser: Das Schiff ist außerordentlich gut erhalten. © IMAGO/Weddell Sea

Die Antwort ist jedoch so klar, wie simpel: Anschauen ja, anfassen nein! Im Antarktisvertrag ist das Schiff als historische Stätte vor jeglichem Eingriff geschützt. Das Team der „Endurance 22“ ist daher fleißig dabei, mittels Drohnen alles zu filmen und Fotos anzufertigen. Denn obgleich das Schiff in den eisigen Tiefen seine letzte Ruhestätte gefunden hat, ist es wichtig, seine Geschichte für die Nachwelt zu bewahren, mitsamt ihrer Botschaft: Die Endurance – sie ist ihrem Namen mehr als gerecht geworden.

Vor der Westküste Australiens begaben sich Forscher auf die Suche nach Überresten alter Aborigine-Zivilisationen. Sie machten dabei erstaunliche Funde, die mehr als 8500 Jahre alt waren. (askl) *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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