Nach einem umstrittenen Video trennt sich die Mannheimer Band von ihrem Frontmann. Auch die Stadtverwaltung Mannheim bezieht Stellung.
Von Wolf H. Goldschmitt
Xavier Naidoo polarisiert immer wieder mit seinen Äußerungen. Jetzt sorgt ein Video für Aufregung. Archivfoto: dpa
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MANNHEIM - Die Söhne Mannheims sind der Exportschlager der Quadratestadt. An ihre Popularität und Reichweite kommt niemand heran. Doch es ist nicht nur ihre Musik, die sie über die Stadtgrenzen hinaus bekannt macht. Mit seinen Liedtexten und Statements sorgt Frontmann Xavier Naidoo immer wieder für Verwirrung und Kopfschütteln. Jetzt hat er den Bogen überspannt. Nach dem Rauswurf aus der Jury von "Deutschland sucht den Superstar" trennen sich auch die Söhne Mannheims von ihrem Sänger Xavier Naidoo.
Über Facebook teilt die Band mit: "Xavier und wir gehen seit einiger Zeit getrennte Wege". Und weiter heißt es zu den Folgen eines umstrittenen, als "rechte Hetze" gewerteten Videos des 48-jährigen Künstlers: "Bestimmt ist es wichtig, in der heutigen Zeit Dinge anzusprechen, gerne auch kontrovers, aber man muss sich der Macht des Wortes bewusst sein". Die deutliche Botschaft von Rolf Stahlhofen & Co. an die Adresse ihres langjährigen Frontmannes: "Wir stehen klar und konkret gegen Hass, Gewalt und Rassismus!".
Vor drei Jahren Diskussion um Songtext
Naidoos verschrobene Weltansichten und seine Unbelehrbarkeit sind in Mannheim sprichwörtlich. Xavier sei keiner, der sich einbremsen lässt, er kenne nur schwarz oder weiß, wissen die Insider. Die Söhne Mannheims hingegen sind nach langer Durststrecke zurzeit wieder im Studio und spielen neue Songs ein. Und zwar ohne Naidoo.
Bereits vor drei Jahren war die Gruppe, zu der seit 1995 wechselnde Mitglieder zählen, schon einmal selbst ins Fadenkreuz der Kritik geraten. Im Lied "Marionetten" der Söhne Mannheims, das auch von Xavier Naidoo stammt, werden Volksvertreter als "Volks-in-die-Fresse-Treter" besungen, die wie Marionetten von "dunklen Mächten" gesteuert würden. Mit diesem Text geht damals eine öffentliche Diskussion einher, ob die Band und ihr Sänger noch tragbar seien. Besonders Naidoos angebliche Nähe zu den sogenannten "Reichsbürgern" erntet harsche Kritik.
Sänger rechtfertigt Passagen als Zustandsbeschreibung
Der Sänger rechtfertigt die Passagen als "zugespitzte Zustandsbeschreibung gesellschaftlicher Strömungen". Nach einem Krisentreffen mit Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz, der "antistaatliche Tendenzen" aus dem Titel herausgehört hatte, war die Stimmung im Musikerkollektiv mehr als angespannt. Mehrere Bandmitglieder hätten sich damals überlegt, ob sie Teil der Söhne sein wollen, wenn Naidoo weiter Mitglied bleibt, heißt es heute. Das jetzt aufgetauchte Homevideo des Sängers, reißt alte Wunden wieder auf. Der Text stammt laut Facebook aus dem Jahr 2018 und erzählt von einer tödlichen Bedrohung "meiner Leute". Naidoo fragt in dem Lied: "Was, wenn fast jeden Tag ein Mord geschieht, bei dem der Gast dem Gastgeber ein Leben stiehlt?" Eine Passage, die sich offenbar auf Flüchtlinge bezieht und vom rechtsextremen Spektrum gefeiert wird.
Das bringt das Fass auch in der Heimatstadt des erfolgreichen Sohnes endgültig zum Überlaufen. "Die Mannheimer Stadtgesellschaft und die Stadtverwaltung haben immer wieder Fremdenhass eine klare Absage erteilt. In diesen Tagen wurde besonders deutlich, dass Hass auf Gruppen am Ende Gewalt erzeugt. Die neuerlichen Äußerungen von Xavier Naidoo widersprechen zutiefst den Grundwerten, für die wir als Stadt stehen", so das jüngste Statement aus dem Rathaus.
Hier die Erklärung von Rolf Stahlhofen, Sohn Mannheims und einer der prägenden Köpfe der Band, auf seiner Facebook-Seite:
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Trotz der Kritik fallen die Posts in der Sozialen Netzwerken unterschiedlich aus. Die User schwanken zwischen bedingungsloser Unterstützung und totaler Ablehnung der Aussagen Naidoos. Prominente wie etwa der Rapper Fler oder der Schauspieler Till Schweiger reagieren positiv auf das Video und die Rechtfertigung des Mannheimers. Er sei falsch verstanden worden, denn Rassenhass und Fremdenfeindlichkeit seien ihm völlig fremd, auch wenn er sich zuweilen emotional künstlerisch äußere, schreibt Naidoo. Und weiter: "Ich setze mich seit Jahren aus tiefster Überzeugung gegen Ausgrenzung und Rassenhass ein. Liebe und Respekt sind der einzige Weg für ein gesellschaftliches Miteinander".
Ein anderes, jetzt aufgetauchtes Video auf Twitter verwirrt hingegen selbst treueste Fans und zeigt Naidoo von seiner wirren Seite: "Es ist heute der 20. September, ein sogenannter Friday for Future - FFF", sagt Naidoo in dem Video. Der Buchstabe stehe an sechster Stelle im Alphabet und wenn man die Buchstaben durch Zahlen ersetzt, dann bedeute das 666, so Naidoo. "Dann weiß man auch wieder, wer dahinter steckt", plaudert der passionierte Autofahrer in Hinblick auf die Zahl, die symbolisch für den Antichristen steht. In dem Video spricht er auch über seinen großen Fuhrpark mit spritfressenden Oldtimern. Er werde keinen seiner Wagen verschrotten, "wegen einer Klimahysterie, die vor Gericht keine Chance hat".