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Ungewöhnliche Hitzewelle in der Antarktis schockt Forschende – „Es ist unmöglich“

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Von: Tanja Banner

In der Antarktis werden Temperaturen gemessen, die bis zu 40 Grad höher liegen als üblich. Forschende sind geschockt – steckt der Klimawandel dahinter?

Antarktis – Wer an die Antarktis denkt, hat automatisch niedrige Temperaturen im Kopf und sieht Gletscher, Eis und Schnee vor seinem inneren Auge. Doch derzeit erlebt der Osten der Antarktis nach Angaben der Weltwetterorganisation (WMO) eine „außergewöhnliche und beispiellose Hitze“. Das bedeutet nicht, dass in der Antarktis nun T-Shirt-Wetter herrscht – am 18. März wurde an der Forschungsstation Concordia eine Temperatur von -12,2 Grad Celsius gemessen.

Das sind jedoch 40 Grad mehr als für diese Region im Schnitt um diese Jahreszeit üblich, berichtet die WMO. Gleichzeitig seien es 20 Grad mehr als der vorherige März-Rekord. Die Station Concordia wird von Italien und Frankreich betrieben. An der Station Wostok wurde ebenfalls ein neuer Wärmerekord festgestellt: -17,7 Grad. Die russische Forschungsstation hält den Rekord für die kälteste je gemessene Temperatur: -89,2 Grad Celsius wurden dort nach WMO-Angaben im Juli 1983 gemessen.

Extreme Hitzewelle in der Antarktis: „Ereignis schreibt Rekordbücher um“

„Dieses Ereignis schreibt die Rekordbücher und unsere Erwartungen an das, was in der Antarktis möglich ist, neu“, schreibt Robert Rhode vom Umweltdateninstitut Berkley Earth auf Twitter und fragt sich: „Handelt es sich einfach nur um ein äußerst unwahrscheinliches Ereignis, oder ist es ein Vorzeichen für weitere Ereignisse in der Zukunft?“ Rhodes Antwort: „Im Moment weiß das niemand.“ Der Forscher Stefano Di Battista formuliert es auf Twitter noch drastischer: „Es ist unmöglich, hätten wir vor zwei Tagen noch gesagt.“ Jetzt sei die „antarktische Klimatologie“ umgeschrieben worden.

Die Forschungsstation Concordia in der Antarktis. Im März 2022 wurde hier ein Temperaturrekord gemessen. (Archivbild)
Die Forschungsstation Concordia in der Antarktis. Im März 2022 wurde hier ein Temperaturrekord gemessen. (Archivbild) © ESA/IPEV/PNRA-A. Salam/dpa

Temperaturen an der Antarktis-Station Wostok:

Durchschnittstemperatur im März-53° Celsius
neue Rekordtemperatur im März-17,7° Celsius
Kälteste gemessene Temperatur-89,2° Celsius (Juli 1983)

Ungewöhnliche Hitzewelle: In der Antarktis beginnt der Herbst, die Temperaturen müssten fallen

Im März beginnt in der Antarktis der Herbst, daher müssten die Temperaturen nun eigentlich fallen. Derzeit hat die Antarktis täglich etwa 25 Minuten weniger Sonnenlicht und sieht deutlich weniger Sonne als im Januar. Das erklärt auch der Geowissenschaftler Jonathan Wille auf Twitter: „Dies ist der Zeitpunkt, an dem die Temperaturen seit der Sommersonnenwende im Dezember rasch sinken sollten“ und fügt hinzu: „Diese Hitzewelle in der Antarktis verändert definitiv, was wir für das antarktische Wetter für möglich hielten.“

Antarktis: Hitzewelle in einer der kältesten Regionen der Welt

Wille vergleicht die ungewöhnliche Hitzewelle in der Antarktis mit einer Hitzewelle, die den Nordwesten der USA im vergangenen Juni getroffen hatte. Forschende waren sich damals sicher, dass diese Hitzewelle ohne den menschengemachten Klimawandel „praktisch unmöglich“ gewesen wäre. Steht die ungewöhnliche Hitzewelle in der Antarktis also mit dem Klimawandel in einem Zusammenhang? Das lässt sich nicht beweisen. Jedoch werden durch den Klimawandel weltweit Hitzewellen häufiger und intensiver*, besonders die Polkappen heizen sich schnell auf*.

Die von der Hitzewelle betroffene Region gilt als trockenste, windigste und kälteste Region der Welt. Hinter den beispiellosen Temperaturen steckt ein „atmosphärischer Fluss“, wie französische Meteorologen und Meteorologinnen gegenüber dpa erklärten. Damit gemeint ist ein Band mit feuchtigkeitsgesättigter Luft ein paar Kilometer über der Erdoberfläche, das Wärme und Feuchtigkeit transportiert. Das Meereis in der Antarktis rund um den Südpol war in der Sommerschmelze im Februar nach WMO-Angaben schon so weit zurückgegangen wie nie zuvor seit Beginn der Satellitenmessungen 1979. Die Fläche fiel erstmals unter zwei Millionen Quadratkilometer. (tab/dpa) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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