Neuer Ortenberger Chor "Mixed Voices" durch Corona ausgebremst
Er hatte sich für eine Konzertreise nach Manila auf den Philippinen Anfang 2020 gegründet und wollte dann richtig loslegen - der Chor "Mixed Voices". Doch dann kam Corona.
Von red
Gemeinsam mit den Mitgliedern des Studentenchors der University of the Philippines Manila Chorale erleben die Ortenberger Sängerinnen und Sänger gesanglich und kulturell eine eindrucksvolle Zeit. Foto: Mixed Voices
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ORTENBERG - Vergangenes Jahr gründeten sich in Ortenberg die "Mixed Voices". Sie sind ein achtstimmig aufgestellter Chor mit anspruchsvoller Literatur und bestehen aus rund 35 Sängerinnen und Sängern der Chöre von Patrick Schauermann. Gegründet für eine Konzertreise Anfang 2020 in die philippinische Hauptstadt Manila, wollte der Chor sein gesangliches Engagement danach eigentlich fortsetzen, doch dann kam Corona.
Als neuer Chor im Stadtgebiet Ortenberg sind die "Mixed Voices" offizielles Mitglied im Niddertal-Sängerbund, dem Hessischen Sängerbund und dem Deutschen Chorverband. Vorsitz und musikalische Leitung hat Patrick Schauermann inne, unterstützt von Jutta Müller (stellvertretende Vorsitzende), Volker Kübler (Rechner) und Andrea Faust (Schriftführerin).
Die Sänger fanden ursprünglich gut eineinhalb Jahre früher zusammen. Damals verbreitete Schauermann die Idee in seinen Chören, einen Chor mit dem Ziel einer Konzertreise nach Manila auf den Philippinen zu gründen. Er hatte bereits mehrfach die Philippinen besucht, um dort Chorworkshops unter anderem an der University of the Philippines (UP) mit dem Studentenchor UP Manila Chorale (UPMC) des befreundeten Chorleiters Eman de Leon jr. zu veranstalten. Schauermann ist auch Bundeschorleiter der Hessischen Chorjugend und leitet die Chöre New Inspiration Wolferborn, die Sängervereinigung Geislitz, die Sängervereinigung Wißmar, die Cäcilia Nauborn, den Frauenchor dacapo Nieder-Weisel und Cantare con Gioia aus Groß-Zimmern.
Patrick und Eman sprachen bei einer der Reisen spaßeshalber darüber, dass doch ein deutscher Chor auf die Philippinen reisen könnte, nachdem der UPMC schon mehrfach auf Europatournee in Deutschland Halt gemacht hatte. So hob man dann Anfang 2019 die "Mixed Voices" aus der Taufe, die ein Jahr später nach Manila reisen sollten.
Mit großem Bahnhof, einem Banner und einem Ständchen, begrüßte eine Abordnung des UPMC ihre deutschen Gäste bereits am Flughafen. Teil dieser Gruppe waren 15 Mitglieder von "Vocal Pur" und den "Vocal Pur Youngsters" der Sängervereinigung Germania Eintracht Wißmar. Groß war die Wiedersehensfreude vor allem bei denjenigen, die 2018 bereits Mitglieder des UPMC während ihrer neunten Europatournee bei ihrem Halt in Gießen und Umgebung beherbergt hatten.
Bereits früh am nächsten Morgen trafen sich die deutschen Sänger zu einem musikalischen Workshop mit Kindern der "PARC Foundation" unter Leitung von Patrick Schauermann. Diese Foundation hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Entwicklung der darstellenden Künste junger philippinischer Künstler zu fördern. Mit Feuereifer waren die Kinder, die noch nie zuvor in einem Chor gesungen hatten, bei der Sache und studierten gemeinsam mit den "Mixed Voices" zwei Titel für das bevorstehende gemeinsame Konzert ein. Am Abend stand dann das "International Bamboo Organ Festival" in der St. Joseph Parish Church in Las Piñas mit ihrer berühmten, in Deutschland restaurierten Bambusorgel auf dem Programm.
Der folgende Tag begann mit einer Sightseeingtour in das Fort Santiago. Kundig geführt, verbrachte die Gruppe einige Zeit in der sehr interessanten Festung in dem von einer Mauer umgebenen Stadtteil Intramuros. Am Nachmittag fand dann die erste gemeinsame Probe mit dem UPMC im PGH Nurses Home statt, um sich auf das gemeinsame Konzert einzustimmen. Während des Abendessens tauschte sich die deutsche Gruppe lebhaft mit ihren philippinischen Gastgebern aus.
Am nächsten Tag stand ein Besuch des National Museum of Anthropology an, bei dem die deutschen Besucher einen ausführlichen Einblick in die philippinische Geschichte erhielten. Freudig überrascht wurden die "Mixed Voices" von ihrer Konzertlocation, dem Theatersaal "St. Cecilia's Hall", der immerhin Platz für etwa 500 Besucher bot. Die Begeisterung kannte keine Grenzen mehr, als sich herausstellte, dass der ehemalige Dirigent des UPMC, Eman de Leon, extra aus Amerika angereist war und es sich nicht nehmen ließ, das mit beiden Chören in der Landessprache gemeinsam vorgetragene "Payapang Daidig" persönlich zu dirigieren. Lang anhaltender Beifall des Publikums war der Lohn für die Darbietungen und noch lange nach Konzertende gab es Fotosessions mit allen Beteiligten und eine sehr emotionale Ansprache von Eman, für den mit dem deutschen Gegenbesuch ein Traum in Erfüllung ging.
Nach einem erneuten Ausflug in das historische Stadtviertel Intramuros mit vielen Sehenswürdigkeiten fand am Nachmittag bei der "Virlanie Foundation" als vorläufiger Höhepunkt die Spendenübergabe der beim Benefizkonzert im Januar 2020 in Gießen gesammelten Spenden mit dem beachtlichen Scheck über 300 000 Philippinische Pesos (etwa 5480 Euro) statt. Sehr zur Freude der Verantwortlichen der 1992 gegründeten privaten, gemeinnützigen Organisation. Diese setzt sich mithilfe mehrerer Programme für die Rechte und das Wohlergehen von Straßenkindern auf den Philippinen ein, da in Manila etwa die Hälfte der über elf Millionen Einwohner in Slums wohnt.
Der letzte Tag in Manila begann mit dem Besuch des weitläufigen Rizal Parks, des größten Parks der Stadt. Und dann stand ja noch das Konzert in der PARC Foundation aus, auf das besonders die Kinder mit ihrem Part hinfieberten und diesen auch bravourös absolvierten. Spätestens beim Titel "We are one" öffneten sich vor lauter Rührung alle Schleusen und bei derart vielen Emotionen seitens des Publikums konnten die "Mixed Voices" gerade noch so ihr Programm beenden. Auch der UPMC gab zwei seiner Stücke zum Besten und beschloss dann zusammen mit seinen deutschen Gästen diesen zweiten gemeinsamen Auftritt.
Als letztes Highlight dieser unvergesslichen Tage hatten die UPMC-Mitglieder einen Aufenthalt an einem Traumstrand organisiert und die letzte Nacht auf den Philippinen klang bei lauen Temperaturen gemütlich am Strand aus. Am Abreisetag überraschte das Team des Hotels die "Mixed Voices" zum Abschluss mit einem typisch philippinischen Essen.
Unglaublich emotional und sehr tränenreich war der Abschied der deutschen Sänger vom UPMC, der es sich nicht nehmen ließ, vollzählig seine neu gewonnenen deutschen Freunde am Flughafen zu verabschieden und sich auf den geplanten Besuch in Deutschland 2021 zu freuen. Zum Zeitpunkt dieses Aufenthalts in Manila hatten die "Mixed Voices" noch mehr Bedenken vor einem bevorstehenden Vulkanausbruch als vor einer Corona-Infektion. Das Virus schien noch weit entfernt, holte sie jedoch 14 Tage später mit aller Macht ein. Danach war in diesem Jahr nichts mehr wie vorher - erster Lockdown, später Proben unter freiem Himmel, bis das Virus schließlich nur noch Online-Proben zuließ. Diese konnten und können natürlich richtige Proben nicht ersetzen, stärken aber zumindest den Zusammenhalt.
Somit war der Besuch in Manila für den jungen Chor in jeder Beziehung das absolute Highlight dieses Pandemiejahrs. Die Sänger blicken aber voller Optimismus in das neue Chorjahr 2021 und hoffen, mit ihrem umtriebigen Chorleiter und dessen weitreichenden Kontakten weitere spannende Erfahrungen wie den Aufenthalt in Manila machen zu können. Wer nun Interesse hat, sich den "Mixed Voices" anzuschließen, ist jederzeit willkommen. Gute Sängerinnen und vor allem die männlichen Stimmen sind beim Chor jederzeit gerne gesehen. Und wer sich einen Eindruck von der einzigartigen Reise nach Manila verschaffen will, kann dies gerne auf www.mixed-voices.de tun.