Heft drei der vom Kulturkreis Altes Rathaus herausgegeben Reihe "Ortenberger kleine historische Schriften" widmet sich der Klosteranlage von Konradsdorf
Der Kulturkreis Altes Rathaus Ortenberg hatte eingeladen, um den dritten Band seiner Reihe "Ortenberger kleine historische Schriften" vorzustellen, der mit dem Titel "Konradsdorf - Curtis, Burg, Kloster" erschienen ist, verfasst von Dr. Waltraut Friedrich. Kunsthistoriker Michael Schroeder hob in seiner Einleitung die Notwendigkeit der Erhaltungsmaßnahmen hervor, skizzierte aber auch die historischen Entwicklungen, die zur Bedeutung dieses Ortes geführt hatten.
Von det
Spannende Lektüre und ein "Schlüssel zu Kloster Konradsdorf": Dr. Waltraut Friedrich, Michael Schroeder und Dörthe Herrler (von links) stellen Heft drei der Reihe "Ortenberger kleine historische Schriften" vor. Foto: Maresch
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ORTENBERG - "Kloster Konradsdorf war die Keimzelle aller späteren Entwicklungen in unserer Gemarkung und darüber hinaus: der Burg Ortenberg als Vorgängerbau des Schlosses und der Marienkirche", betonte einleitend der Kunsthistoriker Michael Schroeder, ein profunder Kenner der Stadtgeschichte. Der Kulturkreis Altes Rathaus Ortenberg hatte eingeladen, um den dritten Band seiner Reihe "Ortenberger kleine historische Schriften" vorzustellen, der mit dem Titel "Konradsdorf - Curtis, Burg, Kloster" erschienen ist, verfasst von Dr. Waltraut Friedrich. Bei der Begrüßung freute sich Kulturkreisvorsitzende Dörthe Herrler, dass der Saal des Alten Rathauses mit 50 Besuchern restlos gefüllt war. Viele von ihnen gehören dem Freundeskreis Kloster Konradsdorf an, der sich vor einigen Jahren zusammengefunden hat, um die Sanierung von Kirche und Kapitelhaus voranzutreiben. Dass die Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten diese Maßnahme nun beschlossen hat und die Voruntersuchungen in Gange sind, wurde mit Erleichterung registriert.
Auch Schroeder hob in seiner Einleitung die Notwendigkeit der Erhaltungsmaßnahmen hervor, skizzierte aber auch die historischen Entwicklungen, die zur Bedeutung dieses Ortes geführt hatten.
794 hielt Karl der Große eine Synode in Frankfurt, in der es um Missstände in der fränkischen Kirche ging. Dabei rückte Buchonien (Teile der Wetterau und des Vogelsberges) als Aufmarschgebiet für die Sachsenkriege in die Aufmerksamkeit, Kirchen, Befestigungen als Vorläufer von Burgen entstanden. Wahrscheinlich war dabei, wenn nicht schon kurz zuvor, auf dem heutigen Klostergelände eine Curtis, eine ummauerte Hofanlage, entstanden. Neben der günstigen Lage am Südosthang über der Nidder mag noch anderes mitgespielt haben. Schroeder und Waltraut Friedrich vermuten, dass hier 755 der Leichenzug, der den toten Bonifatius nach Fulda brachte, Station gemacht hat.
Waltraut Friedrich hat Kunstgeschichte und Archäologie studiert, ist als freie Bauforscherin und Publizistin tätig, hat etwa zwei Bände der Denkmaltopografie des Kreises Gelnhausen erarbeitet. Ihre wissenschaftliche Qualifikation, kombiniert mit einem lebhaften Erzähltalent, machte den Reiz ihres Vortrags aus. Sie schilderte ihre "Liebe auf den ersten Blick"-Begegnung mit Konradsdorf. Sie hatte sich verfahren, war falsch abgebogen: "Plötzlich sah ich romanisches Mauerwerk, romanische Bauformen in der Abendsonne - eine andere Welt!" Als sie daraufhin Professor Dr. Gottfried Kiesow, dem Landeskonservator, vorschlug, ihre Magisterarbeit über Konradsdorf zu schreiben, stimmte er sofort zu: "Endlich erbarmt sich jemand ..." Später erweiterte sie dies zur Promotionsarbeit, leitete in den Jahren von 1994 bis 1996 Ausgrabungen im Klosterbereich, die den Nachweis einer karolingischen Saalkirche erbrachten, in Ausmaß und Gestaltung der Einhardsbasilika (Erbach-Steinbach) ähnlich.
Ebenso wurde Friedrich mit der wissenschaftlichen Begleitung der kommenden Sanierungsarbeiten beauftragt. Auch in seinem jetzigen stark sanierungsbedürftigen Zustand mit dem Verlust etlicher Gebäude schätzt sie Konradsdorf als "eines der feinsten romanischen Ensembles der Wetterau" ein.
Reiche Quellenlage
Kleine Frauenklöster seien selten erhalten, dieses auch nicht später überformt, etwa durch Barockisierung. Dazu komme eine reiche Quellenlage. Als bei der Säkularisierung 1551 die letzte Meisterin Helene von Trohe das Kloster an die Nachfolge-Herrschaften Hanau, Isenburg und Stolberg-Königstein übergab, hatte sie ein Inventar der Einrichtung verfasst, das sich erhalten hat. Ebenso dem Verlust entgangen, wenn auch auf verschiedene Archive verteilt, sind die Urkunden des Klosters. Diese Quellen machen Friedrichs neues Heft zu einer detailreichen und spannenden Lektüre. Die Bedeutung des Prämonstratenserinnenklosters, in dem 1338 insgesamt 64 Nonnen aus großen hessischen Adelsfamilien lebten, wird ebenso deutlich, wie deren Unabhängigkeitsstreben. Ende des 14. Jahrhunderts feuerten die selbstbewussten Frauen den Propst Johann Schaup wegen Unfähigkeit.
So vereint Waltraut Friedrichs Veröffentlichung Regional-, Kloster- und Baugeschichte und ist eine spannend zu lesender "Schüssel zu Kloster Konradsdorf".
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Das bebilderte Heft hat 52 Seiten und ist erhältlich in der Stadtverwaltung Ortenberg, in der Sparkasse Oberhessen in Ortenberg, im Hofladen "Kleeblatt" in Konradsdorf, in "Gabis Eck" in Ortenberg, im Edeka-Markt Ortenberg, in der Hellerschen Buchhandlung Büdingen und bei Dörthe Herrler selbst.