NIDDA/ORTENBERG/BUTZBACH - (hks). „Kommunen innovativ – Regionalstrategie Ortsinnenentwicklung in der Leader-Region Wetterau/Oberhessen“. Unter diesem Titel läuft seit Mitte des vergangenen Jahres ein Forschungsprojekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Um das Vorhaben griffiger zu machen, haben die Verantwortlichen es auf den Namen „Dorf und Du“ getauft. Jetzt bereitet Melanie Geier (Justus-Liebig-Universität Gießen, JLU) eine groß angelegte Bürger-Befragung vor. In sechs Ortschaften werden 1200 Haushalte angesprochen.
In den drei Modellkommunen Butzbach, Nidda und Ortenberg werden Themen der Ortsinnenentwicklung betrachtet. Dazu zählen die Beschäftigung mit aktuellem und potenziellem Leerstand, die Nutzung von Baulücken und die Betrachtung der Ortsdurchfahrten. „Das Projekt hat uns bereits viele interessante Erkenntnisse geliefert. Nun gilt es aber, durch eine quantitative Befragung noch näher an die Bewohner der Region heranzutreten, um auch mengenmäßig Forschungsergebnisse zu erzeugen“, sagt Melanie Geier, Doktorandin am Institut für Geografie der JLU Gießen und zusammen mit Prof. Dr. Christian Diller verantwortlich für die Umsetzung des Forschungsprojekts.
Das Thema der Eigentümergemeinschaften für Privatobjekte ist laut Melanie Geier ein Schwerpunkt im Vorhaben und wird nun mit der Bürger-Befragung durch die Uni Gießen untersucht. Per Fragebogen soll herausgefunden werden, wie die Menschen ihren Ort wahrnehmen, ob es Potenzial zur Verbesserung des Ortsbildes gibt und inwieweit die Bereitschaft bei Bürgerinnen und Bürgern beziehungsweise Eigentümern von Grundstücken und Gebäuden besteht, den Ort kollektiv aufzuwerten. Dieser Zusammenschluss von Gebäudeeigentümern und Bewohnern wird als „Village-Improvement-District“ (VID) bezeichnet (deutsch: Zusammenschluss von Bürgerinnen und Bürgern zur Umsetzung von Maßnahmen zum Erhalt und zur Verbesserung des Ortskerns und Ortsbildes). „Die Befragung ist Teil einer Machbarkeitsstudie, niemand muss befürchten, dass etwas gegen seinen Willen geschieht, es geht darum, ein breites Meinungsbild zu erzeugen und die Situation zu beschreiben“, präzisiert Geier.
Vom 2. bis 30. September soll die Befragung laufen. Die Untersuchungsgebiete sind vorab nach bestimmten Kriterien festgelegt worden. So wurden die Areale rund um den jeweiligen Ortskern ausgewählt, auch die Nähe der Grundstücke zu Ortsdurchfahrten wurde berücksichtigt. Die Hauptverkehrsstraße spiele bei der Befragung thematisch eine wichtige Rolle, denn viele Problemlagen (zum Beispiel Leerstände) in den Stadtteilen können an den Ortsdurchfahrten ausgemacht werden. Insgesamt werden rund 1200 Haushalte aus den drei Kommunen Butzbach (Stadtteile Fauerbach und Hoch-Weisel), Nidda (Stadtteile Ulfa und Ober-Schmitten) und Ortenberg (Stadtteile Selters und Gelnhaar) durch die Studierenden der JLU vor Ort befragt. „Ich finde das Forschungsprojekt ,Dorf und Du‘ wirklich spannend und freue mich schon auf die Befragung und den Kontakt mit den Menschen vor Ort“, sagt Lisa Zirbes, studentische Hilfskraft an der JLU. „Um die Studierenden zu erkennen, werden sie Interviewerausweise tragen. Die Befragung soll für die Bürgerinnen und Bürger zudem bequem gestaltet werden. Deswegen bringen die Studierenden den übersichtlichen Fragebogen mit und füllen diesen gerne gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern aus. Zur Beantwortung des Fragebogens benötigt man rund zehn Minuten“, sagt Melanie Geier, die sich durch die Untersuchung auch Erkenntnisse für ihre laufende Doktorarbeit erhofft. Die Teilnahme an der Untersuchung wird anonymisiert. Ergebnisse sollen keine Rückschlüsse auf einzelne Personen oder Adressen zulassen. Die Erkenntnisse aus der Befragung werden im weiteren Verlauf des Projekts veröffentlicht, kündigt Melanie Geier an.
Das Vorhaben „Kommune innovativ. Regionalstrategie Ortsinnenentwicklung in der Leader-Region Wetterau/Oberhessen“ ordnet sich ein in die Fördermaßnahme des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) „Kommune innovativ“, die wiederum Teil des Rahmenprogramms „Forschung für nachhaltige Entwicklung“ ist. Kooperationspartner sind Butzbach und die Uni.
Grafik/Foto: scusi - Fotolia/Geier