"Zum Gerippte": Die älteste Straußwirtschaft in der Wetterau
In der Wetterau gibt es zahlreiche Straußwirtschaften und Hofcafés. Der Kreis-Anzeiger stellt sie in einer gemeinsamen Serie mit dem Wetteraukreis vor. im vierten Teil geht es in den Friedberger Stadtteil Ockstadt.
Von red
Eva-Maria Scharf betreibt mit ihrem Mann Erich die Straußwirtschaft "Zum Gerippte" im Friedberger Stadtteil Ockstadt. Die Söhne Niklas und Jonas helfen häufig mit. Foto: Elsaß
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WETTERAUKREIS - Straußwirtschaften und Hofcafés sind gastronomische Betriebe, die saisonal geöffnet haben und ihre eigenen Produkte vermarkten. "In der Wetterau gibt es eine ganze Reihe solcher Geheimtipps, die zur Region gehören wie Apfelwein und Hausmacher Wurst", schwärmen sowohl Landrat Jan Weckler als auch Landwirtschaftsdezernent Matthias Walther. In einer Serie hat der Kreis-Anzeiger in Zusammenarbeit mit dem Wetteraukreis im vergangenen Herbst bereits drei Betriebe porträtiert. im vierten Teil geht es in den Friedberger Stadtteil Ockstadt. In diesem Frühjahr werden anschließend noch vier weitere Betriebe vorgestellt.
Die Straußwirtschaft "Zum Gerippte" ist die älteste in der Wetterau. Eva-Maria Scharf hat sie 1997 eröffnet und sich damit einen lang gehegten Traum verwirklicht. Gemeinsam mit ihrem Mann betreibt sie mitten in Ockstadt von Ende April bis Mitte September, donnerstags bis sonntags, ihre Straußwirtschaft. Möglichst viele Zutaten des Angebots kommen aus der Region. Die Wurst und das Fleisch kommen beispielsweise aus Wohnbach. Rund 10 000 Quadratmeter Fläche bewirtschaften die Scharfs, darauf stehen vor allem Apfelbäume.
Um einen richtig guten Apfelwein zu produzieren, müssen verschiedene Apfelsorten in den Most. Der Speierling, für viele Hessen unverzichtbar und in früheren Zeiten vor allem gebraucht, um die Lagerfähigkeit des hessischen Lieblingsgetränks zu verlängern, gehört nicht dazu. "Ich mag es etwas lieblicher", begründet Erich Scharf den Verzicht auf die Frucht des Speierlings. Definitiv zum Apfelwein gehören aber alte Sorten wie der Friedberger Bohnapfel, der Rheinische Bohnapfel, der Boskoop, der Erbacher Mostapfel, vor allem aber der Rote Trierer Weinapfel, der für einen ganz besonderen Geschmack sorgt.
Eva-Maria Scharfs Spezialität ist der Handkäs, der im "Zum Gerippte" an guten Sommertagen ziemlich oft über die Theke geht. Geliefert wird die Grundzutat von einer Käserei in Groß-Gerau, aber erst die Veredelung durch ein besonderes Rezept von Eva-Maria Scharf macht ihn so unverwechselbar. "Es ist schon etwas anderes, den Käse in Weißwein mit Zwiebeln einzulegen, als ihn einfach nur mit 'Musik' zu übergießen", sagt sie.
Der Handkäs im "Zum Gerippte" ist weit über Ockstadt hinaus bekannt. Eva-Maria Scharf bietet sogar Handkäs-Kurse an. Da heißt es: "Von der Kuh bis auf den Teller mit Verkostung".
"Für Nichthessen ist der Handkäs eine Herausforderung, schon allein des Geruchs wegen. Deshalb muss man die Menschen langsam an den Handkäs heranführen. Ich mache das mit einem Handkäs-Tatar. Der ist eine gute Brücke und hat schon viele überzeugt", erklärt die Ockstädterin.
Wer donnerstags bis sonntags in die Straußwirtschaft einkehrt, kann nicht nur manch schöne Erinnerung mitnehmen, sondern auch Apfelwein, -secco oder -saft als Mitbringsel einkaufen. Eine Spezialität aus Ockstadt sind Obstbrände.
Von Mitte September bis Ende Oktober ist die ganze Familie gefordert, dann werden die Äpfel geerntet und gekeltert. Die Lohnkelterei hat sich dabei zu einem wichtigen Erwerbszweig entwickelt. "Wir merken, dass immer mehr junge Familien Äpfel bringen und vom eigenen Obst ihren Saft mitnehmen wollen." Für Eva-Maria Scharf ist das eine gute Entwicklung: "Wenn die Menschen wieder die Produkte ihrer Region entdecken, freut mich das."
Einen Beitrag dazu leistet sie auch durch ihre Mitarbeit bei der Aktion "Bauernhof als Klassenzimmer" des Wetteraukreises. Die Grundschüler kommen zu ihr und lernen, wie Apfelsaft gemacht wird. "Das ist ein schönes Programm. Ich wünschte mir, es würden noch mehr Klassen mitmachen", sagt Eva-Maria Scharf.