"Zum Bembelche" in Stockheim: Die Meyers veredeln alte Apfelsorten zu Apfelwein
Straußwirtschaften und Hofcafés in der Wetterau: Im fünften Teil unserer gemeinsam mit dem Wetteraukreis präsentierten Serie geht es ins "Zum Bembelche" in Stockheim. Dort gibt es noch eine Kelter aus dem 19. Jahrhundert.
Von red
Das Ehepaar Karin und Hans-Joachim Meyer, hier mit Sohn Niclas, betreibt die Straußwirtschaft "Zum Bembelche" in Stockheim. Foto: Elsaß
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WETTERAUKREIS - Straußwirtschaften und Hofcafés sind gastronomische Betriebe, die saisonal geöffnet haben und ihre eigenen Produkte vermarkten. "In der Wetterau gibt es eine ganze Reihe solcher Geheimtipps, die zur Region gehören wie Apfelwein und Hausmacher Wurst", schwärmen sowohl Landrat Jan Weckler als auch Landwirtschaftsdezernent Matthias Walther.
In einer Serie hat der Kreis-Anzeiger in Zusammenarbeit mit dem Wetteraukreis bereits vier Betriebe porträtiert. im fünften Teil geht es in den Glauburger Ortsteil Stockheim. In diesem Frühjahr werden anschließend noch drei weitere Betriebe vorgestellt.
Die Straußwirtschaft "Zum Bembelche" in Stockheim verdankt ihre Existenz dem Zufall und der Gutmütigkeit von Karin Meyer. Alles kam so: Mit dem Bau des Vulkanradwegs wurde der Feldweg direkt vor dem Haus der Familie Meyer geteert. "Es war heiß und trocken, und da habe ich einfach den Arbeitern Wasser, Limonade und einen Bembel mit Apfelwein hingestellt. Den fanden die so toll, dass sie gefragt haben, warum ich das nicht regelmäßig mache und eine Straußwirtschaft eröffne", erzählt sie.
Genau das hat Karin Meyer dann zusammen mit ihrem Mann Hans-Joachim im gleichen Jahr gemacht - und so werden die Früchte von 50 alten Obstbäumen zu einem hervorragenden Apfelwein veredelt. "Vom Anhalter bis zur Zabergäuer Renette und von der Ingrid-Marie bis zum Kaiser Wilhelm kultivieren wir vor allem alte Sorten. Demnächst kommt der Rohrbacher Bärenapfel hinzu, eine alte und regionale Sorte", sagt Hans-Joachim Meyer.
"Gekeltert wird noch auf altertümliche Weise", erklärt Karin Meyer. "Zwei Zentner Äpfel werden grob zerkleinert und kommen nach dem Walzen in die Presse. Wir rechnen mit 30 bis 50 Litern pro 100 Kilo. Mehr schafft die Presse aus dem 19. Jahrhundert nicht. Der Trester wird dann an Schafe verfüttert oder als Gründünger unter den Apfelbäumen ausgebracht."
Ausgeschenkt wird im "Bembelche" zwischen Ostern und dem letzten Sonntag im September, jeweils samstags, sonntags und feiertags zwischen 10 und 19 Uhr. An Aktionstagen kann man eine Kartoffelsuppe aus Kartoffeln vom Meyer'schen Acker genießen und zu jeder Zeit die Spezialität von Karin Meyers Großmutter, eine grobe Bratwurst, gesiedet und hergestellt "vom Metzger meines Vertrauens", erzählt Karin Meyer.
Der Handkäs muss vorbestellt werden, denn der muss ordentlich ziehen, damit er auch gut schmeckt. Da manche Radler auf dem Vulkanradweg in Stockheim noch nicht am Ziel sind, wird auch nach alkoholfreien Getränken gefragt. Der Apfelsaft ist ein wahres Gedicht. Frisch gepresst mit acht Bar Druck und unter Zugabe von Kohlensäure im 100-Liter-Fass gelagert, schmeckt er sensationell gut.
Wer es lieber süß mag: Karin Meyer backt jedes Wochenende einen Kuchen. Die Eier dazu kommen von den eigenen Hühnern. Man sitzt unter einem Gravensteiner- oder einem Klarapfelbaum, genießt den Apfelwein und lässt die gefahrene Strecke noch einmal Revue passieren. Was kann es für einen Sommerabend Schöneres geben? Die Wetterauer Idylle - hier zeigt sie sich pur.