"Wetterauer Früchtchen": Auf ein schönes Stück Erdbeerkuchen
Im sechsten Teil der Serie "Straußwirtschaften in der Wetterau" geht es nach Gambach zu "Wetterauer Früchtchen". Dort gibt es seit 2014 neben einem Hofladen auch eine Straußwirtschaft. Dank einer zündenden Idee beginnt die Erdbeersaison dort drei Wochen früher als anderswo.
Von red
Im Folientunnel arbeitet Maximilian Reuhl mit Nützlingen wie Raubmilben und Schlupfwespen, die Spinnenmilben und Blattläuse vertilgen. Damit kann er chemischen Pflanzenschutz fast vollständig ersetzen. Erdbeeren liebt er noch immer. Foto: Elsaß
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WETTERAUKREIS - Straußwirtschaften und Hofcafés sind gastronomische Betriebe, die saisonal geöffnet haben und ihre eigenen Produkte vermarkten. "In der Wetterau gibt es eine ganze Reihe solcher Geheimtipps, die zur Region gehören wie Apfelwein und Hausmacher Wurst", schwärmen sowohl Landrat Jan Weckler als auch Landwirtschaftsdezernent Matthias Walther. In einer Serie hat der Kreis-Anzeiger in Zusammenarbeit mit dem Wetteraukreis bereits mehrere Betriebe porträtiert. Im sechsten Teil geht es nach Gambach.
Die Erdbeere zählt zu den beliebtesten Früchten der Deutschen. Aber deren Saison ist kurz, ein großes Angebot gibt es nur zwischen Mai und Juli. Es sei denn, man hat eine tolle Idee wie Maximilian Reuhl von "Wetterauer Früchtchen". Drei benachbarte Landwirte betreiben eine Biogasanlage und erzeugen Strom. Doch weit außerhalb der Siedlungsflächen fehlten die Abnehmer für die erzeugte Wärme. Da kam Maximilian Reuhl auf die zündende Idee, die Wärme für seine Erdbeerfelder zu nutzen. Erdbeeren mögen nämlich warme "Füße" und einen warmen "Kopf". Also legte Reuhl in den Gewächshäusern Schläuche, durch die er das warme Wasser leitete - und kann so bis zu drei Wochen früher Erdbeeren ernten. Durch den Anbau verschiedener Sorten auf immerhin 40 Hektar gibt es die "Wetterauer Früchtchen" nun von Anfang April bis Ende September.
Neben Erdbeeren wachsen auf 20 weiteren Hektar Spargel, dazu Himbeeren und Kirschen. Und damit die Menge sich lohnt, hat Maximilian Reuhl auch richtig "geklotzt" und 2000 Kirschbäume gepflanzt.
Per Zufall kommt man allerdings nicht am Hof im Altstädter Feld in Gambach vorbei. Der liegt nämlich jenseits der Autobahn, direkt am Radweg in Richtung Kirch-Göns, Holzheim und Langgöns. "Wir haben deshalb sehr viele Radfahrer, die hier vorbeikommen und im Hofladen einkaufen. Und so hat es sich einfach 2014 ergeben, zum Hofladen auch eine Straußwirtschaft zu eröffnen", erklärt Maximilian Reuhl.
Ab dem 1. Mai bis Ende Juli hängt zwar kein Strauß an der Wand und es steht auch kein Besen vor der Tür, aber in dieser Zeit hat die Straußwirtschaft an Sonn- und Feiertagen von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Und was kann es Schöneres geben als frischen Spargel zu genießen und anschließend ein schönes Stück Erdbeerkuchen zu essen? Im Hofladen kann man sich dann mit weiterem Obst, Wurst, Käse und Brot eindecken, entweder aus eigener Produktion oder aus der näheren Region. Rund die Hälfte der Erdbeeren, die jährlich auf den Reuhl'schen Äckern gedeihen, werden direkt vermarktet, der Rest geht in den Handel, vor allem an Rewe und Tegut und an die Gastronomie. Auf jeden Fall bleiben sie in der Region.
Ein Besuch bei den "Wetterauer Früchtchen" hat sich mittlerweile zu einer richtigen Touristenattraktion entwickelt. "Dreimal in der Woche kommt ein Reisebus, manchmal auch ein Doppeldecker, und bringt Touristen, die sich nicht nur die kulinarischen Köstlichkeiten schmecken lassen, sondern sich auch für Hofführungen interessieren. Besonders Landfrauen aus Bayern scheinen Gefallen an der Wetterau gefunden zu haben. Zehn Termine mit Fachexkursionen sind schon für die bayrischen Besucherinnen geblockt. Wir sind Teil eines Angebotss, das in der Burg Münzenberg beginnt, mit dem Mittagessen bei uns weitergeht und mit einem Besuch in der Marburger Altstadt endet", erklärt Maximilian Reuhl.
Der junge Landwirt hat noch große Pläne: Das Angebot im kulinarischen Bereich soll ausgebaut werden und für Kinder, für die schon jetzt ein großer Fuhrpark an Tretautos bereitsteht, soll es schon bald neue Attraktionen geben. Ein Spielplatz wird gerade gebaut, ergänzt durch einen Streichelzoo mit Ziegen, Lämmern und Hühnern.
Ein Unternehmen mit zwölf festangestellten und mehr als 40 Saisonkräften für die Ernte und Gastronomie kann man nicht im Alleingang leiten. "Das ist nur zu schaffen, weil mein Vater Klaus Volker Reuhl und dessen Lebensgefährtin Erika Bull mich unterstützen. Sie kümmern sich um die Vermarktung und Öffentlichkeitsarbeit, um den Hofladen und die gesamte Buchhaltung. Wir sind ein funktionierendes Familienunternehmen", sagt Maximilian Reuhl nicht ohne Stolz.