Bauern, die aus ihrem Betrieb einen Bio-Betrieb machen möchten, brauchen einen langen Atem. Darauf hat Heinz Gengenbach vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) während eines Umstellungsforums der Modellregion Ökolandbau Wetterau hingewiesen.
INFO
. Das Projekt Modellregion Ökolandbau Wetterau begann im Oktober 2015 nach einer erfolgreichen Bewerbung im Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Der Wetteraukreis gehört zu den ersten drei hessischen Ökomodellregionen. Deren Kernziel ist es, den Anteil von ökologisch bewirtschafteter Fläche und die Zahl der Bio-Betriebe zu erhöhen, mehr regionale Bio-Produkte zu erzeugen und in der Region zu etablieren. Durch das Projekt werden konventionelle Landwirte oder bereits umstellende konventionelle Betriebe angesprochen und mit anderen Akteuren vernetzt. Aufgrund des Projekterfolgs wurde die Förderung der Modellregion bis Ende 2020 verlängert. (red)
WETTERAUKREIS - Bauern, die aus ihrem Betrieb einen Bio-Betrieb machen möchten, brauchen einen langen Atem. Darauf hat Heinz Gengenbach vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) während eines Umstellungsforums der Modellregion Ökolandbau Wetterau vor etwa 50 Landwirten, Fachberatern und Interessierten hingewiesen. Denn: Man könne zwar höhere Preise erzielen als für konventionell erzeugte Produkte, die Umstellung bedeute aber viel Arbeit, höhere Investitionen und geringere Ernteerträge, sagte er.
Dennoch ist die im März 2016 gestartete Umstellungsoffensive auf Ökolandbau im Landkreis Wetterau bis dato nach Angaben des Zweiten Kreisbeigeordneten Matthias Walther ein Erfolgsprojekt. "In der Modellregion Ökolandbau Wetterau hat die Zahl der Ökobetriebe in den vergangen drei Jahren deutlich zugenommen", sagte er. Derzeit würden etwa neun Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche im Kreis ökologisch bewirtschaftet.
Um das weiter voranzutreiben, setzen die Projektverantwortlichen auch in diesem Jahr auf Infoveranstaltungen und Exkursionen. Während des Umstellungsforums erläuterten Referenten die Grundlagen des Ökologischen Landbaus, die Beratungs- und Förderangebote sowie den Ablauf einer Bio-Zertifizierung. Einige Tage später wurden zwei Öko-Betriebe besucht.
Heinz Gengenbach stellte die staatlichen Beratungsangebote für Landwirte vor, die an einer Umstellung auf Bio interessiert sind. Ökolandbau werde gesellschaftlich wertgeschätzt und finanziell gefördert. Gengenbach warnte aber vor zu viel Euphorie.
Wer auf leicht lösliche Mineraldünger sowie auf chemisch-synthetischen Pflanzenschutz verzichten wolle, für den sei der Ökolandbau eine Alternative. Um erfolgreich zu sein, müsse man die Familie einbinden und die notwendigen Ressourcen ermitteln. Besonders in der Umstellungsphase - da gehe es um einem Zeitraum von normalerweise zwei Jahren - müsse man auf die Liquidität des Betriebs achten, weil die Umstellungsware zwar nach den Öko-Richtlinien erzeugt werde, aber noch nicht als Bio-Ware gehandelt werden dürfe.
Die Zuschüsse werden über den Fachdienst Landwirtschaft des Wetteraukreises ausgezahlt. Maßgebend dafür ist das Hessische Programm für Agrarumwelt- und Landschaftspflege-Maßnahmen (HALM). "Gefördert wird der ökologische Landbau immer für eine Laufzeit von mindestens fünf Jahren. Die Förderung hängt von der Nutzung der Flächen ab. Sie beträgt für Ackerland 260 Euro pro Hektar, für Dauergrünland 190 Euro pro Hektar und für Gemüseanbau 420 Euro pro Hektar. Die Zuschüsse sind an die Einhaltung der Vorgaben in der Flächenbewirtschaftung sowie in der Tierhaltung gebunden", erklärte Tatjana Bär von der Fachstelle Agrarförderung.
Wer sich dafür entscheidet, seinen Betrieb ökologisch zu bewirtschaften, verpflichtet sich gleichzeitig zur Prüfung der Einhaltung der Öko-Richtlinien durch eine Kontrollstelle. Referentin Dr. Anne Schmidt, von der Agrarberatungs- und Controll GmbH, einem privaten und neutralen Kontrollinstitut, berichtete daher über die Anforderungen und den Ablauf einer Bio-Zertifizierung. Am Ende des Vortrags war klar: Wer ein gutes Ablagesystem für seine Belege führt, muss keine Bedenken vor der Öko-Zertifizierung haben.
Umstellungsbetriebe schließen sich häufig einem Verband des ökologischen Landbaus an. Das sind in Hessen Bioland, Naturland, Demeter, Biokreis und Gäa Ökologischer Landbau. Um die eigene Qualität zu sichern, haben die Öko-Verbände weitere Kriterien für die Erzeugung und Verarbeitung von Verbandsware eingeführt. Mehr als 50 Prozent der ökologisch arbeitenden Betriebe in Hessen gehören einem Verband an - und das mit gutem Grund, denn die Verbände erleichtern den Marktzugang und begleiten mit Beratung.
An das Forum schlossen sich geführte Exkursionen zu den Ökobetrieben Matthias Weitzel Naturland-Betrieb in Kaichen und Bioland-Biohof Jens Dieffenbach in Wölfersheim an. Beide Betriebe waren bereits bei der ersten Umstellungsveranstaltung der Modellregion Ökolandbau Wetterau im Jahr 2016 Teilnehmer und haben in den Folgejahren eine Betriebsumstellung durchlaufen. Die Betriebsleiter stellten ihre Betriebe und ihre Wirtschaftsweise vor. Sie führten durch ihre Betriebsstätten inklusive Fuhrpark und berichteten detailliert von ihren Umstellungserfahrungen im Ackerbau.