Vorsichtige Hoffnung: ja. Entwarnung oder gar Lockerung: nein. Das ist die Zwischenbilanz, die nach Ansicht von GZW-Geschäftsführer Dr. Dirk M. Fellermann zum jetzigen Stand der Corona-Pandemie gezogen werden muss.
WETTERAUKREIS - Vorsichtige Hoffnung: ja. Entwarnung oder gar Lockerung: nein. Das ist kurz und bündig die Zwischenbilanz, die nach Ansicht von GZW-Geschäftsführer Dr. Dirk M. Fellermann zum jetzigen Stand der Corona-Pandemie gezogen werden muss. Eindringlich warnt der Krankenhauschef in einer Pressemitteilung vor einem vorzeitigen Verzicht auf die Kontaktbeschränkungen.
Die Zahl der Covid-19-Neuinfektionen sinkt, die Inzidenzen und die Belegungen der Intensivstationen gehen leicht zurück. "Aktuell scheinen die Entwicklungen in die richtige Richtung zu weisen. Das ist erfreulich, und auch der frühe Impfbeginn im GZW für Risikogruppen und medizinisches Personal in den Risikobereichen lässt hoffen", erläutert Fellermann. Dennoch sei es unerlässlich, an den Maßnahmen zur Verhinderung der Infektionsausbreitung festzuhalten.
Es gelte weiterhin, die persönlichen Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren, denn noch drohten Risiken: "Die Infektion ist ein internationales Geschehen, die positive Entwicklung bei uns steht im Gegensatz zu den Entwicklungen in vielen europäischen Nachbarländern. Dort breiten sich außerdem offensichtlich wesentlich infektiösere Virusvarianten rasant aus."
Je geringer die Anzahl der Infektionen insgesamt und je höher die Anzahl der immunisierten Menschen, desto weniger Schaden könnten auch die Mutationen anrichten. "Nur so können Entwicklungen wie in England, Irland oder Portugal vermieden werden, wo die Gesundheitssysteme inzwischen überlastet sind", betont Dr. Fellermann.
Bewährt hat sich nach seiner Einschätzung die von der Landesregierung mit Beteiligung der Krankenhäuser entwickelte und umgesetzte abgestufte Versorgungsstruktur. Das hessische Konzept gewährleiste sowohl eine bedarfsgerechte Versorgung als auch die möglichst ausgewogene Verteilung der Covid-19-Patienten auf die hessischen Krankenhäuser. Das habe die Voraussetzung dafür geschaffen, dass Pflegekräfte, Ärzte und weitere Funktionskräfte seit Monaten mit großem Engagement und unter hohen Belastungen die Versorgung in den Krankenhäusern aufrechterhalten könnten. Damit das weiterhin möglich sei, bedürfe es vor allem zweier Faktoren: der Solidarität der gesamten Bevölkerung, denn jeder einzelne könne durch sein rücksichtsvolles Verhalten dazu beitragen, die Belastungen für die im Gesundheitsbereich Beschäftigten zu verringern; außerdem der Solidarität der Politik, die den Krankenhäusern ausreichende Liquidität und finanzielle Planungssicherheit geben müsse.
Die aktuellen sogenannten Ausgleichspauschalen stellten dieses Erfordernis nicht vollständig her, argumentiert Fellermann, da die ihnen zugrunde liegenden Kriterien (regionale Inzidenz, Notfallstufe, Intensivbelegung) nicht zwingend die Kliniken identifizierten, die tatsächlich besonders unter pandemiebedingten Einnahmeverlusten litten. Hier müsse nachgebessert werden. Zumindest sei sicherzustellen, dass alle Krankenhäuser auch für 2021 einen angemessenen Mindererlösausgleich geltend machen könnten.
"Das Problem ist: Wegen der notwendigen Hygienemaßnahmen kann kein Krankenhaus - auch keine psychiatrische und psychosomatische Klinik - so viele Patienten behandeln wie vor der Pandemie. Das bedeutet Erlösausfälle bei gleichzeitig steigenden Kosten", erläutert der GZW-Geschäftsführer.
Sein Appell an die Politik lautet: "Für unsere Krankenhäuser bleibt auch 2021 ein Ausnahmejahr. Es gibt noch keine Entwarnung für uns, und der Weg in die Normalität ist noch sehr lange. Bitte entlasten Sie auch in diesem Jahr die Kliniken von unnötigem Verwaltungsaufwand und unterstützen sie bei der Versorgung der betroffenen Patienten." Foto: GZW