Rund 500 Menschen gedenken am Donnerstagabend in Friedberg der ermordeten Hanauer und geben Rechtpopulisten Mitschuld an der Eskalation von Hass und Hetze
Trotz der Kälte versammelten sich gut 500 Menschen vor dem Kreishaus, um der Hanauer Terroropfer zu gedenken. Tage zuvor gab es schon in Büdingen und Bad Nauheim ähnliche Treffen. Foto: Nissen
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Wetteraukreis (kni). Etwa 500 Menschen trafen sich am Donnerstagabend vor dem Friedberger Landratsamt, um der von einem rassistischen Täter ermordeten Hanauer zu gedenken. Sie legten weiße Rosen und brennende Grablichter auf dem Europaplatz nieder. Die junge Wetterauerin Cemile Dincer sang zwei ergreifende Lieder über Toleranz und Nächstenliebe - passend zur Botschaft der vielen Rednerinnen und Redner: Die in Hanau erschossenen Menschen kommen aus unserer Mitte. Auch wer einen Migrationshintergrund hat, ist selbstverständlich Mitglied unserer Gesellschaft.
Man wolle die rassistischen Hassbotschaften nicht weiter hinnehmen, sagte die Grünen-Landtagsabgeordnete Kathrin Anders: "Wir müssen den Mund aufmachen und sagen, dass wir das nicht wollen." Man müsse die geistigen Brandstifter entlarven, meinte der Landrat und CDU-Politiker Jan Weckler. In den Parlamenten lieferten Rechtspopulisten und Rechtsextreme ein erschreckendes Bild ab. Zum Beispiel Björn Höcke - "ein Faschist, der in Thüringen über 23 Prozent der Wählerstimmen geholt hat". Seine Eltern mussten vor 75 Jahren den Judenstern tragen, sagte Manfred de Vries von der Jüdischen Gemeinde in Bad Nauheim. "Heute gibt es in Deutschland wieder Nazis, weil die Vergangenheit nicht genug aufgearbeitet wurde." Die Morde von Hanau sind ein Anschlag auf die offene Gesellschaft, so der FDP-Bundestagsabgeordnete Peter Heidt. Im Netz sei Hetze an der Tagesordnung, "und Rechtspopulisten haben eine gewaltige Mitschuld an dieser Eskalation". Zum Beispiel der Frankfurter AfD-Landtagsabgeordnete Rainer Rahn, sagte Lisa Gnadl, SPD-Unterbezirksvorsitzende und Landtagsabgeordnete. Rahn habe die Existenz von Shisha-Bars für Außenstehende als störend bezeichnet. Das könne irgendwie auch zu solch einer Tat beitragen. Lisa Gnadl dazu: "Das ist unerträglich! Es zeigt aber einmal mehr, wie die AfD Gift in unserer Gesellschaft verströmt."
Die AfD breche in Worten gezielt Tabus, um die Grenzen des Sagbaren immer weiter nach rechts zu verschieben. Das führe schließlich zu so scheußlichen Verbrechen wie das in Hanau, ergänzte der Linken-Landtagsabgeordnete Hermann Schaus. Eine Gegenrede blieb aus. Stattdessen zog eine große Gruppe von Kranichen hoch über den Köpfen gen Nordosten. Kraniche gelten als Symbole für einen Aufbruch, sagte Sinan Sert vom Bad Nauheimer Ausländerbeirat am Mikro. Für ein gemeinsames Engagement gegen alle Hassprediger in der Gesellschaft.